Sportjugend und Fridays for Future

"Was für viele junge Menschen `Fridays for Future´ ist, ist für die dsj `Zukunft gemeinsam gestalten – im Sport´", sagt Jan Holze, Vorsitzender der Deutschen Sportjugend.

Gemeinsam mit Fridays for Future will die dsj sich für eine nachhaltige Entwicklung im Sport und in der Gesellschaft, für eine friedlichere Welt einsetzen, sagt Jan Holze. Foto: picture-alliance
Gemeinsam mit Fridays for Future will die dsj sich für eine nachhaltige Entwicklung im Sport und in der Gesellschaft, für eine friedlichere Welt einsetzen, sagt Jan Holze. Foto: picture-alliance

Die öffentliche Aufmerksamkeit, die aktuell die „Fridays for Future“ Demonstrationen erfahren, zeigt uns erneut, dass junge Menschen politisch aktiv sind und ihren Lebensraum aktiv mitgestalten wollen. Wer das Klischee der desinteressierten und politikverdrossenen Jugend ernsthaft befeuert, der verkennt eine von vielfältigem und individuellem Engagement geprägte Jugendkultur.

Eine Kultur, wie sie die Deutsche Sportjugend (dsj) seit sieben Jahrzehnten lebt und fördert. In der dsj herrscht ein ganz anderes Bild von „jungen Menschen“. Wir wollen die Aufmerksamkeit auf sie, ihre Interessen, ihre Aktivitäten, ihre Hoffnungen und ihren Mut richten. Die dsj setzt sich für junge Menschen im Sport ein und vertritt ihre Interessen gegenüber Politik und Gesellschaft.

Was wir im gemeinnützigen, organisierten Sport vielfältig sehen und erleben, lässt uns Zuversicht und Hoffnung für die Gegenwart und Zukunft empfinden. Denn wir wissen schon lange:

  • Junge Menschen wollen mitgestalten! Ob in der Gesellschaft, in der Politik oder im Rahmen ihres Engagements im Sport – sie bilden die treibende Kraft für Weiterentwicklung und sind Gestalter*innen und Akteur*innen der Zukunft!
  • Junge Menschen wollen sich engagieren! Wenn sie ihr Engagement als sinn- und wertvoll erleben und in Gemeinschaften wahrgenommen werden, ist die Bereitschaft junger Menschen, sich zu engagieren, nach wie vor hoch.
  • Junge Menschen wollen erleben und dabei sein! Sie finden unter anderem im Sport Freiräume und vielfältige Optionen, sich auszuprobieren, Fähigkeiten und Grenzen kennenzulernen – und sich aktiv in ihrer Lebenswelt zurechtzufinden.
  • Denn junge Menschen denken global! Sie wollen das Zusammenleben gerecht, friedlich und zukunftsorientiert gestalten.

Was von jungen Menschen im Sport gelebt und durch die dsj und ihre Mitgliedsorganisationen gezielt gefördert wird, zeigt sich aktuell bundesweit sowie international sehr deutlich an der Beteiligung an den Demonstrationen im Rahmen der „Fridays for Future“. Sie sind das Sinnbild der Partizipation und Emanzipation junger Menschen. Umwelt, Klima- und Artenschutz sind aktuell die Themen, die viele junge Menschen bewegen, zu denen sie Stellung beziehen wollen, weil sie eine Meinung dazu haben und Forderungen stellen. Dass sich gerade diese Themen in der jungen Szene durchsetzen, ist nicht überraschend! In welcher Welt sollen junge Menschen zukünftig leben? In einer Welt voll Plastikmüll und Luftverschmutzung? Ohne die Vielfalt von Tieren und Pflanzen, die es durch menschliche Einflüsse und gegenwärtige Entscheidungen dann nicht mehr gibt? Was in der Politik und von aktuellen Entscheidungsträger*innen zu wenig beachtet wird, wird jetzt verstärkt von jungen Menschen aufgegriffen. Die dsj schließt sich der jungen Bürger*innenbewegung „Fridays for Future“ an und will alle Mitwirkenden ermutigen, gleichzeitig ungeduldig zu sein und dranzubleiben.

