Beim TSV Hochdahl legt man besonderes Augenmerk auf die Mädchen und Frauen aus zugewanderten Familien. Einmal im Jahr wird deshalb ein spezieller Aktionstag auf die Beine gestellt. In diesem Jahr stand er unter dem Motto „Wellness und Gesundheit“. Anfang. Oktober hieß es für alle interessierten Mädchen und Frauen: Sportluft schnuppern.
Das Konzept ist relativ schnell erklärt: Der Verein bietet einen ganzen Tag lang Schnupperkurse in den unterschiedlichsten Sportarten an. Männer müssen draußen bleiben, das senkt für die Frauen und Mädchen die Hemmschwelle, sich auszuprobieren. Geboten werden mehr als 20 Schnupperkurse von Aqua Power über Bauchtanz bis Nordic Walking. Begleitend gibt es ein Rahmenprogramm mit Buffet, Fotoausstellung, Infoständen und Kinderbetreuung. Der erwünschte Effekt: Migrantinnen werden für den Sport geworben und schließen sich im Idealfalle dem Verein an.
"Wellness und Gesundheit" war das Motto des Aktionstages.
Gabriala Klosa, Sozialarbeiterin beim TSV und Organisatorin der Aktionstage, macht sich aber keine Illussionen: „Man darf sich nicht zu große Ziele setzen, sondern muss kleine Schritte machen. Keiner kann erwarten, dass zum Beispiel eine muslimische Frau gleich in einen Verein eintritt.“ Stattdessen will Klosa mit dem Aktionstag Frauen und Mädchen aus anderen Kulturen erst einmal nahe bringen, dass Sport Spaß macht und gesund ist.
„Viele russische oder muslimische Frauen wissen das gar nicht und deshalb muss man auf sie zugehen, ihnen etwas anbieten, was ihrer Kultur nahe liegt und gleichzeitig in Richtung Sport geht.“ Deshalb gibt es auf dem Aktionstag unter anderem einen Schnupperkurs Bauchtanz. „Integration heißt für mich, wenn beide Seiten aufeinander zugehen“, sagt Gabriela Klosa. Sie spricht aus eigener Erfahrung.
Auch Walking war ein Programmpunkt zum Ausprobieren.
Mit siebzehn kam sie aus Polen nach Deutschland. „Ich weiß, wenn man offen ist für verschiedene Sachen, dann kann man auch viel erreichen. Dafür braucht man aber eine treibende Kraft.“ Klosa plädiert deshalb dafür, dass es in Sportvereinen, die sich mit Integration beschäftigen, immer auch Menschen gibt, die die Integrationserfahrung selbst gemacht haben, so wie sie.
Die Idee mit den Aktionstagen für Frauen und Mädchen soll weiter entwickelt werden. Teil des Konzepts ist es, Migrantinnen schon in die Vorbereitung einzubinden. Nachdem die Organisatoren des TSV Hochdahl die Werbetrommel kräftig gerührt und über lokale Händler und mit Plakaten auf den diesjährigen Aktionstag aufmerksam gemacht hatten, gab es anschließend eine konkrete Aufgabenverteilung. Das leckere Buffet hätte am Ende nicht internationaler sein können, denn darum hatten sich schließlich die Migrantinnen selbst gekümmert.
Ob die jahrelangen Integrationsbemühungen des Vereins, an den Mitgliederzahlen gemessen, bisher Früchte getragen haben, lässt sich schwer einschätzen. Immerhin hat der TSV Hochdahl 3500 Mitglieder. „Das eine oder andere Gesicht sieht man später schon mal wieder“, sagt Gabriela Klosa. Ihr ist aber am wichtigsten, dass die Menschen überhaupt sensibilisiert werden und wissen: In diesem Verein gibt es Menschen, denen es am Herzen liegt, dass wir mitmachen.
„Ich hab ein tolles Organisationsteam mit zwölf Übungsleiterinnen, die sich ehrenamtlich buchstäblich die Abende um die Ohren schlagen. Ohne die wäre das alles gar nicht möglich.“ Im nächsten Jahr wird es wieder einen Aktionstag für Frauen und Mädchen geben. Dann vielleicht an einem Sonntag. Bis zum Mittag war die Teilnahme am diesjährigen Aktionstag – es war ein Samstag – eher zurückhaltend. „Wahrscheinlich mussten viele Frauen da noch einkaufen gehen“, sagt Klosa.
