Sportwissenschaftler Prof. Horst Michna starb an heimtückischer Krankheit

Der deutsche Sport trauert um einen international hoch angesehenen Sportwissenschaftler: Im Alter von 52 Jahren ist mit Prof. Horst Michna einer der renommiertesten deutschen Antidoping-Kämpfer gestorben.

Unermüdlicher Kämpfer gegen die Ausbreitung des Doping, Prof. Horst Michna. copyright: TU München
Unermüdlicher Kämpfer gegen die Ausbreitung des Doping, Prof. Horst Michna. copyright: TU München

Michna erlag in der Nacht zum 11. Mai überraschend einer kurz zuvor ausgebrochenen heimtückischen Krankheit. Erst im Januar hatte er die Leitung des Antidoping-Labors in Kreischa als Nachfolger von Prof. Klaus Müller übernommen. Er wollte das Institut für Dopinganalytik und Sportbiochemie zu neuen Ufern führen, um den Fortschritten der Biotechnologie bei Kontrolle und Analyse Paroli zu bieten. 

Seit April 2002 hatte Michna an der Technischen Universität München den Lehrstuhl für Gesundheitsförderung inne; ein Jahr später wurde er Prodekan der Fakultät für Sportwissenschaft, zuletzt war er Dekan. Michna gehörte der Arbeitsgruppe Prävention der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) an. Als Hormonforscher engagierte er sich für einen unerbittlichen Kampf gegen pharmazeutische Leistungssteigerung. Einer seiner weiteren Forschungsschwerpunkte war die Steigerung der Lebenskraft von Krebskranken durch aktives Sporttreiben. Michna, der Wettkampferfahrungen im Schwimmen und Volleyball hatte, gehörte von 1977 bis 1980 der Nationalmannschaft im Rudern an. Im Vierer ohne und im Achter war er mehrfach deutscher Meister und dabei auch WM-Starter. Zehn Jahre lang arbeitete er im Lehrausschuss des Deutschen Ruderverbandes mit; trainingswissenschaftlich betreute er vor den Olympischen Spielen 1988 den Doppel-Vierer. 

Michna hatte an den Universitäten Würzburg, Bochum, Köln, Lübeck und an der Deutschen Sporthochschule Köln Biologie, Sport und Medizin studiert, ehe er im Sommersemester 1980 sein Promotionsstudium in den Fächern Experimentelle Morphologie, Kardiologie und Sportmedizin begann. Über Doping mit Anabolika promovierte er bei Prof. Wildor Hollmann und Prof. Christiane Stang-Voss. Nach Erhalt des Doktortitels der Sportwissenschaft promovierte Michna an der Medizinischen Universität zu Lübeck mit einer naturwissenschaftlichen Arbeit. Im Wintersemester 1989/90 habilitierte er sich dort für das Fach Anatomie. Von 1985 bis 1987 war Michna als Akademischer Rat am Institut für Anatomie der Medizinischen Universität in Lübeck tätig. 1987 nahm er ein Angebot der Schering AG in Berlin an und arbeitete bis 1995 als Leiter der Hormon- und Tumorforschung. Weitere industrielle Angebote schlug der Experte für Sexualhormone aus und wechselte 1995 an die Deutsche Sporthochschule Köln. Dort bekleidete er eine C4-Professur für Morphologie und Tumorforschung; drei Jahre lang fungierte er als erster Stellvertreter des Rektors. 

Als Antidoping-Kämpfer war Michna im Auftreten eher leise, aber sehr akzentuiert. Energiegeladen wie er war, ließ er sich von Projekten schnell begeistern und setzte sie auf kurzem Wege um, der Bürokratie aus dem Weg gehend. Noch kurz vor seinem Tod stieß er gemeinsam mit Dr. Helmut Pabst von der Dopingkontrollfirma PWC eine Supervision für Kontrolleure an, die im Rahmen einer Diplomarbeit eruiert werden sollte. Geplant war ebenso eine Strategie für Blutkontrollen und eine klassische klinische EPO-Prüfung, eine so genannte Phase-III-Studie über Nebenwirkungen. Für den 15. Dezember plante er einen Antidoping-Workshop.


  • Unermüdlicher Kämpfer gegen die Ausbreitung des Doping, Prof. Horst Michna. copyright: TU München
    Unermüdlicher Kämpfer gegen die Ausbreitung des Doping, Prof. Horst Michna. copyright: TU München