Tagung: G8 und die Folgen für den Sport

Der Landessportbund Hessen veranstaltet am 6. Juni 2011 eine Tagung zur gymnasialen Schulzeitverkürzung G8 und ihre Auswirkungen auf den Sport.

Für viele Schüler rollt der Ball außerhalb der  Schulsporthallen immer seltener. Foto: picture-alliance
Für viele Schüler rollt der Ball außerhalb der Schulsporthallen immer seltener. Foto: picture-alliance

Die Auswirkungen von G8 auf das Sport- und Freizeitverhalten von
Jugendlichen und die umfassenden Folgen für den organisierten Sport sind bislang nicht systematisch erforscht. Außerdem fehlt es an konkreten Handlungsempfehlungen, die spezielle Form der Ganztagsschule in sich und abgestimmt auf die außerschulischen Bildungsangebote, zu organisieren. Die Tagung will eine übersichtliche Darstellung von Hintergründen und
Aspekten sowie Lösungsbeispiele aus der Praxis vorstellen und diskutieren.

Eingeladen sind Sportvereine, Vertreterinnen und Vertreter des organisierten Sports, Schulen, Schülervertretungen, Elternvertretungen, andere außerschulische Bildungsanbieter und die interessierte Öffentlichkeit.

Hintergrund:
Die Verlängerung der täglichen Schulzeit durch die Schulzeitverkürzung (G8) hat zu einem verringerten Zeitbudget und zu einem veränderten Freizeitverhalten der betroffenen Schülerinnen und Schüler geführt. In der gesellschaftlichen Diskussion werden die Auswirkungen von G8 zunehmend kritisch bewertet. Kinderärzte sorgen sich wegen der physischen und psychischen Mehrbelastungen vieler Jugendlicher. Eltern berichten, dass der durch die Schulzeitverkürzung entstandene Zeitdruck längst das Familienleben bestimmt, Pädagogen beklagen einen Verlust an Kindheit. Folglich werden die Freiräume für außerschulische Aktivitäten sehr viel geringer. Vielerorts ist ein Rückgang der Aktivitäten von Jugendlichen in den Sportvereinen, Kirchen, Musikschulen oder Jugendverbände zu beobachten, da Eltern und Schüler ein Bildungsrisiko befürchten. Davon betroffen sind sowohl Umfang und Intensität des Sporttreibens, verstärkt im Jugendleistungssport, als auch das ehrenamtliche
Engagement.

Hinzu kommt, dass die G8-Reform in Hessen Gymnasien und Kooperative Gesamtschulen zu einer besonderen Form von gebundenen, also verpflichtenden Ganztagsschulen verändert hat. Allerdings haben die G8-Schulen im Gegensatz zu klassischen gebundenen Ganztagsschulen kaum Möglichkeiten den verlängerten Schultag zu rhythmisieren. Sport und Bewegungsangebote, die bei der längeren Verweildauer in der Schule noch wichtiger werden, sind aufgrund der knappen Zeiträume und dem verdichteten Lernstoff in der Regel eher rückläufig. Gleichwohl gibt es auch positive Rückmeldungen zu G8.

Bisherige Beobachtungen lassen jedoch erkennen: Die G8-Reform trifft den organisierten Sport besonders, da in vielen Sportarten Gymnasialschüler die Mehrzahl der Sportvereinsmitglieder stellen. Nicht wenige Experten im organisierten Sport vermuten, dass der generelle Rückgang von Kindern und Jugendlichen am Vereinssport vor allem mit den Belastungen durch die „heimlichen“ G8-Ganztagsschulen und weniger mit der Einführung von Ganztagsschulen an sich verknüpft ist. Denn es sei auffällig, dass in Hessen die kritischen Töne an der Ausweitung von Schulzeit genau dann aufkamen, als die ersten G8-Jahrgänge die siebte und achte Klasse erreichten. Hatte in den Jahren zuvor die jugendliche Vereinsklientel entweder die offenen und damit freiwilligen Ganztagsschulangebote gemieden oder eine Vereinbarkeit mit ihrem bisherigen Freizeitverhalten herstellen können, veränderte sich die Lage durch die neuen G8-Schulen.

Informationen zum Programm:
Dr. Frank Obst, fobst(at)sport-erlebnisse.de, Tel.: 069-6789-451
Stephan Schulz-Algie schulz-algie(at)sportjugend-hessen.de, Tel.: 069-6789-403

Anmeldung:
Landessportbund Hessen, Karin Bauer, kbauer(at)lsbh.de, Fax: 069-6789-427


  • Für viele Schüler rollt der Ball außerhalb der  Schulsporthallen immer seltener. Foto: picture-alliance
    Für viele Schüler rollt der Ball außerhalb der Schulsporthallen immer seltener. Foto: picture-alliance