Sportvereine sind unverzichtbar für Kommunal- und Stadtentwicklung

DSB-Präsident Manfred von Richthofen rief den Sport und die Kommunen angesichts eines turbulenten Umfeldes und zahlreicher Herausforderungen und Problemlagen zu einer Vorwärtsstrategie auf.

"Sport braucht zu­ver­läs­sige Rahmen­be­din­gungen", for­dert DSB-Prä­si­dent Man­fred von Richt­ho­fen (Foto: Stroscher).
"Sport braucht zu­ver­läs­sige Rahmen­be­din­gungen", for­dert DSB-Prä­si­dent Man­fred von Richt­ho­fen (Foto: Stroscher).

Zweitägiger DSB-Kongress in Bremen mit 400 Teilnehmern

 

„Spielräume, Möglichkeiten und Kooperationsformen von Sportvereinen, Kommunalpolitik und öffentlicher Sportverwaltung müssen neu ausgemessen werden“, so von Richthofen in seiner Kongresseröffnung. „Die Sportvereine tragen in hohem Maße zur Lebensqualität einer Kommune bei und übernehmen konkret Verantwortung für den Sport und somit für die Lebensqualität vor Ort. Sie sind bereit, Veränderungen zu gestalten, bedürfen jedoch auch verlässlicher Rahmenbedingungen. Eine resignative kommunale Sportpolitik oder das unreflektierte Zurückfahren der Sportförderung führt nicht weiter. Zukunftsfähig sind vielmehr erweiterte bzw. neue Diskussions- und Planungsprozesse aller Beteiligter vor Ort und eine umfassende Einbindung der Sportvereine in kommunale Entscheidungsprozesse.“

 

Am zweitägigen Kongress unter dem Motto „Sport gestaltet Zukunft mit den Menschen vor Ort“ in Bremen nahmen 400 Vertreterinnen und Vertreter von Sportorganisationen und Kommunen teil. In 14 Arbeitskreisen und den Plenarveranstaltungen wurden nicht nur der Veränderungsdruck und die (insbesondere finanziellen) Engpässe aufgearbeitet, sondern vor allem Ansätze und Impulse für eine zukunftsorientierte Sportpolitik vor Ort erarbeitet.

 

Der Erste Bürgermeister Hamburgs, Ole von Beust, stellte hierzu in seinem Hauptvortrag fünf zentrale Handlungsfelder einer zukunftsfähigen Partnerschaft von Sport und Kommune auf. Er forderte:

 

- die dritte verbindliche Schulsportstunde und eine Förderung von Wettbewerben im Schulsport,

- eine intensive Kooperation von Sportvereinen und Ganztagsschulen,

- verlässliche Grundlagen im Sportstättenbereich: Zwar könnten nicht alle Wünsche erfüllt werden, jedoch könne auch und gerade im Sportstättenbereich gemeinsam Machbares ausgemessen und verbindlich vereinbart werden,

- eine zeitgemäße Anerkennung des Ehrenamts im Sport und die Einbindung ehrenamtlicher Kompetenz in planerisches und konkretes kommunalpolitisches Handeln,

- eine umfassende Beteiligung der Vereine an den kommunalen Planungsprozessen und ggf. eine Anpassung gesetzlicher Grundlagen (z. B. im Immissionsschutz, Bau etc.). Denn nur so sei der Sport als zentrales Element moderner Stadtentwicklung weiterzuentwickeln, die insgesamt und unter Einschluss des Sports stärker integriert betrachtet werden müsse.

 

Sport als starker Partner

 

Auch die Präsidentin des Landessportbundes Bremen, Ingelore Rosenkötter, würdigte den Sport als stabilisierenden gesellschaftlichen Faktor in einer veränderten Umwelt vor Ort. „Der Sport ist kein Bittsteller, sondern starker Partner, der angemessene Ressourcen benötigt“, so Rosenkötter.

