Trainer-Award als Zeichen sozialer Anerkennung im Sport - Interview mit Professor Helmut Digel

Prof. Digl, Universität Tübingen
Prof. Digl, Universität Tübingen

"Im angelsächsischen Sprachraum haben jährliche Award-Zeremonien eine lange Tradition", weiß Professor Helmut Digel zu berichten. Der Tübinger Sportwissenschaftler beleuchtet in einer internationalen Vergleichsstudie den Stellenwert von Auszeichnungen für Trainer. Auch in Deutschland wird in diesem Jahr eine Trainerauszeichnung verliehen.

   Wie schätzen Sie ganz allgemein die soziale Anerkennung der Berufsgruppe Trainer in Deutschland sein?

Helmut Digel: Der Beruf des Trainers hat in Deutschland eine vergleichsweise geringe Anerkennung. Mit Ausnahme des Fußballtrainers, ist seine gesellschaftliche Positionierung eher als nachgeordnet zu bezeichnen. Dies spiegelt sich auch in einer unterdurchschnittlichen Bezahlung der entsprechenden Tätigkeiten wider.

   Gibt es Länder, in denen sich das ganz anders darstellt?

Helmut Digel: Es gibt eine ganze Reihe von Ländern, in denen die Rolle des Trainers ganz anders definiert ist als dies in Deutschland der Fall ist. Die erhöhte Bedeutung, die dabei dem Trainer zukommt, ist in erster Linie durch eine akademische Ausbildung bedingt. Das Berufsbild ist dabei klarer. Institutionell und organisatorisch ist dabei der Beruf des Trainers abgesichert. Dies führt aus nahe liegenden Gründen auch zu einer höheren Positionierung in der Gesellschaft.

   In den USA und im Vereinigten Königreich von England werden erfolgreiche Trainer mit speziellen Awards ausgezeichnet. Können Sie uns diese Awards näher beschreiben?

Helmut Digel: Im angelsächsischen Sprachraum haben jährliche Award-Zeremonien eine lange Tradition. Dies gilt nahezu für alle gesellschaftlichen Bereiche, vor allem aber auch für den Bereich des Sports. Entsprechende Auszeichnungen, wie "Athlet des Jahres" und "Trainer des Jahres" sind sehr begehrt, sie haben vorrangig eine symbolische Funktion, werden aber immer häufiger auch mit finanziellen Belohnungsleistungen verbunden. Bei Trainern gibt es Auszeichnungen, die sich auf das Lebenswerk eines Trainers beziehen. Andere Auszeichnungen beziehen sich auf konkrete Erfolge in der jüngsten Trainerarbeit. Bei allen Auszeichnungen ist es jedoch wichtig, dass sich Trainer, sollen sie ausgezeichnet werden, über einen längeren Zeitraum durch vorbildliche Leistungen ausgezeichnet haben.

   Welchen Stellenwert haben diese Auszeichnungen dort?

Helmut Digel: Innerhalb der Berufsgruppe der Trainer sind diese Auszeichnungen sehr bedeutsam. Mit derartigen Auszeichnungen wird der Marktwert des Trainers in qualifizierter Weise beeinflusst. Die von ihm favorisierten Trainingsmethoden erreichen dadurch Modellcharakter und unter sportpolitischen Gesichtspunkten erhöht sich auf diese Weise der Einfluss der Trainer in Bezug auf die Entscheidungsprozesse der Sportorganisationen.

   Auch in Deutschland wird soll in diesem Jahr erstmals auf öffentlichkeitswirksame Weise ein Trainer-Preis verliehen werden. Wie bewerten Sie diese Initiative?

Helmut Digel: Ich freue mit sehr, dass der DOSB die Initiative zu einem öffentlichkeitswirksamen Trainerpreis ergriffen hat. Ich habe dies seit vielen Jahren den Organisationen des deutschen Sports empfohlen. Allerdings muss hinzugefügt werden, dass die Einführung eines Trainerpreises nur in Verbindung mit einer Ausbildungs- und Förderungsinitiative für Trainer in Deutschland Sinn macht. Ein Trainerpreis ist Ausdruck einer symbolischen Sportpolitik, die durchaus notwendig ist. Sie ist jedoch immer nur Ergänzung. Im Schwerpunkt bedarf es strukturbildender Maßnahmen zu Gunsten des Trainerberufs. Erforderlich ist dabei vor allem eine Nachwuchsinitiative. Meines Erachtens gehört der Trainerberuf auch akademisch aufgewertet, so wie dies z.B. in China oder in den Vereinigten Staaten der Fall ist.


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