THEMA DES MONATS JULI: HOCHHEIM BOXT SICH DURCH ODER: MIT BEHARRLICHKEIT FÜR DIE INTEGRATION

Der Boxclub Hochheim ist untrennbar mit dem gebürtigen Jordanier Ahmed Shatanawi verbunden, der schon über 30 Jahre in Deutschland lebt. Der Mittfünziger ist ein erfahrener Boxtrainer, eine seiner vielen Stationen war der Bundesliga-Club Kostheim. Mitte der Neunziger hatte er sich aus dem aktiven Sport zurückgezogen, eine mehrjährige Auszeit genommen. Doch Familie und Freunden gelang es, ihn zu reaktivieren – ein Glücksfall für den Sport und seine Integrationsbestrebungen in Hochheim!

Ahmed Shatanawi, der "Motor" des Boxclubs in Hochheim (Fotos: Boxclub Hochheim)
Ahmed Shatanawi, der "Motor" des Boxclubs in Hochheim (Fotos: Boxclub Hochheim)

Boxerherz bleibt Boxerherz

 

 

Taha Sultan, Vorsitzender des Ausländerbeirats in der Nachbargemeinde Kriftel, Freund Shatanawis und bald wahrscheinlich Vorstandsmitglied bei den Hochheimern, findet das nur logisch: „Das Boxen ist seine Liebe, die konnte er nicht ganz aufgeben. Und seine Frau und Tochter stehen da voll hinter ihm. Außerdem wollte er etwas für die jungen Leute in der Gegend tun. Gerade auch die Integration ausländischer Jugendlicher liegt ihm sehr am Herzen, er ist ja selbst nicht hier geboren.“

 

Einer derjenigen, die Ahmed Shatanawi so lange bearbeiteten, bis er „umfiel“, war Andreas Willaschek, heute Jugendwart in Hochheim. Er hatte als Jugendlicher unter Shatanawi trainiert und wollte, dass die Jugendlichen von Hochheim auch in diesen Genuss kommen. Daher versuchte er stetig, Shatanawi die Gründung eines Boxclubs in Hochheim schmackhaft zu machen. Als Jugendliche und Eltern bei den Shatanawis anriefen, um sich nach den Trainingszeiten des Clubs zu erkundigen, war der Trainer gewonnen und machte sich auch gleich in die Spur.

 

Mit persönlichem Einsatz zum Ziel

 

Aber aller Anfang ist schwer: Der Hochheimer Sportreferent erteilte den Plänen mit der Begründung „Raummangel“ erstmal eine Absage. Shatanawi ging zum Bürgermeister und überzeugt ihn, dass ein Boxclub ein Gewinn für die Gemeinde wäre. Sie waren sich einig, dass man mit einem solchen Angebot Jugendliche von der Straße bekommt, ihr Selbstbewusstsein stärken und ihnen Disziplin vermitteln kann - was sie in die Lage versetzt, sich Bestätigung zu verschaffen.

 

 

Andreas Willaschek (Dritter von rechts), heute Jugendwart in Hochheim, überzeugte seinen Trainer zum Mitmachen

 

Man einigte sich, erstmal den Verein zu gründen und dann den Trainingsraum zu finden. Auf den Kraftraum der Gesamtschule fiel die Wahl, drei Mal die Woche wurde trainiert. Der Andrang übertraf alle Erwartungen: Teils musste in den Gängen trainiert werden, weil der Raum aus allen Nähten platzte.

 

Viel Platz und tolle Ergebnisse

 

Jetzt erhielten der Verein und die Verantwortlichen einen weiteren Lohn für ihre Mühen. Als der Grundschul-Neubau fertig war, stand fest: Die Boxer sollen die Turnhalle nicht nur mit nutzen können, sondern ein Trainingsraum wurde eigens nach ihren Bedürfnissen gestaltet, sogar ein Sandsack aufgehängt. Morgens und nachmittags nutzt eine Kindertagesstätte die Halle, danach kommen die Boxer zum Zuge. Seitdem kann jeden Abend trainiert werden – ohne Platzprobleme. Jedes Jahr ist der BC Hochheim bei der Hessenmeisterschaft vertreten, heimst oft auch Preise ein. Jetzt richtete der Club als weiteren Höhepunkt des Vereinslebens sogar die Landesmeisterschaften selbst einmal aus.

 

Von diesen sportlichen Erfolgen abgesehen, zählt aber vor allem auch das, was Ahmed Shatanawi auf den Punkt bringt: „Durch die verschiedenen Nationalitäten, die in unserem Verein vertreten sind, werden die sozialen Kontakte verbessert und Vorurteile abgebaut. Ich bin davon überzeugt, dass sich jeder meiner Boxer sich zu seinem Vorteil entwickelt hat.“


  • Ahmed Shatanawi, der "Motor" des Boxclubs in Hochheim (Fotos: Boxclub Hochheim)
    Ahmed Shatanawi, der "Motor" des Boxclubs in Hochheim (Fotos: Boxclub Hochheim)