Stichwort: Deutsches Sportabzeichen - Vier Fragen an Klaus Witte, Sportabzeichen-Beauftragter des Deutschen Sportbundes

 

„Ein Spitzenprodukt in der Palette des Breitensports“

 

DSB PRESSE: Das Deutsche Sportabzeichen hat im letzten Jahr bei der Verleihung Rekordzahlen erzielt.

Was bedeutet dies für den Sportorden?

WITTE: Das heißt zuerst einmal Freude und Zufriedenheit über das Erreichte, aber auch Ansporn für alle Beteiligten beim DSB und bei den Landessportbünden, mit den Anstrengungen nicht nachzulassen. Das beste Jahresergebnis aller Zeiten zeigt, dass wir etwas wirklich Attraktives zu bieten haben für die Menschen in unserem Land. Das Sportabzeichen wird ein Spitzenprodukt in der vielseitigen Palette des Breitensports bleiben. Dieses Produkt wollen und müssen wir deshalb zukunftsfähig machen. Dabei dürfen wir uns den Zeichen der Zeit nicht verschließen und wollen die aktuelle Diskussion um Gesundheitsförderung und Prävention nutzen. Aber wir sind ebenso aufgerufen, neue Erkenntnisse aus Medizin und Wissenschaft zu diskutieren und bei der Festlegung von Bedingungen für das Sportabzeichen zu berücksichtigen. Die gerade gebildete Expertenkommission „Deutsches Sportabzeichen“ auf Bundesebene hat einen interessanten Themenkatalog zu bearbeiten.

DSB PRESSE: Aber stellt das Ehrenzeichen denn überhaupt noch Motivation genug dar?

WITTE: Auf jeden Fall. Das Abzeichen ist ein äußeres Symbol und Ausdruck einer besonderen sportlichen Leistung. Es hat zwar in den Augen jüngerer Menschen als Abzeichen keine sehr hohe Bedeutung, das sportliche Ergebnis aber schon. Ganz anders sehen dies Erwachsene und ältere Menschen. Sie freuen sich über eine solche Auszeichnung und tragen sie gern. Bei den Jüngeren überwiegt natürlich der Spaß an der Bewegung und bei den Jugendlichen schon vielfach ergänzend der Gedanke, dass durch das Trainieren die Gesundheit gefördert wird. Es ist ja durchaus möglich, dass diese Einstellung und das sich steigernde Gesundheitsbewusstsein bei den Menschen schon bald mehr gesellschaftliche Anerken-nung erfährt und beispielsweise von den Krankenkassen als ein Mosaikstein mit einem Bonus bei der Beitragszahlung belohnt wird.

DSB PRESSE: Wird das Sportabzeichen denn in allen Altersklassen durchgehend auf gleichem Niveau akzeptiert oder gibt es Unterschiede?

WITTE: Da gibt es durchaus Unterschiede. Bei den älteren Menschen hat das Sportabzeichen eine bemerkenswerte Tradition und genießt eine hohe Wertschätzung. Viele von ihnen haben den Ehrgeiz, sich jedes Jahr aufs Neue dieser Herausforderung zu stellen, die Prüfungen zu wiederholen und damit eine Menge für ihre Gesundheit zu tun.

Auch in den Schulen ist das Sportabzeichen - nicht zuletzt dank der Bemühungen von vielen engagierten Lehrkräften und der finanziellen Unterstützung durch die BARMER - ein voller Erfolg. In diesem Jahr wird das Deutsche Schülerabzeichen gleich zum 10 millionsten Mal seit Einführung im Jahr 1969 abgelegt werden. Ein bedeutender Meilenstein im Jubiläumsjahr!

Aber wir haben auch einen gewissen Schwachpunkt erkannt: In der Altersklasse zwischen 30 und 50 Jahren findet das Sportabzeichen nicht die Resonanz, die es haben müsste. Dieses Manko wollen wir nun als eine Möglichkeit mit dem Firmenfitness-Konzept angehen. Dabei soll in Unternehmen zusammen mit anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Gruppe für das Sportabzeichen trainiert und gemeinsam auch die Prüfung abgelegt werden. Mein Sportabzeichen – das Symbol für die persönliche Fitness!

DSB PRESSE: Was ist in diesem Jahr von diesem Konzept zu erwarten?

WITTE: Wir sind derzeit in einer intensiven Vorbereitungsphase. Die ersten vier Modellprojekte bundesweit werden im Mai anlaufen. Eins soll dabei deutlich werden: Sporttreiben macht vielen Menschen in der Gemeinschaft am meisten Spaß. Deshalb wird gemeinsam trainiert. Natürlich unter der fachkundigen Anleitung von Übungsleitern und erfahrenen Prüfern. Dies ist zwingende Voraussetzung, um z.B. die notwendige Technik zu erlernen. Wenn die Modellprojekte erfolgreich verlaufen, und davon gehe ich aus, wollen wir dieses Konzept möglichst flächendeckend ausdehnen. Dabei sind wir aber auf die Unterstützung von Unternehmensleitungen und vor allen Dingen auf das Interesse und die Mitarbeit unserer Sportorganisationen vor Ort angewiesen.