Stichwort: Bildung durch Sport / Drei Fragen an Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung und Forschung

 

“Wir wollen Kinder fit für die Schule und damit für die Zukunft machen”

 

DSB PRESSE: Die Europäische Union hat das Jahr 2004 zum Europäischen Jahr der Erziehung durch Sport erklärt. Was kann der Sport in der Erziehung unserer Kinder und Jugendlichen leisten?

 

BULMAHN: Kinder, die sich viel bewegen, sind später konzentrierter in Schule und Beruf. Sport integriert und führt junge Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammen, in unserem Land wie in ganz Europa. Das sind nur einige Vorteile von Sport, der auch in meinem Leben eine ganz wesentliche Rolle spielt. Sehr wichtig ist in diesem Zusammenhang das bürgerschaftliche Engagement von insgesamt 2,7 Millionen Menschen in insgesamt 90.000 Sportvereinen in Deutschland. Ohne deren Einsatz auch für Kinder und Jugendliche wäre unser Land ärmer.

 

DSB PRESE: Viele wissenschaftlichen Studien zeigen zwar, dass die Fitness von Kindern und Jugendlichen immer stärker zurück geht. Droht der Sport im Schatten der Diskussion um die PISA-Studie und deren Folgen nicht dennoch hinten herunter zu fallen?

 

BULMAHN: Keineswegs. 2004 steht der Sport im besonderen Blickpunkt der Öffentlichkeit. Durch die Olympischen Spiele in Athen, die Fußball-Europameisterschaft und nicht zuletzt die deutsche Olympiabewerbung in Leipzig. Die Faszination, die diese Sportereignisse auf viele Menschen ausüben, werden wir gemeinsam nutzen, um sie für sportliche Werte wie Fair Play und Teamgeist zu sensibilisieren. Und wir wollen auch verstärkt darauf aufmerksam machen, dass bei einer steigenden Anzahl von Grundschulkindern die motorischen Fähigkeiten nicht ausreichend entwickelt sind. Wir müssen die Kinder fit für die Schule und damit auch für die Zukunft machen. Viele Elterninitiativen, Grundschulen und Vereine haben sich zusammengetan, um die Beweglichkeit und die Feinmotorik von Kindern bereits im Grundschulalter zu fördern. Das stimmt mich zuversichtlich.

 

DSB PRESSE: Erziehung ist in Deutschland Ländersache. Aber der Bundesregierung liegen die Ganztagsschulen am Herzen, sie werden stark gefördert. Wie wird der Sport dort konkret eingebunden werden? Kommt ihm eine besondere Bedeutung zu?

 

BULMAHN: Das Motto des Europäischen Jahres der Erziehung durch Sport - „Beweg dich – für Deine Zukunft“ – hat eine besondere Symbolkraft, denn es zeigt, dass wir bei der großen Bildungsreform in Deutschland mit dem Investitionsprogramm Zukunft, Bildung und Betreuung gerade vieles bewegen. Ich freue mich, dass durch dieses Programm mittlerweile in vielen Bundesländern zukunftsträchtige Partnerschaften zwischen Schulen und Sportvereinen entstanden sind. Denn wo sonst, wenn nicht in ganztägigen Schulangeboten nachmittags auf dem Sportplatz oder in der Turnhalle der nahe gelegenen Schule können Kinder und Jugendliche ihre Freizeit mit Sport verbringen? In einer Ganztagsschule ist mehr Zeit und Platz für attraktive Zusatzangebote wie Kanufahren, Klettern, Jonglieren oder Breakdance. Der Fantasie und dem sportlichen Ehrgeiz sind da keine Grenzen gesetzt!