Tipp des Monats: Abenteuer & Entspannung im Schnee

In der Ausgabe Januar/Februar 2011 von "Gesund + fit" gibt es nützliche Informationen zu Bergtouren mit den Skiern

Schneelandschaft Copyright: Bilddatenbank LSB NRW / Foto: Peter Kallwitz
Schneelandschaft Copyright: Bilddatenbank LSB NRW / Foto: Peter Kallwitz

Skitouren boomen. Diese Form des Wintersports stellt eine ideale Verbindung von anspruchsvollem Sport, Abenteuer, Erholung und Naturerlebnissen dar. Doch damit nicht genug: Skitouren bieten durch die völlig unberührte Natur, den gleichmäßigen Laufrhythmus, die unglaubliche Stille der Bergwelt, lediglich untermalt durch das Geräusch der Ski im Schnee, eine regelrecht meditative Seite des alpinen Skisports an. 300.000 Tourengeher gibt es schätzungsweise in Deutschland, im Einzugsbereich der gesamten Alpen sind es weit über eine Million.

Unter Skibergsteigen oder Skitourengehen versteht man das Besteigen von Bergen auf Skiern und die Abfahrt, die abseits präparierter Skipisten und i. d. R. unverspurtem Gelände geschieht. Dabei wird mit Skibergsteigen häufig die Wettkampfform assoziiert, während man das Tourengehen eher mit der breitensportlichen Aktivität verbindet. Die Ruhe der verschneiten Berglandschaft, das Seele baumeln lassen jenseits des Pistenrummels stehen hier im Mittelpunkt.

Bei der Wettkampfform Skibergsteigen, die mehrere getrennte Disziplinen beinhaltet, geht es darum, Aufstieg und Abfahrt möglichst schnell zu bewältigen. Für die besonders Leidensfähigen ist das "Vertical Race" genau das Richtige: Hier geht es nämlich nur darum, möglichst schnell auf den Berg aufzusteigen - die Abfahrt spielt keine Rolle.

Beide Varianten des alpinen Skisports haben jedoch eines gemeinsam: Sie verbinden auf faszinierende Art und Weise den konditionell höchst anspruchsvollen Aufstieg in unberührter Natur mit dem Nervenkitzel rasanter Abfahrten abseits der Pisten. Besonders beliebt sind Talfahrten im frischen Pulverschnee. Bevor der Tourer diese aber genießen kann, muss "hart gearbeitet" werden. Denn der Aufstieg ist durch das Einsinken im weichen Schnee ganz besonders anstrengend.

Tourengehen kann jeder
Das Tourengehen ist im Grunde genommen die ursprünglichste Form des alpinen Skisports, denn früher, als es noch keine Skilifte gab, waren die Skier Mittel zum Zweck, um möglichst kraftsparend im Schnee voranzukommen und eine Wegstrecke von A nach B zurückzulegen. Eine andere Möglichkeit den Berg zu "besiegen", als zu gehen, gab es nicht.
An Skitouren können sowohl junge als auch ältere Menschen teilnehmen. Allerdings sollten Sie als Grundvoraussetzung die Basisfähigkeiten des Skisports beherrschen. In vielen Wintersportregionen gibt es zudem rund um das Tourengehen Angebote, bei denen erfahrene Führer eingesetzt werden und Touren passend für jede Kondition ausgearbeitet werden. So geht es bei weniger anstrengenden Touren oftmals mit der Seilbahn auf eine Basishöhe, von wo aus sich Rundwege mit geringen Steigungen entlang von Gipfeln oder Gebirgstälern erschließen.

Unterschiedliche Arten von Touren

Als Touren gehen bzw. Skitouren bezeichnet man den Aufstieg und die Abfahrt mit Skier im unvergletscherten Gebirge. Skitouren können sehr unterschiedliche Schwierigkeitsgrade haben, je nach Gelände.

