Sportpolitisches Interview mit Vivane Reding

Fünf sportpolitische Fragen an Viviane Reding, EU-Kommissarin für Bildung und Kultur: "Der Sport im EU-Vertrag ist eine absolute Notwendigkeit".

 

Foto: Europäische Kommission
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DSB PRESSE: Seit vier Monaten haben wir das Europäische Jahr der Erziehung durch Sport (EJES). Wie fällt Ihre Zwischenbilanz aus?

 

REDING: Ich bin begeistert, weil dieses Jahr zeigt: Wenn Europa eine gute Idee hat, dann machen die Bürger mit. Wir sehen quer durch alle Länder Sportvereine, Schulen, Elternvereinigungen, Pädagogen und Sportverbände, die mitdenken und diese Idee aktiv begleiten. Das EJES ist nicht das Jahr von Brüssel, sondern eine Idee aus Brüssel, die vor Ort mit sehr viel Kreativität und Engagement umgesetzt wird. Ich bin beeindruckt von der Energie und der Tatkraft, die dabei zu sehen ist.

 

DSB PRESSE: Vor diesem Aktionsjahr stand "Erziehung durch Sport" nur selten im Blickpunkt der europäischen Öffentlichkeit. Welche Werte des Sports, die in der Erziehung vermittelt werden können, halten Sie für besonders wichtig?

 

REDING: Wir haben zum einen gesehen, dass Kinder mehr und mehr übergewichtig sind. Es ist wichtig, ihnen einen gesunden Lebensstil vorzuleben. Ansonsten werden wir in einigen Jahren ein großes volksgesundheitliches Problem haben. Das Zweite ist, dass Sport zuletzt zunehmend negative Schlagzeilen schrieb. Junge Menschen müssen auf die positiven gesellschaftlichen Prozesse des Sports hingewiesen werden, auch mit dem Ziel, dass sie negativen Erscheinungen wie dem Doping und der Kommerzialisierung kritisch gegenüber stehen. Wichtig sind in diesem Zusammenhang Teamgeist, Fairplay sowie der Respekt vor Regeln und vor dem Gegner.

 

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DSB PRESSE: Beim Zusammenwachsen von Ländern, Regionen und Menschen - wie nach der EU-Erweiterung - wird die Bedeutung der Bürgergesellschaft in Europa zunehmen. Der Sport ist die größte Personenvereinigung Europas und kann unzweifelhaft viel besser als andere Bereiche Gemeinschaftssinn entwickeln. Was muss passieren, damit der Sport in der Erziehung über dieses Aktionsjahr hinaus einen festen Platz in der europäischen Gesellschaft erhält?

 

REDING: Unbedingt gefördert werden muss der Schulsport. Hier werden Kinder - falls nicht in der Familie - auf die positiven Möglichkeiten von Bewegung hingewiesen. Ein kindgerechter Sportunterricht muss in Verbindung stehen mit dem privat organisierten Vereinssport, damit Vereine weiter Zulauf bekommen und sich entwickeln können. Das kann aber nur funktionieren, wenn es genug Freiwillige gibt. Ein EJES-Schwerpunkt liegt deshalb auch auf der Freiwilligenarbeit. Wer freiwillig tätig ist, gibt viel - bekommt aber auch viel zurück.

 

DSB PRESSE: Denken Sie, dass die anstehende Aufnahme des Sports in die europäische Verfassung beitragen wird, seine gesellschaftliche Stellung im Bereich von Erziehung und gerade auch Schule zu stärken?

 

REDING: Im Entwurf einer Verfassung ist der Sportartikel im Sinne der sozialen und erziehenden Funktion des Sports vorgesehen. Genau das setzen wir jetzt schon um. Das EJES ist ein Fallbeispiel. Den Sport in seiner sozialen und erziehenden Funktion im EU-Vertrag zu festigen ist eine absolute Notwendigkeit. Dies hat nach langer Überzeugungsarbeit jetzt auch einstimmig Anerkennung gefunden.

 

DSB PRESSE: Ist es denkbar, dass einige der EJES-Projekte auch nach dem Aktionsjahr durch die EU gefördert werden?

 

REDING: Falls wir den entsprechenden Artikel in der Verfassung haben, wird es möglich sein, Projekte der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit von Europa aus zu finanzieren.


  • Foto: Europäische Kommission
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