Katja Gläß berichtet in der Leipziger Volkszeitung über Staffellauf für Olympia
Es gibt Menschen, die legen sich dieser Tage gerne mit ihrem inneren Schweinehund an. Für sieben Kilometer quer durch die Leipziger Innenstadt. Tags wie nachts. "So schlimm ist das nicht", winkt Romy Turtenwald ab. Von vier bis fünf Uhr absolviert die 20-jährige Sportstudentin dienstags und donnerstags ihren "Lauf für Leipzig 2012".
Auch Sinologie-Student Sirko Manthey verzichtet für den Olympia-Lauf auf Schlaf. Sein erster Dauerlauf führte ihn gestern in der Stunde nach Mitternacht durch die noch gut belebte City. "Schon nach den ersten 50 Metern gab es Zurufe vom Straßenrand wie "Olympia, Olympia" oder "Oh, der Staffellauf". Drei Leute seien spontan hinterher gerannt, "nur um zu erfahren, wohin wir laufen", berichtet der 25-Jährige.
280 Läufer gingen allein in der ersten Woche auf die 7-km-Schleife quer durch die Stadt - darunter bekannte Gesichter wie Ex-Radprofi Jan Schur und Geher Hartwig Gauder oder ganze Gruppen vom Lauftreff Auensee und der Leipziger Polizei. In ihren markanten Olympia-T-Shirts fallen die Läufer auf. "Viele Passanten haben geklatscht, uns angespornt oder wollten wissen, warum wir das machen. Andere haben nur gegrinst", berichtet die Leipzigerin Katja Krause. Auch sie ist eine von rund 200 Stammläufern und -läuferinnen, die in jeder der fünf Wochen jeweils zur selben Zeit die angemeldeten Läufer und Walker über den Rundkurs führen.
Nicht nur damit sichern sich die Initiatoren der Sportwissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig und des Bürgervereins "Leipzig für Olympia" gegen das frühzeitige Aus ihrer Aktion ab. Für den Notfall, so verrät Sprecherin Claudia Lucks, existiert eine Liste von Läufern, die im engen Campus-Umfeld wohnen und schnell einspringen könnten.
Aufregung gibt es im Organisationsstab nur um eines: den symbolischen Staffelstab. Denn der darf bis zur Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) über die Kandidatenstädte am 18. Mai nicht zur Rast kommen. Rund 860 Stunden und mehr als 6000 Kilometer soll er von den Teilnehmern der Staffel durch die sächsische Metropole getragen werden. Einen Ausfall gab es bislang nicht. Stündlich konnte der Staffelstab in der Jahnallee gewechselt werden. "Das Projekt ist super angelaufen. Die Anmeldung über das Internet läuft rund um die Uhr", erzählt Claudia Lucks.
Dass sich ihre spontane Idee zu einem öffentlich diskutierten Event entwickelt hat, motiviert die Leipziger Sportstudenten sehr. "Ich denke, wir arbeiten einfach an der Basis. In der Bevölkerung war schon eine leichte Depression zu spüren. Aber bei der Staffel merken die Menschen, dass sie einfach mitmachen können", sagt die Sprecherin.
"Ich bin zuvor noch nie gelaufen. Aber die Runde schaffe ich in einer Stunde gut", meint Nachtschwärmerin Romy Turtenwald. Noch acht Mal möchte sie gegen ihren inneren Schweinehund antreten und nachts den Staffelstab durch die Stadt tragen. "So langsam gewöhnt man sich daran."
Katja Gläß
Anmeldungen und Informationen: www.laufe-fuer-leipzig2012.de