Wenn die Skitouren im vergletscherten Hochgebirge stattfinden, spricht man von Skihochtouren. Da diese, neben dem Aufstieg und der Abfahrt auf Gletschern mit der damit verbundenen Gefahr, in Spalten zu stürzen, auch Gipfelanstiege in Fehls und/oder Eis beinhalten, sind sie absolut nicht für Anfänger, sondern nur für erfahrene und sehr fitte "alte Touren-Hasen" geeignet.

Verbindet man mehrere Skitouren miteinander, dann ist von Skidurchquerungen die Rede. Diese dauern oft mehrere Tage und sind - da man das gesamte Gepäck i.d.R. mitführen muss - konditionell sehr anspruchsvoll.

All diese Formen von Skitouren können natürlich auch mit einem Snowboard unternommen werden, welches beim Aufstieg nur mitgeführt wird. Um trotzdem den Berg erklimmen zu können, bieten sich Schneeschuhe oder Kurzski an. Das zusätzliche Gewicht des Snowboards muss allerdings im Vorfeld bedacht werden, wenn es darum geht, die Tour konditionell richtig einzuschätzen. Als mögliche Alternative bietet sich das Splitboard an. Das ist ein Snowboard, das sich in der Mitte für den Aufstieg teilen und dann wie Skier benutzen lässt.

Beim Freeriden liegt das Hauptinteresse auf der Abfahrt und nicht auf dem Aufstieg bzw. der Wanderung. Die Freerider steigen meist relativ kurz von einem Skigebiet aus auf, um dann abseits des bekannten Geländes abzufahren. Genau dies erfordert jedoch ganz besonders gute Fähigkeiten, was die Beurteilung des Geländes sowie der Lawinengefahr angeht - also auch kein Anfängervergnügen.

Noch rasanter und spannender geht es bei der Wettkampfform Skibergsteigen mit seinen vielen unterschiedlichen Disziplinen zu.

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Skierausrüstung Copyright: LSB NRW / Foto: Andrea BowinkelmannAusrüstung
Zur Ausrüstung von Tourengehern gehören:

Ski
Tourenskier sind relativ kurz und breiter als gewöhnlich, um die Abfahrten im Tiefschnee zu erleichtern. Die Spitzen sind stärker aufgewölbt, damit das Unterschneiden im Tiefschnee verhindert wird. Je nach Einsatzbereich aber auch Könnens- und Fitnessstand des Nutzers gibt es noch Unterschiede hinsichtlich:

  • der Skikonstruktionen (Breite und Länge) sowie
  • des Gewichts,
  • der Taillierung,
  • der Steifigkeit oder
  • der Endenform.

Deshalb sollte man sich gut vom Fachmann beraten lassen.

Notwendig ist außerdem eine spezielle Tourenbindung. Sie muss zum einen ermöglichen, dass die Ferse sich heben kann, da ansonsten der Aufstieg unmöglich wäre. Zum anderen muss sie bei verschiedenen Sturzformen sicher auslösen, um die Verletzungsgefahr zu minimieren. Des Weiteren kommen so genannte Skifelle zum Ankleben ("Klebefelle") zum Einsatz. Für diese werden heute synthetische Materialien verwendet - früher wurden dafür Seehunde getötet, deren Fell besonders geeignet war. Durch das Aufstellen der Haare entgegen der Laufrichtung verhindern sie ein Zurückrutschen im Schnee und erleichtern so den Aufstieg.
Zusätzlich erleichtern Harscheisen gerade bei harten, eisigen Schneeverhältnissen das Gehen und Aufsteigen. Bei modernen Tourenbindungen können sie sogar angebracht werden, ohne das man aus der Bindung aussteigen muss.

Die Skier sollten über Skistopper verfügen. Fangriemen verhindern zwar bei einem Sturz, dass die Skier im Tiefschnee verschwinden, stellen aber bei schnellen Abfahrten eine Verletzungsgefahr dar. Im Falle eines Lawinenabgangs verhindern sie ein Lösen der Skier. Das Lawinenopfer wird tiefer verschüttet (Ankerwirkung).

