„Sterne des Sports“ 2008: Die 17 Finalisten im Porträt (5)

Am 26. Januar hat Bundespräsident Horst Köhler in Berlin die „Sterne des Sports“ 2008 in Gold überreicht. Alle 17 Finalisten überzeugten die Jury durch ihr großes gesellschaftspolitisches Engagement, so auch Verein „Menschen in Bewegung“ aus Bad Segeberg.

Bundespräsident Horst Köhler, Maud Zimmermann von "Menschen in Bewegung", Herr Schmuders von der Raiffeisenbank Leezen, DOSB-Präsident Thomas Bach und BVR-Präsident Uwe Fröhlich (v.l.).
Bundespräsident Horst Köhler, Maud Zimmermann von "Menschen in Bewegung", Herr Schmuders von der Raiffeisenbank Leezen, DOSB-Präsident Thomas Bach und BVR-Präsident Uwe Fröhlich (v.l.).

„Sterne des Sports“ ist eine Initiative des Deutschen Olympischen Sportbundes und der Volksbanken Raiffeisenbanken.

Ein Herz für Kinder mit ADHS-Syndrom

Für den Erfolg eines Projektes sprechen oft Zahlen. So auch beim Verein „Menschen in Bewegung“ Bad Segeberg e.V. Die Erfolgsquote des Projektes „ADDler Camp“ liegt bei 75 Prozent. So viele Teilnehmer spüren nach nur zehn Tagen deutliche Verbesserungen. Hinter dieser Zahl stehen Schicksale wie die des kleinen Hannes. Hannes leidet unter dem so genannten Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom, kurz ADHS. Im Volksmund wird diese Krankheit oft auch als „Zappelphilippsyndrom“ bezeichnet. Das Projekt „ADDler Camp“ hat der Verein „Menschen in Bewegung“ Bad Segeberg e.V. 2003 zum ersten Mal auf die Beine gestellt. Die Idee dahinter: Kinder, bei denen ADHS und ADS diagnostiziert wurde, werden für zehn Tage in einem Feriencamp betreut. Geschulte Psychologen, Ärzte, Lehrer und Betreuer vermitteln den Kindern ganz spielerisch neue Ansätze zu Bewegung, Ernährung, Entspannung und Suchtverhalten.

Auch der kleine Hannes nahm am „ADDler Camp“ teil. Zehn Tage konnte er sich fern vom Alltag in der Natur so richtig austoben. Hannes fing einen Fisch, baute sich einen eigenen Bogen und absolvierte damit ein Bogenschießtraining. Außerdem lernte er sogar zusammen mit seinen neuen Freunden kochen. „Alle Aktionen sind für die Kinder freiwillig, dennoch gelten klare Regeln. Haben sich die Kinder einmal für oder gegen etwas entschieden gilt es konsequent zu bleiben“, so die erste Vorsitzende des Vereins, Maud Zimmermann. Eine weitere Regel des „ADDler Camps“ ist: In der Zeit, in der die Kinder am Camp teilnehmen, verzichten sie auf ihre Medikamente. Auch Süßigkeiten bleiben zu Hause.

Ganz wichtig ist für die Kinder die Erfahrung, einmal kein Außenseiter zu sein. In der homogenen Gruppe, in der die hyperaktiven Kinder unter sich sind, läuft einfach alles etwas schneller ab. Hier fühlen sie sich nicht abseits der Norm und nehmen eine ganz wichtige Erkenntnis mit nach Hause: „An mir ist nichts verkehrt, ihr könnt mir bloß nicht folgen.“ Das Gefühl nicht falsch zu sein, reduziert den Stress bei den Kindern erheblich.

Eine entscheidende Rolle spielt aber auch der Sport: Hier können die Kinder sich nach Herzenslust bewegen, lernen aber gleichzeitig auch, ihre eigenen Grenzen besser einzuschätzen. Denn viele Kinder mit ADHS oder ADS neigen dazu, sich bis zur totalen Erschöpfung zu verausgaben. Durch den Sport lernen sie darüberhinaus völlig neue Entspannungsmöglichkeiten kennen.

Ganz wichtig ist während der zehntägigen Freizeit aber auch das Coaching der Eltern: Pädagogisch fußt das „ADDler Camp“ auf der Triple P-Methode. Das Positive Parental Program wurde von Matt Sanders und seiner Arbeitsgruppe an der Universität von Queensland in Australien entwickelt. Triple P will die kindliche Entwicklung fördern, indem der erziehungs-bedingte Stress auf beiden Seiten so klein wie möglich gehalten wird. Grundlage hierfür sind liebevolle Zuwendung und eine angemessene Kommunikation. Triple P versucht außerdem dazu beitragen, dass Kinder lernen, Grenzen zu akzeptieren und mit Enttäuschung umzugehen.

Der Verein „Menschen in Bewegung“ sieht sich durch den Erfolg bestätigt: In den meisten Familien hatte sich die Beziehung zwischen Kindern und Eltern oder Geschwistern nach dem ADDler-Camp entscheidend verbessert - und das auf Dauer.


  • Bundespräsident Horst Köhler, Maud Zimmermann von "Menschen in Bewegung", Herr Schmuders von der Raiffeisenbank Leezen, DOSB-Präsident Thomas Bach und BVR-Präsident Uwe Fröhlich (v.l.).
    Bundespräsident Horst Köhler, Maud Zimmermann von "Menschen in Bewegung", Herr Schmuders von der Raiffeisenbank Leezen, DOSB-Präsident Thomas Bach und BVR-Präsident Uwe Fröhlich (v.l.).