THEMA DES MONATS MÄRZ: KV 95 STUTTGART - RINGEN UND NACHHILFE ALS SOZIALES NETZ

Frankfurt (ids) Mit dem Klischee, Russland-Deutsche sorgen immer nur für mehr Kriminalität, wollte sich Adolf Rager einfach nicht abfinden. Der erste Vorsitzende und Macher beim Stuttgarter Ringerverein KV 95 lässt nichts unversucht, um vor allem jugendliche Sportler über ein starkes soziales Netz in ihre neue Heimat einzubinden.

Rager geht es auch um das sportliche Training und die Unterstützung für die Mannschaften des Vereins. Aber die Integrationsarbeit ist einfach mehr für ihn. Es fängt an bei der Vermittlung von Nachhilfeunterricht und Hausaufgabenhilfen und reicht hin bis zur Unterstützung bei der Wohnungssuche und der Führerscheinprüfung.

Kampf gegen Vorurteile

Kriminell sei von den jungen Menschen, die beim KV 95 Stuttgart in der Vaihinger Sporthalle trainieren, bisher keiner geworden, betont Rager. Diese Einschätzung wird von der Polizei in Stuttgart geteilt. Besonders aggressiv sei auch keiner, wird Rager nicht müde, gegen Vorurteile anzukämpfen. “Im Gegenteil, sie sind immer sehr freundlich und zurückhaltend, fast schüchtern”, meint Rager. Sein Leitsatz: “Aus den Jungs ist mehr rauszuholen als ein Sprachkurs.”

Dominik Kuhner und Roman Korolkov sind zwei exzellente Beispiele, dass der KV 95 Stuttgart mehr als nur Jugendarbeit betreibt. Roman Korolkov ist erst im März 2001 aus Almaty in Kasachstan nach Stuttgart bekommen. Schon wenig später gehörte der frühere Jugendmeister seines Geburtslandes zum Stamm der Ringermannschaft des Kraftsportvereins. Mittlerweile gibt er sein Wissen schon an C-Jugendliche weiter.

Roman Korolkov auf dem Weg zum Abitur

Aber Roman, württembergischer Meister in seiner Alterklasse, hat sich auch hohe Ziele außerhalb des Sport gesetzt. Derzeit “bastelt” er mit Hilfe eines Sonderlehrganges an seinem Abitur und will möglichst schnell auf eigenen Füssen stehen. Mit einem Ferienjob im letzten Sommer bei DaimlerChrysler und einer eigenen Wohnung hat er einen Teil dieses Wunsches bereits umgesetzt.

Dominik Kuhner ist schon ein gutes Stück weiter und studiert in Tübingen. Der 28-Jährige fängt an, dem KV Stuttgart als Dank eine Menge von dem zurückzugeben, was vor allem Rager für ihn geleistet hat. Obwohl er für den TuS Adelhausen in der ersten Bundesliga ringt, stellt er den Stuttgartern seine Erfahrung zur Verfügung.

Dominik Kuhner: "Integration ist mir ans Herz gewachsen"

Ein Ziel ist es für Kuhner, die Integration von jungen Russland-Deutschen voranzubringen. “Das Integrationsprojekt ist mir an Herz gewachsen”, betont Kuhner. “Grundsätzlich ist es wichtig, den jungen Spätaussiedlern über den Sport hinaus das Angebot zum Kontaktknüpfen und Perspektiven für eine sinnvolle Freizeitgestaltung zu geben.” Die Mühen von Adolf Rager zahlen sich einfach aus. Das belegen Roman Korolkov und Dominik Kuhner eindrucksvoll.