Ausgangslage und Zielsetzung
Die außerschulische Umweltbildung nimmt einen immer größeren Stellenwert innerhalb unserer Gesellschaft ein und auch die Mitgliedsorganisationen des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) messen der Umweltbildung eine hohe Bedeutung bei. Dennoch hatte das Interesse seit Mitte der 1990er Jahre nachgelassen. Zum einen konnte man eine gewisse Routine im Bereich umweltgerechten Verhaltens (z.B. Mülltrennen) feststellen. Zum anderen sind positive Einstellungen zum Umweltschutz zumindest in Deutschland zu einer sozialen Norm geworden. Damit einher ging eine zunehmende Entdramatisierung bzw. Entemotionalisierung des Umweltbewusstseins.
Mit der einsetzenden Debatte um den Klimawandel und seinen Folgen setzen sich vor allem die nationalen Bildungsträger und -institutionen verstärkt für die Förderung eines umweltgerechten Verhaltens durch Bildungsprozesse ein. Ziel ist es, durch Bildungsmaßnahmen die Prinzipien nachhaltiger Entwicklung nicht nur in den nationalen Bildungssystemen, sondern in allen relevanten gesellschaftlichen Teilsystemen, wie z.B. dem Sport, zu verankern. Umweltbildung beschränkt sich demnach heute nicht mehr nur auf natur- und umweltpädagogische Aspekte, sondern schließt gemäß dem Leitbild der nachhaltigen (zukunftsfähigen) Entwicklung auch ökonomische und soziale Aspekte mit ein.
Das Ziel des Symposiums „Umweltbildung im Sport“ bestand darin, Eckpunkte für ein neues Verständnis des umweltorientierten Lernens im Sport zu finden, die sich an aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen orientieren. Diese sind u.a. gekennzeichnet durch
- den Trend hin zu pragmatisch orientierten, individuellen Nachhaltigkeitskonzepten
- das Ende der „Katastrophenpädagogik“
- die zunehmende Naturentfremdung insbesondere bei Kindern und Jugendlichen
- die verstärkte Orientierung an Lebensstilen
- das weiterhin steigende Gesundheitsbewusstsein.
Ausgehend von zentralen Ergebnissen der Umweltbewusstseinsforschung sowie der Vorstellung des Konzepts der Bildung zur Nachhaltigkeit wurden aktuelle und geplante (Praxis-)Konzepte - auch außerhalb des organisierten Sports - die zur Nachahmung bzw. Weiterentwicklung geeignet erscheinen, präsentiert.
Programmablauf und Diskussion
Den Auftakt bildete das Impulsreferat von Hans-Joachim Neuerburg und Thomas Wilken über neueste Ergebnisse der aktuellen Umweltbewusstseinsforschung. Demnach zeigt sich insbesondere die in der Vergangenheit - ob ihres geringen Interesses - oft gescholtene Jugend wieder als neuer „Hoffnungsträger“ in Sachen Umweltengagement.
Im Anschluss daran skizziert Gerd Michelsen von der Uni Lüneburg in seinem grundlegenden Beitrag den Weg von der Umweltbildung hin zu einer Bildung für eine nachhaltige Entwicklung (BNE). Dabei stellte er vor allem den besonderen Stellenwert partizipativer und selbstaktiver Ansätze bei der Entwicklung von Gestaltungskompetenz heraus.
Einen ersten Blick in die Praxis vermittelte der Beitrag „Gut Drauf 21 - Ein Bildungskonzept zur Förderung nachhaltiger Lebensqualität“ von Hartmut Kern. Bei diesem Projekt des Deutschen Jugendherbergswerkes (DJH) werden bewährte Praxisbausteine aus den Bereichen Bewegung, Entspannung und gesunde Ernährung unter dem Gesichtspunkt einer nachhaltigen Lebensweise konzeptionell zusammengeführt.
Um nachhaltige Lebensstile ging es auch im Vortrag von Katrin Riebke. Vorgestellt wurde die Aktion „Ferien vor Ort“ der Sportjugend Rheinland-Pfalz, die 2006 unter dem Motto „Nachhaltig leben – bewusster, langsamer, fair, miteinander & schöner“ Kinder und Jugendliche aber auch die Betreuer/-innen für die Zusammenhänge zwischen dem eigenen Verhalten und den globalen Auswirkungen sensibilisieren wollte.
Aktuelle Einblicke in die Zusammenarbeit von Deutscher Sportjugend (dsj) und Naturschutzjugend (NAJU) auf dem Gebiet der Umweltbildung vermittelt der Beitrag von Frank Kaiser, der das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderte Projekt „Abenteuer JUUS – natürlich sportlich“ vorstellte.
In seiner Vorstellung der aktuellen Konzeption der Ausbildung von Übungsleiter/-innen im Deutschen Alpenverein zeigte Stefan Witty auf, wie Umweltbildung als Querschnitts-aufgabe begriffen und konkret umgesetzt werden kann.
Einen Schritt weiter in Richtung Sport und Bildung zur Nachhaltigkeit geht das ebenfalls von der DBU geförderte Projekt „Mit Drachenbooten und Fluss-Rangern den Rhein neu erleben“. Hans-Joachim Neuerburg stellte den innovativen Umweltbildungsansatz im Sport vor, in dem vielfältige Aspekte der Nachhaltigkeit Berücksichtigung finden.
Abschließend gab Tina Jacoby einen Überblick über die Ziele und Inhalte einer sportbezogene Umweltbildung bei Lehrern/-innen vor dem Hintergrund der Prinzipien einer Bildung zur Nachhaltigkeit. In ihrem Beitrag zeigte sie Wege auf wie das Konzept der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung in der Sportlehrerausbildung an der Deutschen Sporthochschule verankert werden könnte.
Fazit
Das Symposium hat eindrucksvoll gezeigt, dass sich das Thema „Umweltbildung“ auch im Sport immer weiter ausdifferenziert und damit neue Perspektiven eröffnet. Im Mittelpunkt künftigen Bemühens steht dabei die Vermittlung von Gestaltungskompetenzen, um im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung handeln zu können.
Die Ergebnisse des Symposiums wurden als Band 25 in der Schriftenreihe „Sport und Umwelt“ des DOSB veröffentlicht. Eine Weiterbearbeitung des Themas erfolgte anlässlich der Bundeskonferenz Sportentwicklung des DOSB 2008 in Berlin.
<media 18639 _blank download "TEXT, dosb plakat syposium ueberarbeitet final, dosb_plakat_syposium_ueberarbeitet_final.pdf, 0.9 MB">POSTER zur Veranstaltungsreihe</media> 'Symposium zu nachhaltigen Entwicklung des Sports'
Die <media 27168 _blank download "TEXT, Umweltbildung im Sport, Umweltbildung im Sport.pdf, 638 KB">Dokumentation "Umweltbildung im Sport"</media> erhalten Sie hier zum Download.
Kontakt:
Sport mit Einsicht e.V.
Hans-Joachim Neuerburg
neuerburg(at)sportmiteinsicht.org
www.sportmiteinsicht.org
Deutscher Olympischer Sportbund
Inge Egli
egli(at)dosb.de
www.dosb.de