Stichwort: Plötzlicher Herztod beim Sport

Prof. Dr. Hanns-Hermann Dickhuth von der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Sportmedizin erkennt statistisch keinen Anstieg von plötzlichem Herztod beim Sport. Im Interview mit der DSB-PRESSE gibt er aber eine wichtige Empfehlung: frühestens drei Tage nach einem fiebrigen Infekt sollte mit dem Sport wieder begonnen werden!

Vier Fragen an Prof. Dr. Hanns-Hermann Dickhuth, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Sportmedizin

 

   Meldungen über den plötzlichen Herztod beim Sport nehmen in letzter Zeit zu. Bestätigt das auch bereits die Statistik?

 

Hanns-Hermann Dickhuth: Nein. Die Zahlen sind stabil. Es ist wohl eine erhöhte Aufmerksamkeit durch die Medien und die Öffentlichkeit gegeben. Vielleicht haben wir eine Zunahme durch ausländische Spitzensportler zu verzeichnen, die eine schlechtere sportmedizinische Betreuung im Jugendalter aufweisen.

 

   Welche Profilaxe ist für den plötzlichen Herztod überhaupt möglich?

 

Hanns-Hermann Dickhuth: Untersuchungen in den USA bei 650.000 Studenten haben gezeigt, dass breit angelegte Untersuchungsmethoden eigentlich nutzlos sind. Bei 1,4 Millionen Sport-Teilnahmen der Untersuchten gab es 3 Todesfälle, von denen nur einer zu verhindern gewesen wäre. Der Aufwand steht in keinem Verhältnis zum Nutzen.

 

Vernünftiges Sportverhalten und Vorsorge da, wo es nötig ist!

 

   Was kann ein Sportler selber vorbeugend tun?

 

Hanns-Hermann Dickhuth: Es gibt zwei Ursachen für den plötzlichen Herztod bei jüngeren Personen. Zum einen angeborene Herzerkrankungen, zum anderen sind es Herzrhythmusstörungen oft im Zusammenhang mit Infekten. Ein Sportler sollte erst drei Tage nach einem fiebrigen Infekt wieder Sport treiben. Darüber hinaus sollte man Herz-Rhythmus-Störungen ernst nehmen und sich untersuchen lassen. Im Übrigen nimmt das Risiko im Alter zu. Ab dem 35. Lebensjahr sind Vorsorgeuntersuchungen sinnvoll.

 

   Für die Erstversorgung nach einem Herzstillstand werden sogenannte Automatische Defibrillatoren (AED) zur Elektroschockbehandlung empfohlen. Was halten Sie von der Empfehlung: "An jede Sportstätte ein AED"?

 

Hanns-Hermann Dickhuth: Defibrillatoren gehören in Koronarsportgruppen, also in hochgefährdete Gruppen. Da die Wahrscheinlichkeit für einen plötzlichen Herzstillstand so gering ist, hielte ich den immensen Aufwand für Defibrillatoren an allen Sportstätten gemessen am Nutzen für nicht sinnvoll. Es gibt schicksalhafte Verläufe, die man nicht verhindern kann.

 

Link zur Gesellschaft für Prävention und Sportmedizin