„Aus unbürokratischer Hilfe ist eher das Gegenteil geworden“
DSB PRESSE: Die Arbeitsgruppe „Flutkatastrophe“ des Deutschen Sportbundes hatte unter Ihrem Vorsitz zum
dritten Mal getagt. Wie ist der Sachstand?
MOLDENHAUER: Wir müssen davon ausgehen, dass etwa 500 Sportanlagen geschädigt sind. Das Schadensbild reicht von punktuellen Schäden bis zur völligen Zerstörung. Der Schwerpunkt liegt in Sachsen, aber auch Sachsen-Anhalt und Bayern sind stark betroffen. Die Schäden sind inzwischen begutachtet. Dabei hat sich herausgestellt, dass das Schadensausmaß zum Glück nicht so hoch ist, wie beim ersten Schock befürchtet. Es ist allerdings angesichts der Zerstörungen ein eher schwacher Trost. Die Sportorganisationen und Sportvereine haben ein ganz außerordentliches Ausmaß an Solidarität gezeigt und vielfältige Hilfen geleistet. Allein an Geldmitteln kamen für einen Solidaritätsfond weit über 260.000 Euro zusammen. Bund und Länder haben mit ihrem Hilfsprogramm für die Wiederherstellung der kommunalen Infrastruktur die finanzielle Basis für den Wiederaufbau gelegt. Allerdings ist mittlerweile aus der angekündigten schnellen und unbürokratischen Hilfe oder sogar Soforthilfe eher das Gegenteil geworden: Eine verzögerte und außerordentlich bürokratische Angelegenheit.
DSB PRESSE: Wie äußert sich das? Wo liegen die Haupthindernisse?
MOLDENHAUER: Da hat sich wohl wieder einmal der typisch deutsche Perfektionismus durchgesetzt. Wenn wie in Bayern nach einer Mitteilung des Bayerischen Landes-Sportverbandes die Auszahlung von Fördermitteln erst nach dem Durchlaufen von 19 bürokratischen Schritten erfolgen kann, dann kann man das wohl nicht mehr „unbürokratisch“ nennen. Und wenn, wie in Sachsen-Anhalt, mit der Bearbeitung von Anträgen erst nach dem Meldeschluss am 30. März 2003 begonnen werden kann, ist dies das Gegenteil von „sofort“. Positiv muss man anmerken, dass es in Sachsen besser zu laufen scheint; auch eine Folge der LSB-eigenen GmbH für Sportstättensanierung, die tatsächlich sofort für die Beseitigung der Flutschäden eingesetzt werden konnte. Mit unserem eigenen Solidaritätsfonds versuchen wir, Vereinen zu helfen, die von der öffentlichen Förderung ausgeschlossen sind oder die die erforderlichen Eigenmittel nicht aufbringen können. Vielen Vereinen können wir leider jetzt noch nicht unter die Arme greifen, da die staatliche Hilfe aus den geschilderten Gründen weiter auf sich warten lässt und wir vorher nicht feststellen können, wo Notfälle auftreten.