Themenkonferenz 2017: Trainer Leistungssport

Am 10. November fand in den Räumen des DOSB die 8. Themenkonferenz der Führungs-Akademie (FA) statt, die in Kooperation mit dem Ressort Bildung des DOSB durchgeführt wird.

Intensiver Austausch bei der Themenkonferenz 2017 zwischen Sportwissenschaft und Sportorganisationen. Foto: DOSB
Intensiver Austausch bei der Themenkonferenz 2017 zwischen Sportwissenschaft und Sportorganisationen. Foto: DOSB

Inhaltlich wurde sie diesmal genutzt, um eine Studie zur Trainerausbildung vorzustellen.

Ziel der Themenkonferenzen ist es, in intensivem Austausch mit Teilnehmern/innen und Experten/innen neue Impulse für die Arbeit in den Sportorganisationen zu setzen, wissenschaftliche Fragestellungen praxisorientiert aufzuarbeiten und neue Entwicklungen und Ergebnisse zu diskutieren. FA-Geschäftsfeldleiter Florian Scheibe konnte rund 50 Teilnehmer/innen begrüßen und somit seit der ersten Themenkonferenz im Jahr 2008 eine stetig wachsende Anzahl an Interessierten verbuchen.

Ein Team der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg hat in den letzten Jahren das durch das Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) geförderte Projekt „Qualifizierung im DOSB: Trainer Leistungssport zwischen Anspruch und Wirklichkeit (QuaTro)“ durchgeführt. Das Forschungsprojekt „QuaTro“ untersuchte, ob und wie Mitgliedsverbände die Rahmenrichtlinien für Qualifizierung des DOSB (RRL) in ihren Ausbildungsdokumenten sowie in Lehr-Lernsituationen in der Ausbildungswirklichkeit umsetzen.

Der Deutsche Skiverband (DSV), der Deutsche Hockey-Bund (DHB), der Deutsche Judo-Bund (DJB), der Deutsche Alpenverein (DAV) und die Trainerakademie des DOSB (TA) haben dem Forscherteam Zugang zu ihren Ausbildungsdokumenten und zu Ausbildungslehrgängen auf allen Lizenzstufen (C-, B-, A-Lizenz und Diplom-Trainer) ermöglicht und so einen wertvollen Blick in die Praxis ihrer Trainerbildung zugelassen. So konnte die FAU analysieren, wo Übereinstimmungen und aber auch Differenzen zwischen den Ansprüchen der DOSB-Rahmenrichtlinien und der Realität der Ausbildungsarbeit bestehen.

Die Projektverantwortlichen Prof. Dr. Ralf Sygusch und Raphael Ptack stellten verbandsübergreifende Ergebnisse vor und diskutierten diese mit den Teilnehmern/innen aus den Verbänden. Im Zentrum der intensiven Diskussionen standen Fragen rund um die Kompetenzen, die laut DOSB-Rahmenrichtlinien in der Ausbildungspraxis von Trainerinnen und Trainern erworben werden sollen. So wurde diskutiert, wie beispielsweise Ziele in Ausbildungsdokumenten kompetenzorientiert formuliert werden können. Diese „Übersetzungsarbeit“ stellt eine erste Hürde dar. Das Forscherteam betonte, dass die passgenaue und detaillierte Formulierung in den Ausbildungskonzeptionen eine bedeutende Grundlage für die tatsächliche Ausbildungspraxis in den Verbänden darstellt. Denn diese geben insbesondere den Ausbilder-Teams und Dozenten eine Orientierung über die Ausbildungsziele des jeweiligen Verbandes.

Schwerpunkt Sozialkompetenz

Ein weiterer Schwerpunkt war die Frage, ob das Anspruchsniveau der „Sozialkompetenz“ zu hoch angelegt ist. Hier formulieren die DOSB-Rahmenrichtlinien bereits auf C-Lizenz-Niveau einen sehr hohen Anspruch, der sich in den Ausbildungsdokumenten teilweise noch nicht widerspiegelt. Außerdem wurde die Aufgabe, Sozialkompetenzen in der Trainerausbildung zu entwickeln, als große Herausforderung für die Verbände erkannt. Die an der Studie beteiligten Verbandsvertreter waren sich allerdings in diesem Punkt sehr einig: Sowohl bei den Sozialkompetenzen als auch bei den Fach- und den Methodenkompetenzen darf der Anspruch der Ausbildung keinesfalls zurück geschraubt werden. Vielmehr müssen sich die Verbände wie auch der DOSB vermehrt Gedanken darum machen, wie die für die Trainertätigkeit so wichtigen Sozialkompetenzen in der Ausbildungspraxis besser entwickelt werden können.

Deutlich wurde auch, dass die formulierten Ziele insbesondere im Bereich der Fachkompetenz zum Teil auf Wissensvermittlung konzentriert sind, konkrete Zielformulierungen zur Nutzung des Wissens in der Praxis aber ausbleiben. An anderen Stellen – insbesondere im Bereich der Sozial- und Methodenkompetenz - dominieren Praxisziele. Konkrete Lernziele zum Aufbau einer entsprechenden Wissensbasis sind hier unterrepräsentiert. Die FAU-Wissenschaftler deuten dies als unausgewogene Zielvorgabe, mit der einerseits „träges Wissen“ entstehen könne, das keinen Transfer zur Praxis finde, andererseits „blindes Können“, dem unter Umständen eine objektive Wissensbasis fehle.

"Dynamische Dokumente"

Mit diesen sowie zahlreichen detaillierten Befunden zu den Ausbildungsdokumenten und zur Ausbildungspraxis begründen Sygusch und Ptack Entwicklungspotenzial sowohl für die Rahmenrichtlinien als auch für die Ausbildungsdokumente der Spitzenverbände. In der Diskussion mit den anwesenden Kollegen/innen aus den Sportorganisationen fiel hier das Stichwort „dynamische Dokumente“, mit dem eine flexible Abstimmung der Dokumente von DOSB und seinen Mitgliedsverbänden flexibel angestrebt werden könne.

Insgesamt seien die Studienergebnisse ein wertvoller Baustein für die Qualitätsverbesserung in der Trainerausbildung, stellten die Vertreter der beteiligten Verbände fest. „Die Studie gibt uns gute Hinweise. Jetzt müssen wir in unserem Verband darüber diskutieren, wie wir diese Ergebnisse zur Planung unserer weiteren Ausbildungsarbeit nutzen können“, formulierte Jürgen Wolf, Leiter der leistungssportlichen Trainerausbildung im DSV. Auch der DOSB wird die Ergebnisse in die weitere Planung seiner Schwerpunktthemas „Schlüsselfunktion Trainer/in“ einfließen lassen.

(Quelle: DOSB)


  • Intensiver Austausch bei der Themenkonferenz 2017 zwischen Sportwissenschaft und Sportorganisationen. Foto: DOSB
    Intensiver Austausch bei der Themenkonferenz 2017 zwischen Sportwissenschaft und Sportorganisationen. Foto: DOSB