Stichwort: Dopingopfer

Fünf Fragen an Dr. Peter Danckert (SPD), stellvertretender Vorsitzender des Sportausschusses im Deutschen Bundestag

DSB PRESSE: Bundespräsident Johannes Rau hat kürzlich eine Delegation von Dopingopfern der ehemaligen DDR empfangen. Wie bewerten Sie ein solches Gespräch?

DANCKERT: Ich fand es sehr positiv, dass ein solches Gespräch stattgefunden hat. Man hatte wirklich den Eindruck, dass der Bundespräsident sich sehr für die Beiträge der fünf Dopingopfer interessiert hat. Jetzt geht es um weitergehende Ansprüche. Mit dem Dopingopfer-Hilfe-Gesetz haben wir ja versucht, Probleme zu vermeiden, die mit einer Rente auftreten würden. Dort würde ein ganz anderes Nachweisverfahren verlangt werden. Jetzt ist es ein sehr pauschaler Nachweis. Bei einem Rentenanspruch müsste ein Nachweis in der Kausalität geführt werden. Es kann für die Betroffenen ein sehr schwieriges Verfahren werden.


DSB PRESSE: Es gibt auch noch andere Entschädigungsansprüche. Welchen Einfluss hat die Klage gegen das NOK?


DANCKERT: Die zivilrechtliche Ebene, auf der das NOK in Frankfurt verklagt worden ist, ist noch etwas ganz anderes. Dort muss erst einmal Rechtssicherheit hergestellt werden, denn es geht ja auch um Entschädigungsansprüche. Es können nicht mehrere Anspruchsverfahren nebeneinander existieren. Deshalb wollen wir Frankfurt erst einmal abwarten.


DSB PRESSE: Was halten Sie von einer angedeuteten, möglichen Sammelklage in den USA?


DANCKERT: Das ist ein modernes Stilmittel von Anwälten, denen unsere Rechtsordnung nicht ausreicht. Ich selber halte gar nichts davon. Ich wüsste auch gar nicht, wo hier der Ansatz ist. Es sind ja nur Deutsche daran beteiligt. Es muss einen ausländischen Bezug geben.


DSB PRESSE: Wie bewerten Sie die Schadensersatzforderungen gegenüber Jenapharm?


DANCKERT: In der Sache stecke ich nicht so tief drin. Ich habe es aber immer schon bedauert, dass die chemische Industrie oder deren Rechtsnachfolger sich nur sehr zögernd an der Entschädigung beteiligt haben. Wir hätten heute sehr viel weniger Probleme, wenn sich die Pharmaindustrie beteiligt hätte, ohne damit selbst eine konkrete Verantwortlichkeit zu übernehmen. Da ist aber bis auf Schering nichts passiert.


DSB PRESSE: Wie geht es jetzt weiter?


DANCKERT: Wir rechnen damit, dass wir einen Hinweis vom Bundespräsidenten bekommen, welche Erwartungen und Wünsche er jetzt nach dem Treffen hat. Ansonsten besteht im Sportausschuss die Tendenz, die anhängigen Verfahren in Frankfurt erst einmal abzuwarten.