Was für viele junge Menschen „Fridays for Future“ ist, ist für die dsj „Zukunft gemeinsam gestalten – im Sport“. Wir wollen uns gemeinsam für eine nachhaltige Entwicklung im Sport und in der Gesellschaft, für eine friedlichere Welt einsetzen. Wir wollen gemeinsam mit anderen unsere Zukunft bewegen, gestalten sowie eine Orientierung geben. Dies gelingt aber nur durch Bildung und die aktive Auseinandersetzung mit der Welt.

Deshalb setzt die dsj sich seit vier Jahren explizit mit der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) auseinander. Weil eben viele junge Menschen nicht dieselben Chancen haben, soll ihnen die Beteiligung und ein Engagement durch Bildung gewährt werden. Sie können nur dann ein nachhaltiges Denken und Handeln entwickeln, wenn sie in ganzheitlichen Lernprozessen die Möglichkeit dazu erhalten – ob in der Schule, an den Universitäten, in der beruflichen Bildung – oder eben im non-formalen Bildungskontext „Sport“.

Engagement auf lokaler Ebene ist dabei das Fundament aller Bemühungen. In Sportvereinen finden Jugendliche Freiräume für sich, können ihre Interessen und Meinungen artikulieren und haben Möglichkeiten mitzugestalten und sich zu engagieren: für den Klimaschutz, für eine friedlichere Welt, für gerechtere Bedingungen für alle im Sport und in der Gesellschaft.

Im Rahmen einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung unterstützen wir das Engagement, den Gestaltungswillen und die Gestaltungskompetenzen junger Menschen. Wir beteiligen uns am Weltaktionsprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und verankern die Ziele strukturell in unseren Organisationen. Wir zeigen auf, wie die 17 Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) der Vereinten Nationen durch das Medium Sport und im Sportverein erreicht werden können.

Junge Menschen, ob Sportler*innen oder nicht verdienen es, gehört zu werden. Sowohl in den Strukturen des Sports als auch in der Politik. Wir brauchen Formate, in denen junge Menschen und Entscheidungsträger*innen zusammenkommen. Wir brauchen insbesondere Methoden, um einen gemeinsamen, generationsübergreifenden Dialog anzustoßen und eine Kommunikation und Begegnung auf Augenhöhe zu schaffen! Der Sport kann hier Mittel und Plattform zugleich sein, denn er steht für konkrete, nicht nur körperliche Betätigung. Wie konkret das der Fall sein kann, zeigen unsere Juniorbotschafter*innen für „Bildung für nachhaltige Entwicklung“, die zuletzt vom 5. bis 7. April in Heidelberg getagt haben und dabei genau diese Themen diskutierten.

So nutzt Yuri Keckstein vom Niendorfer Turn- und Sportverein den Moderationskoffer BNE der dsj, um mit dem Vorstand und anderen jungen Menschen in seinem Verein ins Gespräch über Nachhaltigkeit zu kommen. Rebecca Stamm vom TG Höchberg will sich über ihr Engagement im Sport hinaus in die Kommunalpolitik ihres Herkunftsorts einmischen. Und Tina Brandsch-Böhm vertritt die dsj innerhalb der „Jugendwerkstatt Wandelbar – Wir gestalten Zukunft“ der DBU vom 18. bis 24. August in Lauterbach. Die Ergebnisse werden zusammengefasst und der Bundesregierung präsentiert. Jede*r kann einen Beitrag für eine nachhaltige Entwicklung leisten. Die einen gehen auf die Straße, die anderen in den Verein, manche gar in die Politik. „Fridays for Future“ hat vormittags konkrete Forderungen gestellt. Nun muss die Politik regelmäßig und ordentlich ihre Hausaufgaben machen. Und nachmittags geht es zum Sport!

(Autor: Jan Holze, Vorsitzender der dsj / der Beitrag erschien als Leitartikel in der neuesten Ausgabe des Informationsdienstes Sport schützt Umwelt.)


  • Gemeinsam mit Fridays for Future will die dsj sich für eine nachhaltige Entwicklung im Sport und in der Gesellschaft, für eine friedlichere Welt einsetzen, sagt Jan Holze. Foto: picture-alliance
    Gemeinsam mit Fridays for Future will die dsj sich für eine nachhaltige Entwicklung im Sport und in der Gesellschaft, für eine friedlichere Welt einsetzen, sagt Jan Holze. Foto: picture-alliance