THEMA DES MONATS FEBRUAR 2005: KUTTERPROJEKT KIEL: DIE NEUEN SEGELFANS FIEBERN ZWEITER SAISON ENTGEGEN

Noch ist Winterpause. Noch. Jetzt wird schon geschliffen und lackiert, aber bald ist es wieder soweit, dann wird aufgetakelt. Die Segelsaison 2005 rückt immer näher und damit die zweite Saison für das Kieler Jugendkutterprojekt unter dem Dach des Programms „Integration durch Sport“. Fast 1000 Teilnehmer waren letztes Jahr an 120 Aktionstagen dabei.

Ziel des Kutterprojekts: Kinder aus Migranten-, Aussiedler- und sozial benachteiligten einheimischen Familien sollen beim gemeinsamen Erlebnis rund ums Segeln mit den traditionell getakelten Booten „Clara“ und „Fiasko“ besser zueinander finden – eben einen wichtigen Beitrag für eine gelungene Integration leisten.

 

Die Situation an Bord eines Segelbootes ist dafür bestens geeignet. Einmal an Bord kann man sich nicht mehr aus dem Weg gehen, die Auseinandersetzung mit den anderen Crewmitgliedern ist unvermeidlich. Jeder, der schon einmal gesegelt ist, weiß: „Auf engstem Raum muss die Kommunikation klappen, Hand in Hand gearbeitet werden“, erklärt der Projektleiter Jürgen Pautke. Man lerne die eigenen Grenzen genauso kennen wie die der Mitsegler.

 

 

Die "Clara" auf See

 

In enger Zusammenarbeit mit Jugendeinrichtungen und Schulen bietet

das Kutterprojekt wöchentliche Termine an, bei denen die Grundfertigkeiten vermittelt werden. Sechs Gruppen mit etwa 60 Teilnehmern gab es im letzten Jahr. Wer regelmäßig dabei war, der durfte auch mit auf die beliebten Ferienfahrten, von denen in  der letzten Saison fünf angeboten wurden. So lernen die Kids, dass sich langfristiges Engagement und das Eingehen von Verpflichtungen lohnen.

 

Die Ferienfahrten sind bis zu eine Woche lang und haben eine Besonderheit: Zu Gunsten des Integrationseffektes wird Augenmerk auf die Zusammensetzung der Crews gelegt. Die Mitglieder sollen sich nur teilweise untereinander kennen. So lernen sie auf der Fahrt, dass Anfangsschwierigkeiten miteinander überwunden werden können.

 

 

 

Eine Ferienfahrt auf der Clara

 

Auch Tagesfahrten werden angeboten. In diesem Rahmen führt das Projekt der „Segelwandertage“ einen gesamten Jahrgang einer Hauptschule aus dem sozialen Brennpunkt Gaarden mit den Mitgliedern eines Segelclubs aus dem gutbürgerlichen Vorort Möltenort zusammen.

 

Der passionierte Segler Jürgen Pautke kann sich dank „Integration durch Sport“ nun mit einer festen Stelle ganz dem Projekt widmen. Ihm war von Anfang an vor allen Dingen daran gelegen, sozial benachteiligte Jugendliche anzusprechen, für die die traditionellen Segelvereine der Fördestadt keine Anlaufstelle sind. 

 

In der kommenden Saison soll nun vor allem die Zusammenarbeit mit den Schulen ausgebaut werden. Der schulische Rahmen gewährleistet, dass schwierige Jugendliche regelmäßig dabei sind. Derzeit werden die Boote schmuck gemacht für die neue Saison. Über Mangel an helfenden Händen kann der 38-jährige Jürgen Pautke sich nicht beklagen. Im Gegenteil: Die Kids sind richtig scharf drauf, an den Booten zu arbeiten- Pautke muss „Schichtpläne“ erstellen.

 

Anfang April sollen „Clara“ und „Fiasko“ wieder zu Wasser gelassen und die Masten gestellt werden, Mitte April wird je nach Wetterlage angesegelt. Am 30. April ist Hafenfest und direkt danach wird losgesegelt zur Rum-Regatta nach Flensburg. Letzten Mai hatte die bunte, 14-köpfige Crew der „Clara“ überraschend einen 1. Platz ersegelt – den gilt es natürlich zu verteidigen!