Tipp des Monats: Fitness-Trends für 2011

In der Ausgabe Mai/Juni 2011 von "Gesund + fit" gibt es nützliche Tipps und Informationen zu den Fitness-Trends für 2011

Über den Sommer fit bleiben
Über den Sommer fit bleiben

Je näher der Sommer rückt, desto mehr Menschen fragen sich, wie sie wieder fit werden oder über dem Sommer fit bleiben. Deshalb sind viele neugierig, was im Jahr 2011 auf dem Fitness-Markt "in" ist. Hierfür lohnt sich ein Blick über den großen Teich. Das renommierte American College of Sports Medicine (ACSM), dem US-amerikanischen Institut für Sportmedizin, befragt jedes Jahr 2000 Fitnessexperten aus Asien, Europa, Australien, Afrika, Nord- und Südamerika und erstellt aus den Ergebnissen eine weltweite Trendvorhersage.

Nicht nur die Gesundheits- und Fitnessindustrie schaut deshalb auf die Ergebnisse, die die amerikanischen Experten aufgrund ihrer nun zum fünften Mal durchgeführten Studie vermelden. Auch für Sportvereine ist es wichtig zu wissen, in welchen Bereichen die Nachfrage gleich bleibt oder sogar ansteigen wird und welche Trends sich womöglich überholt haben. Da Sportvereine meist nicht die gleichen finanziellen Ressourcen wie kommerzielle Anbieter haben, gilt es im Sinne der Vereinsentwicklung besonders sorgfältig mit den finanziellen und personellen Ressourcen wie Übungsleitern und Ehrenamtlichen umzugehen. Dies ist besonders dann wirkungsvoll, wenn es gelingt, sich rechtzeitig auf Trends einzustellen. Auch für Schulen und Sportlehrer sind die Fitness-Trends nicht uninteressant: Zum einen, weil man als Sportlehrer im Unterricht sicher "punkten" kann, wenn man statt alt hergebrachtem Zirkeltraining seinen Schülern was Topaktuelles präsentieren kann, zum anderen, weil die vom ACSM prognostizierten Trends - wie zu sehen sein wird - häufig auch auf gesellschaftliche Bedürfnisse und Notwendigkeiten im Sinne der Volksgesundheit verweisen.

Was ist ein Trend?
Laut Prof. Dr. Christian Wopp, einem der wichtigsten Trendforscher in der deutschen Sportwissenschaft, machen das Zusammenspiel von Wirkungsbreite und Wirkungsdauer einen Trend aus: "Trends sind Grundrichtungen von Entwicklungen in der Gesellschaft, durch die Handlungen großer Bevölkerungsgruppen nachhaltig beeinflusst werden. In dieser Definition sind die beiden wesentlichen Merkmale enthalten, auf denen Trends basieren. Einerseits ist es das Merkmal der Wirkungsbreite, die gegeben ist, wenn eine Entwicklung Auswirkungen auf große Bevölkerungsgruppen hat. Andererseits ist es das Merkmal der Wirkungsdauer, die vorhanden sein sollte, damit ein Trend tatsächlich eine gewisse Nachhaltigkeit hat". So spricht man in der Trendforschung in der Regel dann von einem Trend, wenn neben dem Einfluss auf große Teile der Bevölkerung, diese Beeinflussung mindestens fünf Jahre andauert.

Was ist "out"?
In der Untersuchung für das Jahr 2011 fällt auf, dass es durchaus Fitnessaktivitäten sind, die auch in den Sportvereinen in den letzten Jahren eine große Bedeutung hatten, z. B. Balancetraining mit Bällen u.ä., Stabilitätstraining oder Pilates. Gerade Pilates hat einen regelrechten Absturz erfahren: Im Jahr 2010 noch auf Platz neun, taucht es nun in den Top 20 gar nicht mehr auf. Angesicht dieses rapiden Verlustes überlegen die Autoren der Untersuchung, ob es sich bei Pilates nicht eher um eine Mode denn einen Trend gehandelt hat - diese Frage wird jedoch erst die nächste Befragungswelle beantworten können, wenn man sehen wird, ob Pilates wieder auf der Liste vorkommen oder endgültig verschwunden bleiben wird.

