Sportler für Organspende - DOSB startet Aufruf an Mitglieder

Präsident Thomas Bach: Anstoß geben, über das Thema nachzudenken

Der deutsche Sport nimmt gesellschaftspolitische Verantwortung wahr und bekennt sich zu einer lebensrettenden Idee. Anlässlich des Tages der Organspende am morgigen 4. Juni hat der DOSB seine 98 Mitgliedsorganisationen aufgerufen, sich mit diesem wichtigen Thema zu beschäftigen. Unter dem Motto „Wir sind Sportler für Organspende“ wollen der gleichnamige Verein und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) die 27,5 Millionen Mitglieder in den 91.000 deutschen Sportvereinen motivieren, sich mit dem Thema Organspende auseinander zu setzen und ihre Entscheidung in einem Organspendausweis zu notieren. Die Aktion wurde am heutigen Freitag in Frankfurt/Main vorgestellt.

 

„Zum Sport gehören Hilfsbereitschaft, Solidarität und Mitmenschlichkeit. Der DOSB will einen Anstoß geben, über das Thema nachzudenken und eine Entscheidung zu treffen. Ich habe dies getan: Ich bin ein Sportler für Organspende“, sagte Thomas Bach, Olympiasieger im Fechten und Präsident des DOSB, bei einer Pressekonferenz: „Enorm viele Menschen äußern sich mittlerweile positiv zur Organspende. Dies gilt allerdings nur solange, wie das Thema abstrakt bleibt. Wenn es darum geht, einen Organspendeausweis auszufüllen, sind die Zahlen leider immer noch nicht ausreichend. Der DOSB möchte dabei helfen, dass sich dies ändert. Für uns ist das ein Zeichen der Solidarität und des Mannschaftsgeistes im Sport.“

 

Weiter erklärte Bach: „Mit unseren 98 Mitgliedsorganisationen und deren Unterorganisationen werden wir über Anzeigen, Flyer, Internetauftritte und Veranstaltungen die Öffentlichkeitsarbeit des VSO unterstützen und versuchen, bei unseren Vereinen das Bewusstsein für das Thema zu wecken. Wir wollen vor allem erreichen, dass möglichst viele Menschen für sich persönlich eine Entscheidung zur Organspende treffen und einen Organspendeausweis beantragen. Auch wenn damit nur ein Leben gerettet werden könnte, wäre das Engagement des DOSB schon erfolgreich.“

 

Neben klassischen Instrumenten der Öffentlichkeitsarbeit will der DOSB insbesondere die persönliche Ansprache der Sportlerinnen und Sportler vor Ort suchen und Referenten wie Hartwig Gauder und Hans Wilhelm Gäb vermitteln, deren Engagement im Einklang mit dem persönlichen Lebensschicksal steht.

 

Hans Wilhelm Gäb, der lebertransplantierte Vorsitzende des Vereins Sportler für Organspende (VSO) und langjährige Chef der Sporthilfe, sagte: „Der Verein Sportler für Organspende hat in den letzten Jahren mit Partnern wie der DFL, Unternehmen wie Daimler, Organisationen wie der Stiftung Deutsche Sporthilfe und Vereinen wie den Skyliners Frankfurt und dem FC Bayern zahlreiche aufmerksamkeitsstarke Werbeaktionen durchgeführt. Der DOSB hat von all diesen Partnern das größte Kommunikationspotential. Für sein Engagement gebührt ihm Respekt und Dank. Es besteht die Möglichkeit, die Kommunikation in eine ganz neue Dimension zu heben.“

 

Hartwig Gauder, der als Olympiasieger und Weltmeister im Gehen nach einer Virusinfektion ein neues Herz benötigte, dieses 1997 erhielt und danach die Marathons in New York und Berlin bestritt, machte deutlich, dass bis heute Glück dazu gehört, als Patient ein notwendiges Spenderorgan zu erhalten. Der Mangel dauere an. „Ich weiß, wie wertvoll die Kontakte und Möglichkeiten im Sport sind. Ich hoffe, dass wir damit der immer noch steigenden Zahl der auf Spenderorgane wartenden Patienten begegnen können. Spenderorgane sind Brücken ins Leben“, sagte Gauder.

