Starker Wunsch bei Migrantinnen nach mehr Sport

Junge Mädchen mit Migrations-Hintergrund betreiben selten Sport als Hobby, andere Freizeitbeschäftigungen stehen mehr im Vordergrund. Allerdings ist der Wunsch nach mehr Sport sehr stark ausgeprägt.

Marieluise Beck (Foto: Bündnis 90 / Die Grünen)
Marieluise Beck (Foto: Bündnis 90 / Die Grünen)

Zu den Freizeitbeschäftigungen junger Migrantinnen

 

Zu diesen beiden wichtigsten Ergebnissen im Sport kam eine Untersuchung zu den Lebenslagen von jungen Frauen mit griechischem, italienischem, jugoslawischem, türkischem und Aussiedler-Hintergrund. Diese Studie wurde kürzlich in Berlin von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Marieluise Beck, vorgestellt. Erstmalig wurden 950 Migrantinnen im Alter von 15 bis 21 Jahren türkischer, griechischer, italienischer, ehemals jugoslawischer Herkunft sowie Aussiedlerrinnen in Deutschland repräsentativ und umfassend zu einer Fülle von Themen befragt. Der Sport war nur ein Teil der Untersuchung, wurde aber in einem eigenen Bericht berücksichtigt. Die Studie wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend von Prof. Dr. Ursula Boos-Nünning (Universität Duisburg/Essen) und Prof. Dr. Yasemin Karagasoglu (Universität Bremen) durchgeführt.

 

Der Sport spielt vor allem bei den Mädchen mit Migrations-Hintergrund eine schwächere Rolle. Nach einer Untersuchung durch das Deutsche Jugendinstitut steht der Sport bei den 5- 11-jährigen Kindern an erster Stelle der Freizeitaktivitäten, völlig unabhängig von der Religion. Bei den 10- und 11-jährigen Jungs ist sogar die Hälfte sportlich aktiv, bei den Mädchen nur 21 Prozent. Der vergleichbare Wert für deutsche Mädchen: 58 Prozent. Nach der jetzt vorgestellten Erhebung treiben 28 Prozent der befragten Mädchen und Frauen sehr gerne Sport, 22 Prozent manchmal, aber genau die Hälfte selten oder nie. Viel lieber gehen sie in Cafes, Kneipen und Eisdielen, besuchen das Kino, schauen Fernsehen, lesen oder hören Musik. Ein Grund für diese Einordnung: Von vielen Mädchen wird der Sport zu den traditionellen Feldern gezählt und genießt vermutlich keine so hohe Wertschätzung.

 

Anders sehen die Ergebnisse eben aus, wenn nach den Wünschen gefragt wird. Danach wünschen es sich 45 Prozent der Frauen, mehr Sport treiben zu können. Dies ist der am stärksten geäußerte Wunsch vor dem nach Kino (41 Prozent), lesen (34) und auf Partys gehen (32). Dieser Wert könnte ein Indiz für mehr und bessere entsprechende sportliche Angebote für diese Bevölkerungsgruppe sein. Untersucht wurde auch der Einfluss der Religionszugehörigkeit. Dabei zeigte es sich jedoch, dass die Vermutung "stärkere Religiosität - weniger Sport" nicht stimmig zu sein scheint. Durch die Befragungen gibt es den Hinweis, dass sogar Mädchen mit schwächerer religiöser Bindung wenig Sport treiben.

 

Die komplette Untersuchung gibt es hier vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Jugend und Frauen zum Downloaden.


  • Marieluise Beck (Foto: Bündnis 90 / Die Grünen)
    Marieluise Beck (Foto: Bündnis 90 / Die Grünen)