Stichwort: Prävention

 

Fünf Fragen an Ulf Fink, Präsident des Deutschen Kneipp-Bundes und Leiter des Berliner Büros für Gesundheit und Prävention

 

„Der organisierte Sport

ist eine der ganz wichtigen Säulen“

DSB PRESSE: Sie leiten seit 2002 das Berliner Büro für Gesundheit und Prävention, das gemeinsam mit dem Gesundheitsbeauftragten des Deutschen Sportbundes, Prof. Winfried Banzer, ins Leben gerufen wurde. Die Verhandlungen über die Gesundheitsreform laufen derzeit. Was machen Sie konkret, um die Prävention zu stärken?

FINK: Wir wollen, dass die Prävention nicht wieder vergessen wird, sondern schon jetzt ein Teil des Gesetzes wird. Wir werden nicht auf das Präventionsgesetz warten, denn jetzt werden die Weichen gestellt. Wir haben gerade in Davos mit einer hochrangig besetzen Arbeitsgruppe unsere Vorstellungen zu Papier gebracht. Diese sind jetzt exklusiv an die Verhandlungsführer übermittelt worden.

DSB PRESSE: Die Gelder im Gesundheitswesen sind knapp. Wie wollen Sie die Prävention denn finanzieren?

FINK: Bisher ist es im Gesundheitsministerium vorgesehen, dass die Tabaksteuer erhöht wird, eine Forderung, die auch von der Bundesärztekammer vehement unterstützt wird. Mit den Mehreinnahmen sollen allerdings versicherungsfremde Leistungen wie z.B. das Mutterschaftsgeld finanziert werden. Wir wollen aber, dass die Prävention zumindest teilweise daraus finanziert wird. Prävention ist eine gesamtstaatliche Aufgabe. Nach dem Vorbild der Deutschen Aidsstiftung sollte es daher eine „Bundesstiftung Prävention“ geben, die in erster Linie aus Steuergeldern finanziert wird. Wir sind dabei weniger an Stiftungskapital interessiert, sondern an einer jährlichen Zuwendung, die 100 Millionen Euro betragen sollte. Eine solche Stiftung könnte nationale Präventionsprogramme initiieren, die wir dringend brauchen.

DSB PRESSE: Haben Sie schon eine Idee vom Aussehen der Präventionsstiftung?

FINK: In dem Stiftungsrat sollen der Bund und die Länder sitzen, Vertreter der Sozialversicherungsträger aber auch der Deutsche Sportbund mit Sitz und Stimme vertreten sein. Demgegenüber plant die Regierungskoalition, einen Präventionsfonds einzurichten, bei dem Staatsgeld nicht vorgesehen ist, so dass man nicht weiß, wie er sich langfristig finanzieren soll. Der Fond ist ein verunglückter Vorschlag. Wir sind der Ansicht, dass neben dem Bund natürlich auch die Krankenkassen zur Finanzierung beitragen sollen, indem sie nicht verwendete Mittel, die sie eigentlich nach dem Gesetz für Präventionsmaßnahmen hätten aufwenden sollen, künftig der Stiftung zuführen.

DSB PRESSE: Wie kann die Prävention ins Bewusstsein der Menschen gerückt werden?

FINK: Wir wollen insbesondere einen Bonus für gesundheitsbewusstes Verhalten einführen. Zum einen soll die Einhaltung eines gesundheitlich wünschenswerten Body Mass Indexes – also des ermittelten Fettanteils am Gesamt-Körpergewicht – belohnt werden. Und als zweites soll von den Krankenkassen ein Bonus in Höhe von 30 Euro pro Versicherten gezahlt werden, wenn dieser an einem qualitätsgesicherten Angebot eines Sportvereines unter dem Gütesiegel „SPORT PRO GESUNDHEIT“ teilnimmt. Dagegen lehnen wir die Verringerung von Zuzahlungen zu Arzneimitteln als Form des Bonus ab, denn eine Zuzahlung wird in einem Krankheitsfall fällig, und ein gesundheitsbewusster Mensch verhindert am Ende ja gerade diesen Krankheitsfall.

DSB PRESSE: Welche Rolle nimmt der Sport in dem Modell ein?

FINK: Der Deutsche Sportbund und damit der gesamte organisierte Sport ist eine der ganz wichtigen Säulen im Präventionsbereich. Ohne den DSB geht jede Präventionsstrategie einfach nicht auf. Deshalb soll und muss er auch einen Sitz und eine Stimme in dem Stiftungsrat für Prävention haben.