 

Auch für Hockey-Olympiasiegerin Marion Rodewald ist es zur Selbstverständlichkeit geworden, einen Organspendeausweis zu tragen. Es war die Lebensgeschichte von Hartwig Gauder, die sie entscheidend sensibilisiert hat: „Als Spitzensportlerin möchte ich dazu beitragen, dass sich die Bereitschaft zur Organspende erhöht und es zu einem Bewusstseinswandel bei diesem Thema kommt. Organspende muss mit dem positiven Gefühl verknüpft werden, im Todesfall in einem anderen Menschen weiterleben zu können.“ Rodewald wies dabei insbesondere auf das Schicksal transplantationsbedürftiger Kinder hin. Ein passendes Spenderorgan für sie zu finden ist heute noch ungleich schwieriger als die ohnehin schon schwere Suche bei Erwachsenen. Mit der Kinderhilfe Organtransplantation widmet sie sich deren Schicksal und versucht zusammen mit anderen Spitzensportlern darüber hinaus den Betroffenen und ihren Angehörigen neue Lebensfreude zu vermitteln.

 

Neben Bach, Gäb, Gauder und Rodewald waren auch rund ein Dutzend weitere VSO-Mitglieder wie der Olympiazweite im Tischtennis, Timo Boll, die Hochsprung-WM-Dritte Ariane Friedrich, Speerwurf-Olympiasieger Klaus Wolfermann und Fecht-Olympiasiegerin Cornelia Hanisch bei der Pressekonferenz anwesend, um ihre Unterstützung für den Aufruf des DOSB deutlich zu machen.

 

In Deutschland leben 12.000 schwer kranke Menschen zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Zwar retten Ärzte jährlich Tausende Leben durch Transplantationen, doch es fehlt an Spenderorganen, um allen Kranken zu helfen. Jeden Tag sterben drei Mitbürger auf den Wartelisten. Über zwei Drittel der Deutschen stehen der Organspende zwar positiv gegenüber – doch nur 17 Prozent besitzen einen Organspendeausweis. Aufklärung ist wichtig: Viele wissen nicht, dass die Wahrscheinlichkeit, selbst ein Organ zu benötigen, dreimal höher ist als die, nach dem eigenen Tod Spender zu werden.

 

Viele prominente Sportler engagieren sich seit Langem im von Hans Wilhelm Gäb gegründeten VSO. Als Mitglieder führen neben dem Olympiasieger von 1976, Thomas Bach, mehr als 100 Olympiasieger und Sporthelden einen Spenderausweis und gehen mit ihrem Vorbild voran, darunter Franziska van Almsick (Schwimmen), Franz Beckenbauer (Fußball), Boris Becker (Tennis), Yvonne Bönisch (Judo), Birgit Fischer (Kanu), Eberhard Gienger (Turnen), Georg Hackl (Rodeln), Betty Heidler (Leichtathletik), Frank Luck (Biathlon), Henry Maske (Boxen), Marion Rodewald (Hockey), Henrik Rödl (Basketball), Jochen Schümann (Segeln) und Jens Weißflog (Skispringen).

 

Mehr Informationen zur Kampagne und Organspendeausweise sind im Internet unter www.dosb.de/organspende und www.vso.de erhältlich. Unter www.facebook.de/sportlerfuerorganspende gibt es das Fan-Abzeichen „Ich bin ein Sportler für Organspende“ für die Pinnwand und die Möglichkeit, Freunde zu informieren. Detaillierte Auskünfte zum Thema bieten auch die BZgA-Seite www.organspende-info.de und das Infotelefon Organspende: 0800 / 90 40 400.