Stichwort: EU und Sport

 

Zwei Fragen an Erika Dienstl, Europabeauftragte des Deutschen Sportbundes

 

„Auch der Sport bietet große Chancen für Europa!“

 

DSB PRESSE: Der Sport soll

im künftigen „Europa der Bürger“ seine Fähigkeiten zur Integration noch stärker entfalten. Sind dafür die Voraussetzungen geschaffen?

DIENSTL: Die Voraussetzungen werden in erster Linie verbessert durch die Einbeziehung des Sports in den künftigen Vertrag. Dann wird endlich die von allen europäischen Sportverbänden und Nationalen Olympischen Komitees geforderte rechtliche Einbindung des Sports gewährleistet. Zwar war der Sport bereits in der Erklärung von Nizza berücksichtigt, was aber nicht zu einer rechtlichen Verbindlichkeit geführt hat. Andererseits muss man natürlich darauf hinweisen, dass die sportlichen Kontakte innerhalb Europas unabhängig vom EU-Vertrag bereits seit langer Zeit hervorragend funktionieren.

Wichtig erscheint mir die Berücksichtigung der sogenannten Beitrittskandidaten, die vor allem großes Interesse daran zeigen, dass die bereits bestehenden Sportstrukturen innerhalb Europas auf sie übertragen werden. Das EU-Büro in Brüssel berät zur Zeit zum Beispiel Sportorganisationen Ungarns und Sloweniens und als demnächst interessierten Beitrittskandidaten Bulgarien.

DSB PRESSE: Welche Forderungen richten Sie zusätzlich an die politischen und administrativen Kräfte in der EU?

DIENSTL: Die Europawahl im nächsten Jahr bietet sowohl für den deutschen Sport wie auch für die übrigen Sportverbände in Europa eine gute Basis, die „Sportfreundlichkeit“ der Europapolitiker zu prüfen. Wir beabsichtigen, den Kandidaten unsere Fragen und Forderungen auf stärkere Berücksichtigung des Sports innerhalb der EU vorzulegen und auf deutscher Seite nach Möglichkeit dazu eine Veranstaltung in Berlin durchzuführen. Neben dem europäischen Parlament muss sicher auch noch Überzeugungsarbeit in den Kommissionen der EU geleistet werden.

Hier kann ich nur wiederholen, dass die Einbeziehung des Sports ins Vertragswerk zwar eine Basis bildet, dass aber daneben in vielen Politikbereichen der EU die Sensibilität, die Programme auch für den Sport nutzbar zu machen, verstärkt werden muss. Ich denke da zum Beispiel besonders an Jugendprogramme, Sozial- und Gesundheitsprogramme, wo der Sport in hohem Maße schwerpunktmäßig geeignet ist, gesellschaftspolitisch und damit im Sinne der europäischen Integration zu wirken.

Die Politiker sollten begreifen: Auch der Sport bietet große Chancen für Europa! Natürlich muss auch in unseren eigenen Organisationen das Interesse für den Bereich Europa noch verstärkt werden. Die Zukunft des Sports hängt auch mit dem Interesse für die europäische Integration im Bereich des Sports eng zusammen nach dem Motto: „Europa für mündige Bürger“.