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Die Top-10-Trends 2011

10. Bewegung und Sport auf ärztliche Empfehlung und Überweisung
Die ACSM-Befragung hat den weltweiten Trend ausgemacht, dass im Bereich des Gesundheitssports vermehrt auf die Kooperation und Partnerschaft zwischen den Ärzten sowie medizinischen Fachleuten und den Sportanbietern zu setzen sein wird. Dies beruht zum einen auf dem Wissen, dass gerade die Zielgruppe der sogenannten Nicht-Beweger, die jedoch Bewegung dringend nötig hätten, fast ausschließlich über den Arzt erreichbar ist. Zum anderen beruht der Trend aber auch auf der zunehmenden Erkenntnis der Ärzteschaft, dass Sport Sinnvollerweise in das Leben der Patienten zu integrieren ist, wenn Gesundheit und Wohlbefinden gesteigert und die Patienten wirkungsvoll vor Zivilisationskrankheiten geschützt werden sollen.
Dieser Trend wird in Deutschland seit längerer Zeit durch das sogenannte "Rezept für Bewegung" aufgegriffen, das es derzeit in sechs Bundesländern gibt. Hier "verschreibt" der Arzt Bewegung und stellt eine Empfehlung aus, die er dem Patienten direkt zusammen mit einer Liste geeigneter, qualitätsgesicherter Angebote in seiner Nähe mit den entsprechenden Ansprechpartnern überreicht. Die Rezeptformulare sind so gestaltet, dass ein Informationsaustausch zwischen Arzt und Übungsleiter und wieder zurück zum Arzt stattfinden kann (Infos unter www.sportprogesundheit.de). Eine bundesweite Umsetzung dieser Initiative ist in Vorbereitung.

9. Funktionsgymnastik
Funktionsgymnastik ist ein Trend, der in Deutschland seit langem etabliert ist. Darunter vorstellen kann man sich alle gesundheitsorientierten Fitnessprogramme, die auf einen gesunden Lebensstil ausgerichtet sind. Die Programme sollten so angelegt sein, dass ein Transfer in den Alltag unterstützt wird und dieser dadurch leichter zu bewältigen ist. Ein weiterer wichtiger Aspekt eines solchen Funktionstrainings liegt in der Gleichgewichtsschulung. Hier gibt es große Überschneidungen zu Programmen für Ältere, besonders zum Bereich der Sturzprophylaxe. Gerade in diesem Bereich gibt es auch in Deutschland viele Initiativen zu verzeichnen. Der Deutsche Olympische Sportbund beispielsweise hat die Federführung der Bundesinitiative Sturzprävention übernommen, einen Zusammenschluss von Wissenschaftlern und Experten aus dem Bereich der Sturzprävention, von Mitarbeitern von Krankenkassen, sowie von Sport- und Wohlfahrtsverbänden (Infos unter www.dosb.de/de/sportentwicklung/sport-der-aelteren). Der Deutsche Turner-Bund bildet Übungsleiter im Bereich der Sturzprävention aus und hat ein entsprechendes Sturzprophylaxetraining entwickelt (Infos unter www.dtb-online.de).

8. Bootcamp-Fitness
Bei Bootcamp-Fitnessprogrammen fühlt man sich wie beim Militär - und das genau ist auch der Sinn dieses Trends, der vielen in Deutschland sehr gewöhnungsbedürftig erscheint, aber durchaus in den USA und auch in London schon viele Fans hat. Bei der Bootscamp-Fitness geht es ähnlich zu wie in der Grundausbildung der Bundeswehr, nämlich mit militärischem Drill.
Die meisten dieser Kurse finden im Freien statt. Viele der Übungen, die man in militärischem Ton von seinem "Ausbilder" nahe gebracht bekommt, haben einen militärischen Hintergrund bzw. sind aus diesem Setting bekannt, wie beispielsweise der klassische Liegestütz, die Kniebeuge, der Waldlauf oder das Marschieren mit schwerem Rucksack. Das Ganze soll das Herz-Kreislauf-System stärken und durch den rüden Ton Energie bei den Teilnehmern freisetzen. Hier darf man gespannt sein, ob sich dieser Trend auch in Deutschland durchsetzen wird. Erste Anbieter gibt es schon.

