Stichwort: Rürup-Kommission und Rolle des Sports

 

Vier Fragen an Prof. Dr. Dr.Winfried Banzer, Gesundheitsbeauftragter des Deutschen Sportbundes

 

 

DSB PRESSE: Die sogenannte „Rürup-Kommision“ für die Nachhaltigkeit in der

Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme hat ihre Vorschläge zur gesetzlichen Krankenversicherung vorgelegt. Welche Rolle spielen Sport und Bewegung in den Empfehlungen der Kommission?

BANZER: Die Antwort ist so traurig wie wahr und lautet: keine! Sport und körperliche Aktivität finden in dem sogenannten „Y-Modell“ der Kommission keine Erwähnung. Das Ergebnis ist aus der Sicht des Sports enttäuschend und nicht zu akzeptieren. Es ist für mich völlig unverständlich, wie ignorant man die Augen vor dem enormen gesundheitspolitischen Potenzial von Bewegung und Sport verschließen kann.

DSB PRESSE: Was hätte man erwarten können?

BANZER: Zumindest von Seiten der wissenschaftlichen Vertreter der Kommission hätte ich erwartet, dass Sie die zahlreich vorliegenden Untersuchungen zum präventiven und therapeutischen Nutzen von Bewegung und Sport zur Kenntnis genommen und in den Empfehlungen zur Entlastung des Gesundheitswesen nachhaltig berücksichtigt hätten. Ich kann nur hoffen, dass zumindest die von dem ehemaligen Bundespräsidenten Herzog geleitete Kommission dieses Versäumnis nicht auch wiederholt.

DSB-PRESSE: Wie schätzen Sie den Stellenwert des Präventionssports im Rahmen der aktuellen gesundheitspolitischen Diskussion innerhalb der Parteien ein?

BANZER: In allen großen politischen Parteien ist ein langsames Umdenken zu erkennen. Die FDP hat bereits den Antrag, „die Kompetenzen des Sports bei Prävention und Rehabilitation besser nutzen“, ins Parlament eingebracht, und andere Parteien werden wohl folgen. Die geplante Anhörung des Sportausschusses zu dieser Thematik am 21. Mai reicht allerdings bei weitem nicht aus. Präventionssport muss auch die Gesundheitspolitiker aller Parteien interessieren. Die zufällige Beschäftigung mit dieser Thematik ist unzureichend. Notwendig ist eine feste Verankerung in der Gesetzgebung bei der Reform des Gesundheitswesens.

DSB PRESSE: Welche Rolle kann der DSB dabei spielen?

BANZER: Wir sind mit den sportpolitischen und gesundheitspolitischen Verantwortlichen der großen Parteien in ständigem Kontakt. Zahlreiche persönliche Gespräche mit den führenden Vertreterinnen und Vertretern der Parteien haben ebenfalls stattgefunden. Bei den sportpolitischen Sprechern der Parteien rennen wir offene Türen ein. Zu der Anhörung des Sportausschusses am 21.5. bin ich als Vertreter des DSB geladen. Unsere Arbeit zielt auf eine feste und nicht nur zufällige Einbindung des Präventionssports in unser Gesundheitswesen. Natürlich wissen wir, dass viele Maßnahmen der Prävention in die Kompetenz der Länder und Kommunen fallen. Aber für mich ist deutlich, dass wir dringend ein Präventionsgesetz brauchen, in dem das enorme Potenzial von körperlicher Aktivität und Sport eine wichtige Rolle spielen sollte.