Steter Tropfen?

Jugendliche bewegen sich zu wenig, bestätigen jetzt auch Wissenschaftler in einer Studie. Doch wie können wir Abhilfe schaffen, fragt sich der Chefredakteur der DOSB-Publikationen Jörg Stratmann.

Mehr als 80 Prozent der deutschen Jugendlichen bewegen sich zu wenig. Foto: LSB NRW
Mehr als 80 Prozent der deutschen Jugendlichen bewegen sich zu wenig. Foto: LSB NRW

Es ist wieder einmal an der Zeit, den Zeigefinger zu heben. Unsere Kinder und Jugendlichen bewegen sich zu wenig. Das halten uns nun auch Wissenschaftler vor Augen, die ihre Daten im internationalen Auftrag als deutschen Teil der Studie „Gesundheitsverhalten von Schulkindern“ ermittelt haben. Das macht das Erkennen der Defizite noch schmerzhafter. Denn in einigen Teilen der Untersuchungen gehört Deutschland im europäischen Vergleich zu den Schlusslichtern.

Die Studie wurde unter Schirmherrschaft der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in rund 40 Ländern und Regionen Europas und Nordamerikas durchgeführt. Bei uns leiteten Gesundheitswissenschaftler von der Universität Bielefeld die Untersuchungen, begleitet von Forschergruppen der Universität Hamburg, der Technischen Universität Dresden und der Fachhochschule Frankfurt am Main.

Danach bewegen sich mehr als 80 Prozent der deutschen Jugendlichen zu wenig. Nur ein geringer Teil, so die Forscher, erreiche den Schwellenwert internationaler Empfehlungen, nach denen sich Jugendliche täglich 60 Minuten so bewegen sollten, dass der Pulsschlag erhöht werde und sie ins Schwitzen kommen.

Also ist es nicht weit her mit dem Verständnis für Selbstverständlichkeiten, die beispielsweise ein Sportmediziner wie der Kölner Prof. Wildor Hollmann auch hierzulande schon seit Jahrzehnten predigt. Dass sich nämlich körperliche Aktivität kurz- und langfristig positiv auf die physische und psychische Gesundheit auswirkt. Dass zudem die schulische und kognitive Leistungsfähigkeit profitiere. Und dass das Sich-bewegen-lernen mithin genauso wichtig für Heranwachsende sei wie das Erlernen von Rechnen, Schreiben und Lesen.

Und nun sagen uns die Forscher, dass sich Jugendliche mit zunehmendem Alter sogar weniger bewegen. Sind es bei den 11-Jährigen noch jeder vierte Junge und jedes fünfte Mädchen, die die Empfehlungen erreichen, sinkt dieser Anteil zwischen dem 11. und 15. Lebensjahr drastisch.

Körperlich aktive Jugendliche bewegen sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch im Erwachsenenalter, lautet eine weitere Erkenntnis der Forscher. „Auch deshalb ist es wichtig, Bewegung als Teil der Gesundheitsförderung im Jugendalter zu verankern.“

Aha. Wem kommt die Forderung bekannt vor? Wieder einmal hat uns die Wissenschaft auf etwas aufmerksam gemacht, was wir längst wissen. Jetzt muss sie uns und der Politik endlich auch verraten, wie wir es umsetzen können.


  • Mehr als 80 Prozent der deutschen Jugendlichen bewegen sich zu wenig. Foto: LSB NRW
    Mehr als 80 Prozent der deutschen Jugendlichen bewegen sich zu wenig. Foto: LSB NRW