7. Gewichtsreduktion
Nicht nur bei der Zielgruppe Kinder ist das Thema Übergewicht bzw. Gewichtsreduktion zunehmend wichtig. Da immer mehr Menschen aber auch Experten erkennen, dass Abnehmen nicht nur eine Frage von Diäten ist, sondern immer auf dem Zusammenspiel zwischen gesunder Ernährung und ausreichender Bewegung beruht, werden immer häufiger entsprechende Programme nachgefragt. Diese Nachfrage spiegelt sich auch in den Angeboten des Qualitätssiegels SPORT PRO GESUNDHEIT (www.sportprogesundheit.de) wider, aber ebenso in speziell darauf ausgerichteten Programmen wie "M.O.B.I.L.I.S. light" des Deutschen Turner-Bundes oder "MACH 2: Besser Essen. Mehr Bewegen", einem Programm mehrerer Landessportbünde und der BARMER/GEK Krankenkasse.

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Foto: Torsten Schnittker

6. Core Training
Core Training machte spätestens seit Jürgen Klinsmann die deutsche Fußballnationalmannschaft trainierte von sich reden und ist nicht nur in den USA, wo auch unser Ex-Bundestrainer seinen Wohnsitz hat, ein anhaltender Trend. Fitness-Trainer Mark Verstegen, der Erfinder des Core-Trainings, gehörte zu Klinsmanns Zeiten in den Trainerstab des Nationalteams und machte Core-Training auch in Deutschland nicht nur im Leistungs- sondern auch im Breitensport bekannt. Core heißt "Zentrum" und meint auch "wichtigstes Teil". Im Mittelpunkt des Trainings steht deshalb der Rumpf, der als zentral für jegliche Steuerung von Bewegung angesehen wird. Trainiert werden Bauch-, Hüft-, Po-, Rücken- und Schultermuskulatur und dies nicht mit dem Ziel einer maximalen Kräftigung einzelner Muskeln, sondern um die Ansprache und Aktivierung ganzer, auch tief liegender Muskelschlingen zu verbessern - es geht also letztlich um das Zusammenspiel von intra- und intermuskulärer Koordination. Beispielsweise hat der Deutsche Turner-Bund auch diesen Trend erkannt und bildet Übungsleiter im Bereich des Core-Trainings aus (Infos unter www.dtb-online.de).

5. Personal Training
Ein weiterer Trend, den die amerikanischen Experten ausmachen, besteht im Personal Training, also dem Bedarf, nicht (nur) in einer Gruppe zu trainieren, sondern darüber hinaus einen persönlichen Ansprechpartner für Fitness- und Gesundheitsfragen an der Seite zu haben. Personal Training bedeutet nicht zwangsläufig ausschließlich mit dem Coach persönlich zu trainieren, sondern auch lediglich die ersten Schritte in dieser 1:1 Betreuung zu beginnen und dann, nach dem abgesprochenen Trainingsplan, allein weiterzumachen oder sich einer Gruppe anzuschließen.