Skischuhe/Skistiefel
Für Tourenanfänger, die zunächst einmal das Tourengehen ausprobieren wollen und eher kurze Skitouren machen, eignen sich die normalen Skistiefel. Wer allerdings Gefallen am Tourengehen findet, sollte auf Spezialschuhe umsatteln, die leichter und weicher als Abfahrtskistiefel sind und das Gehen erleichtern. Schuhe mit Profil sind dann von Nöten, wenn die Route sehr steiles oder felsiges Gelände beinhaltet und die Skier getragen werden müssen.

Tourenstöcke
Für einfache Skitouren oder auch das Freeriden können normale Skistöcke genutzt werden. Erst wer zu Hochtouren oder Skidurchquerungen aufbricht, sollte über Teleskopstöcke nachdenken, die sich je nach Einsatzgebiet in der Länge optimal anpassen lassen und auch mal im Rucksack verschwinden können, wenn sie nicht gebraucht werden.

Kleidung
Die Kleidung sollte natürlich wetterfest und atmungsaktiv sein. Das Zwiebelprinzip hat sich ebenso bewährt wie leichte Kleidung, die man einfach verstauen kann. Sonnenschutz und Sonnenbrille schützen vor der zum Teil starken Sonneneinstrahlung in den Bergen, die durch die Reflexion des Schnees noch verstärkt wird.

Für die Orientierung, Sicherheit und den Notfall
Der Orientierung dienen Karte, Kompass, Höhenmesser und Fernglas. Die Notfallausrüstung für Skitouren sollte aus einem LVS-Gerät (Lawinenverschüttetensuchgerät), einer Lawinensonde und einer Lawinenschaufel bestehen. Wichtig ist allerdings auch, dass man sich mit all diesen Hilfsmitteln zuvor vertraut macht, um diese im Notfall auch nutzen zu können. Außerdem sinnvoll sind eine auf den Skisport abgestimmte Rucksackapotheke für die Behandlung von Verletzten sowie ein Biwaksack, der die Verletzten vor Unterkühlung schützt.
Selbstverständlich ist es sinnvoll ein Handy dabei zu haben, um im Notfall schnell Hilfe holen zu können.

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Tourenskilauf und Umweltschutz

Skitouren bieten die Möglichkeit, die Natur hautnah und unberührt zu erleben. Gerade das Naturerlebnis ist für viele Tourengeher die Hauptmotivation sich für diese Variante des alpinen Skisports zu entscheiden.

Da Tourenskifahrer keine Pisten und Lifte benötigen, ist das Tourengehen eine grundsätzlich umweltfreundliche Form des Skilaufens. Dies ist jedoch auch notwendig, denn der Reiz besteht gerade darin, in besonders unberührte Gebiete vorzudringen, die ein sensibles Ökosystem mit einem Lebensraum für unterschiedlichste Pflanzen- und Tierarten haben, die eines besonderen Verhaltens und Schutzes bedürfen. Beispielsweise können Tiere, die überwintern, gestört oder junge Bäume durch die scharfen Kanten der Skier verletzt werden. Auch schädigt man Pflanzen dann durch die Skier, wenn nicht genügend Schnee liegt. Die Tipps des Deutschen Alpenvereins zum umweltfreundlichen Tourengehen lauten u.a.:

