Heutzutage kennen viele Menschen die Gegend rund um den Flughafen Frankfurt Hahn, weil man von selbigem mit Billigfliegern in die weite Welt abheben kann.
Doch zuvor hatte schon eine andere große Veränderung begonnen, die sich bis heute auf die Region im Hunsrück auswirkt. Denn der Flughafen Frankfurt Hahn liegt nicht nahe der Mainmetropole, sondern rund 100 km entfernt in dem deutschen Mittelgebirge. Dort prägten die Gis, die amerikanischen Soldaten, bis 1989 das Bild dieser Ecke von Rheinland-Pfalz maßgeblich mit. Mit dem Fall der Mauer ging die „amerikanische Ära“ zu Ende.
Für die von den Amerikanern genutzten Immobilien fanden sich schnell neue Mieter, von der ehemals anderen Seite des Eisernen Vorhangs: Aussiedler aus Kasachstan. Auch die kleine Gemeinde Sohren bekam den Wandel zu spüren. Um 1990 hatte sie rund 2000 Einwohner. Jetzt sind es rund 3500, gut 40 Prozent davon Aussiedler.
Wolfgang Molz, 2. Vorsitzender des TuS Sohren 1908 e. V. erinnert sich: „Die Amerikaner lebten hier mit ihrer eigenen Infrastruktur. Sie hatten eigene Kindergärten, Schulen und Sportangebote. Die Neubürger aus Kasachstan mit ihrem eigenen Kulturverständnis sind dagegen Deutsche mit den gleichen Rechten und Pflichten“.
Der TuS Sohren stellte sich schnell auf die neue Situation ein, ging mit Sportangeboten auf die Aussiedler zu und trug so maßgeblich zu einer verbesserten Integration bei. Seit 1989 konnten beinahe 400 neue Mitglieder gewonnen werden, etwa ein Viertel der Vereinsmitglieder dürfte inzwischen von Aussiedlern gestellt werden. Für ihr großes Engagement auf rein ehrenamtlicher Basis wurden die Sohrener im März 2005 mit dem „Stern des Sports“ in Gold belohnt, der neuen Ehrung des Deutschen Sportbundes in Kooperation mit den Volksbanken Raiffeisenbanken für seine Sportvereine.
Auch in Sohren sind die Mitternachtsturniere ein beliebtes Mittel, um die Aussiedler an den Verein zu binden (Fotos: TuS Sohren)
In den neun Vereinssparten gibt es mitunter Mannschaften, bei denen mehr als die Hälfte der Spieler Aussiedler sind. Sohren setzt auf direkte Kommunikation und ist damit erfolgreich: Mit dem Jugendzentrum wird ganz eng zusammengearbeitet. Diese Kooperation gewährleistet, dass die Jugendlichen von Integrationsangeboten unmittelbar dort abgeholt werden, wo sie sich in ihrer Freizeit aufhalten. Der Weg zum Verein wird ihnen abgenommen, eine erste Schwelle aus dem Weg geräumt.
Gleiches gilt für die Kooperation mit einer Schule und Kindergärten. Wer sowieso schon sportbegeistert ist, aber noch nicht die Anbindung ans gemeinschaftliche Gefüge des Vereins gesucht hat, den erreichen die Sohrener dank eines Kooperationsvertrags mit dem örtlichen Fitnessclub.
Ein wichtiger Teil des Angebotes: Aussiedler werden auf Wunsch auch über die Möglichkeiten der Übungsleiter- und Trainerausbildung beraten, können so innerhalb des Vereins selbst die Initiative ergreifen.
Auf den Lorbeeren wie dem Großen Stern in Bronze und Silber und nun dem Goldenen will sich in Sohren niemand ausruhen. Schwieriger als an die Jugendlichen kommt der Verein an die über 25- 50jährigen heran, weiß Molz: „Die wollen wir in Zukunft noch intensiver ansprechen.“