4. Fitnessprogramme für Kinder und Jugendliche mit Übergewicht
Auch in diesem Trend wird eine gesellschaftliche Entwicklung deutlich. Weltweit und eben auch in Deutschland leiden immer mehr Kinder immer früher unter massiven Übergewicht und den sich daraus ergebenden Folgen wie z.B. einer Diabeteserkrankung. Insofern ist es kein Wunder, dass Fitnessprogramme, die speziell auf die Zielgruppe zugeschnitten sind und die Themenfitness und Gesundheit kindgerecht bzw. Zielgruppen gerecht vermitteln, zunehmend an Bedeutung gewinnen. Im Rahmen des Qualitätssiegels SPORT PRO GESUNDHEIT finden sich in der bundesweiten Datenbank auch Angebote mit genau dieser Zielstellung (siehe www.sportprogesundheit.de). Der Deutsche Turner-Bund hat beispielsweise mit seinem Programm "Appetit auf Bewegung" ein von den Krankenkassen anerkanntes Programm zum Thema Ernährung und Kinderfitness aufgelegt (Infos unter www.dtb-online.de).

3. Krafttraining
Krafttraining bleibt ein Dauerbrenner und dies sowohl für Männer als auch Frauen und über alle Könnensstufen sowie Fitnesslevel hinweg. Während Fitnessstudios ja schon immer den wesentlichen Schwerpunkt auf das Kraft- und Gerätetraining gesetzt haben, denken in letzter Zeit auch vermehrt Vereine darüber nach, Fitnessstudios in ihr Vereinsleben zu integrieren. Damit werden sie nicht nur diesem Trend gerecht, sondern kommen auch den Bedürfnissen unserer mobilen und flexiblem Gesellschaft entgegen, in der immer weniger Menschen sich an feste Gruppen und Zeiten binden wollen, sondern auf flexible Trainigszeiten Wert legen. In der deutschen Vereinslandschaft können sich vereinseigene Fitness- und Gesundheitsstudios mit dem Qualitätssiegl SPORT PRO FITNESS zertifizieren lassen und damit die Qualität von technischer Ausstattung und Personal sowie ihre verantwortliche Haltung in Fragen des Umweltschutzes demonstrieren. Weitere Infos unter www.sportprofitness.de

2. Fitnessprogramme für Ältere
Der demographische Wandel hat auch vor den Fitnesstrends nicht halt gemacht: Es gibt in unserer Gesellschaft nicht nur mehr Ältere denn je, sondern diese sind auch fitter als je zuvor. Aufgrund der längeren Lebenserwartung nach dem Berufsleben steht den Älteren noch viel Zeit zur Verfügung, die sie zugunsten ihrer individuellen Interessen nutzen können. Zudem setzt sich mehr und mehr das Bewusstsein durch, wie wichtig Bewegung und Sport für die Erhaltung und die Unterstützung der Gesundheit sind. Insofern ist es keine Überraschung, dass die Nachfrage nach Fitnessprogrammen, die gezielt auf die ältere Zielgruppe zugeschnitten sind, steigt. Informationen zu speziellen Angeboten für Ältere findet man unter www.richtigfitab50.de

1. Gut ausgebildetes, zertifiziertes Personal
Dieser Punkt ist sicher ein ganz wichtiger Hinweis darauf, dass es immer wichtiger wird, das hohe Niveau der Übungsleiterausbildungen zu halten und Qualitätssicherung in Bezug auf das Personal und die Fitness- und Gesundheitsangebote sicherzustellen. Im organisierten Sport in Deutschland stellt dieser Punkt sicher kein Problem dar: Die Verbände bieten nach einheitlich hohen Standards Übungsleiter- und Trainerausbildungen an und im Bereich der Gesundheitsangebote bzw. der gesundheitsorientierten Fitnessangebote findet sich mit dem Qualitätssiegel SPORT PRO GESUNDHEIT in der deutschen Vereinslandschaft ein Markenzeichen, das dem Endverbraucher die hohe Qualität des Angebots wie auch des Personals garantiert. Weitere Informationen zu Ausbildungen unter www.dosb.de/de/sportentwicklung/bildung/ausbildung/ und zum Qualitätssiegel unter www.sportprogesundheit.de

Dieser Artikel erscheint auch in der Zeitschrift SportPraxis 5+6/2011
www.sportpraxis.com


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