  • Schutz- und Schongebiete für Pflanzen und Tiere respektieren, Lärm vermeiden.
  • Lebensräume erkennen und umgehen; Wildtiere nur aus der Distanz beobachten, von Wildfütterungen fernbleiben, Hunde anleinen.
  • Im Hochwinter Gipfel, Rücken und Grate vor 10 Uhr und nach 16 Uhr meiden.
  • In Waldgebieten und an der Waldgrenze auf üblichen Skirouten, Forst- und Wanderwegen bleiben; Abstand zu Baum- und Strauchgruppen halten.
  • Aufforstungen und Jungwald schonen.
  • Umweltschonend anreisen: Mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren oder Fahrgemeinschaften bilden; ausgewiesene Parkplätze benutzen; keine Zufahrten blockieren.
  • Mehrtägige Aufenthalte häufigen Tagestouren vorziehen; das gastronomische Angebot vor Ort nutzen; sich über Natur und Kultur des Zielgebiets informieren.
  • Touren mit Führern und Karten planen, die das DAV-Gütesiegel "Naturverträgliche Skitouren/Wintertouren" tragen.

Sicherheit beim Tourengehen

Tourgeher, die sich verlaufen, haben, sind nicht selten. Skitouren erfordern also, dass die Tourengeher eine gute Kenntnis des Geländes sowie ein gutes Orientierungsvermögen haben. Generell sollten gerade Anfänger die Zeit sehr genau im Auge behalten, da man im Schnee häufig langsamer voran kommt, als gedacht und dann die Gefahr besteht, nicht vor Anbruch der Dunkelheit das Ziel zu erreichen. Außerdem gilt es, die Lawinengefahr einschätzen zu können. Da die Beurteilung der Risiken beim Tourengehen ein großes Maß an Erfahrung und Wissen erforderlich macht, ist es empfehlenswert, sich als Tourenanfänger zum einen leichte Touren auszusuchen und/oder auf einen erfahrenen Skitourenführer zu vertrauen.

Skitourengehen auf Pisten
Eine weitere Möglichkeit der Risikoreduktion besteht darin, die Skitour auf einer Piste zu gehen, da diese - zumindest wenn sie geöffnet sind - lawinensicher sind. Außerdem bieten sie den Vorzug, dass bei der Abfahrt gute Schneeverhältnisse vorzufinden sind. In den Skigebieten ist zudem meist eine gute Infrastruktur an Skihütten zum Einkehren gegeben.

Berührt man beim Tourengehen Skigebiete, so gibt es eine Reihe von Verhaltensregeln, die man beachten sollte. Der Deutsche Alpenverein rät:

  1. Aufstiege und Abfahrten erfolgen auf eigenes Risiko und eigene Verantwortung.
  2. Aufstiege nur am Pistenrand vornehmen (FIS-Regel Nr. 7). Dabei hintereinander, nicht nebeneinander gehen. Auf den Skibetrieb achten.
  3. Besondere Vorsicht vor Kuppen, in Engpassagen, Steilhängen, bei Vereisung und beim Queren der Pisten. Keine Querungen in unübersichtlichen Bereichen.
  4. Keinesfalls gesperrte Pisten begehen. Lokale Hinweise und Routenvorgaben beachten.
  5. Größte Vorsicht und Rücksichtnahme bei Pistenarbeiten. Bei Einsatz von Seilwinden sind die Skipisten aus Sicherheitsgründen gesperrt. Es besteht Lebensgefahr.
  6. Frisch präparierte Skipisten nur in den Randbereichen befahren.
  7. Auf alpine Gefahren, insbesondere Lawinengefahr, achten. Keine Skitouren in Skigebieten durchführen, wenn Lawinensprengungen zu erwarten sind.

Weitere Informationen:

Deutscher Alpenverein
Von-Kahr-Str. 2-4
80997 München
Tel.  089 / 140 030
Fax: 089 / 140 0311
www.alpenverein.de
info(at)alpenverein.de

Deutscher Skiverband
Hubertusstr. 1
82152 Planegg
Tel.  089/ 85 79 00
Fax: 089/ 85 79 02 47
www.ski-online.de
info(at)ski-online.de

Dieser Artikel erscheint auch in der Zeitschrift SportPraxis 1+2/2011
www.sportpraxis.com


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