Stichwort: Übergewichtige Kinder / Vier Fragen an Renate Künast, Ministerin für Verbraucherschutz,

 

DSB PRESSE: Zuletzt hat eine durch den Deutschen Sportbund geförderte Studie ergeben, dass es um die Fitness unserer Kinder nicht

zum Besten gestellt ist, eher im Gegenteil. Woher kommen diese Probleme?

KÜNAST: Übergewicht ist heutzutage die häufigste Gesundheitsstörung, die durch Ernährung mitbedingt wird. Wir müssen feststellen, dass bereits jedes fünfte Kind und jeder dritte Jugendliche in Deutschland übergewichtig ist, mit allen psychosozialen und gesundheitlichen Folgen. Die Diabetes Typ 2 tritt in diesem Alter schon viel häufiger auf als früher, auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schädigungen des Bewegungsapparates. Dieses Übergewicht entsteht vor allem durch falsche Ernährung und Bewegungsmangel. Dieses Thema ist daher sehr wichtig, hier müssen wir ansetzen.

DSB PRESSE: Was kann denn das Bundesverbraucherschutz-Ministeri-um dagegen tun?

KÜNAST: Vor einiger Zeit haben wir beschlossen: Wir müssen uns viel mehr um unsere Kinder und Jugendlichen kümmern. Das Thema Kinder und Ernährung ist deshalb Gegenstand einer mehrjährigen Kampagne meines Ministeriums. Wir gehen jetzt in Sachen Ernährung direkt an die Kinder und Jugendlichen sowie an Erzieher und Lehrer als Multiplikatoren heran. Die Ernährung reicht aber allein nicht aus, der Sport muss dazu kommen, denn es ist wichtig, die Kinder zu mehr Bewegung anzuregen. Deshalb wollen wir den DSB mit am Tisch haben. Denn wenn jetzt nicht etwas passiert, wird ein massives Finanzproblem auf unsere Krankenkassen zu kommen.

DSB PRESSE: Wie kann denn der Sport zu richtigem Ernährungsverhalten beitragen?

KÜNAST: Die Übungsleiter, die im Sport an der Basis arbeiten, sollten auch die Qualifikation zur Beratung für die richtige Ernährung erhalten. Es muss verinnerlicht werden, welche Sachen in der Ernährung welche Wirkung haben. Wir müssen beispielsweise über die Menge Fett Bescheid wissen, die wir aufnehmen können. Es geht um maßvolles Verhalten, denn Kinder werden auch künftig weiterhin Süßigkeiten essen.

DSB PRESSE: Aber die Kinder, die schon in Sportvereinen sind, sind doch eigentlich die falschen Ansprechpartner, weil sie sich meist schon genügend bewegen. Wie wollen Sie die Kinder, die nicht in Vereinen sind, erreichen?

KÜNAST: Für die Kindergärten, Kindertagesstätten und Grundschulen werden ja die Erzieher und Lehrer ausgebildet. Diese müssen nicht nur das Wissen über Erziehung und die richtige Ernährung erhalten, sondern sie müssen auch das Wissen über Sport und die sportliche Infrastruktur und den nächsten Verein vermittelt bekommen. Wenn wir das verwirklichen können, dann ist der erste Schritt gemacht. Das schöne Wort von den Synergie-Effekten fängt hier an.