 

Bewegung, Spiel und Sport hat für die Kommunalentwicklung eine hohe Bedeutung, der Sport ist und bleibt ein zentrales kommunales Handlungsfeld - dies machte der Kongress erneut deutlich. Eine zukunftsorientierte Sportentwicklung vor Ort ist somit in die Kommunalentwicklung fest integriert und in hohem Maße mit anderen Politikfeldern wie z.B. Schul-, Jugend-, Gesundheits- und Sozialpolitik vernetzt. Die Sportvereine tragen in hohem Maße zur Lebensqualität einer Kommune bei, die auch auf Sportstätten für den Breiten-, Wettkampf- und Leistungssport sowie auf wohnumfeldnahen Sport- und Bewegungsräumen beruht.

 

Sportvereine, Kommunalpolitik und Sportverwaltung sind einem starken gesellschaftspolitischen Veränderungsdruck sowie finanzieller Problemlagen der öffentlichen Haushalte ausgesetzt. Der Kongress diskutierte nicht nur die Engpässe dieser Situation, z. B. die Sportraumproblematik als ein Schlüsselproblem der Sportentwicklung, sondern auch Zukunftsstrategien, zu deren Eckpunkte u.a. zählen:

 

- Die Zukunftsfähigkeit erfordert erweiterte bzw. neue Formen der Kooperation; Konflikte müssen hierbei verstärkt als Prozess unter allen Beteiligten (insbesondere Sportvereine und Kommunen) verstanden werden.

- Vereine und lokale Sportpolitik werden sich in Zukunft verstärkt in Netzwerke anderer Politikbereiche einbinden (z.B. Gesundheit, Jugend, Schule, Soziales etc.).

- Die Kompetenzen der Vereine (im Sinne von Fähigkeiten und Zuständigkeiten) sind verstärkt in kommunale Planungs- und Entscheidungsprozesse einzubinden. Der gemeinwohlorientierte Sport und seine Vereine sind bei der Entwicklung und Umsetzung integrierter Konzepte zur Gestaltung wichtiger Politikfelder wie z. B. Ganztagsschule als Lern- und Lebensort in der Kommune, Gesundheitssport (Leitbild der „gesunden Stadt“) umfassend zu beteiligen.

- Die Notwendigkeit integrierter kommunaler Sportentwicklungsplanungen (z. B. Konzepte einer „sportgerechten Stadt“) ist unbestreitbar.

- Wir brauchen angemessene und frühzeitige Einbindung der Sportvereine bei den Konsolidierungsbemühungen kommunaler Haushalte und die Anwendung transparenter und nachvollziehbarer Kriterien.

 

Die anhaltende Krise der Kommunalfinanzen hat deutlich hervortreten lassen, in welchem Umfang eine funktionierende Partnerschaft zwischen Sport und Kommune von zentraler Bedeutung für den Sport ist. Eine Krise der Kommunalfinanzen ist automatisch eine Krise des Sports vor Ort und der Kommune, dies wurde beim Kongress einmal mehr deutlich. Der Deutsche Sportbund unterstützt daher nachdrücklich die Bemühungen des Deutschen Städtetages sowie der kommunalen Spitzenverbände um eine wirksame Reform der Gemeindefinanzen, die die Kommunen in die Lage versetzt, eine zeitgemäße Sportförderung zu gestalten. Der Kongress hat die Bedeutung dieses Aspektes betont und angeregt, die bestehende Zusammenarbeit mit den kommunalen Spitzenverbänden und anderer Partner weiter zu vertiefen, notwendige Rahmenbedingungen weiterzuentwickeln und hierzu eine moderne gemeinsame sportpolitische Plattform zu erarbeiten.

 

Ausgewählte Dokumente, wie z. B. die Rede des DSB-Präsidenten zur Eröffnung und die Kongressbilanz von DSB-Generalsekretär Dr. Andreas Eichler stehen bereits unter der Rubrik Tagungen zur Verfügung. Eine ausführliche Dokumentation des Kongresses wird im Frühjahr 2005 veröffentlicht.


  • "Sport braucht zu­ver­läs­sige Rahmen­be­din­gungen", for­dert DSB-Prä­si­dent Man­fred von Richt­ho­fen (Foto: Stroscher).
    "Sport braucht zu­ver­läs­sige Rahmen­be­din­gungen", for­dert DSB-Prä­si­dent Man­fred von Richt­ho­fen (Foto: Stroscher).