Trainer im Leistungssport

Drei Konzeptpapiere zur Stärkung des Trainerberufs werden der Mitgliederversammlung am 1. Dezember vorgelegt. Autor Christian Witusch wünscht sich einen breiten Konsens.

Der DOSB setzt sich für eine deutliche Schärfung des Trainerberufs im Leistungssport ein. Foto: LSB NRW
Der DOSB setzt sich für eine deutliche Schärfung des Trainerberufs im Leistungssport ein. Foto: LSB NRW

Ende Oktober kamen in Mainz rund 100 Bundestrainerinnen und Bundestrainer zu ihrer Bundestrainer-Konferenz zusammen. Sie beschäftigten sich intensiv mit dem Schwerpunktthema des Gesundheitsmanagements und dessen Säulen der Sportmedizin, Sportpsychologie, Sporternährung und Sportphysiotherapie. Neben der inhaltlichen Auseinandersetzung mit Gesundheit wurde aber auch wieder die Möglichkeit genutzt, sich mit den Entwicklungen im Trainerbereich im Leistungssport zu befassen.

Der Grundtenor dazu, den auch der erfahrene Bundestrainer Lutz Buschkow des Deutschen Schwimm-Verbands während der abschließenden Podiumsdiskussion artikulierte, lautete dabei: Es bewegt sich was im Themenfeld, aber noch nicht genug bzw. für die einzelne Trainerin und den einzelnen Trainer nicht spürbar genug.

Dies könnte nun schneller gehen, als Lutz Buschkow stellvertretend für weitere Trainerkollegen und -kolleginnen vielleicht erwarten würde. Der DOSB wird seinen Mitgliedsorganisationen gleich drei Konzeptpapiere auf der Mitgliederversammlung 2018 zum Beschluss vorlegen, die für eine deutliche Schärfung des Trainerberufs im Leistungssport sorgen werden. Es handelt sich um das Berufsbild „Berufstrainer/in im Sport“, die neue Leistungssportpersonal-Konzeption Professionalisierung des Leistungssportpersonals der Olympischen Spitzenverbände und ein Konzept zur Verbesserung der arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen für Trainer/innen.

Das übergreifende Berufsbild „Berufstrainer/in im Sport“ wurde schon 2017 veröffentlicht und wird durch Spitzenverbände und Landessportbünde bereits als Grundlage für sportart- und länderspezifische Berufsbilder genutzt. Für die weitere Aufwertung des Trainerberufs ist es wichtig, dass das Berufsbild vom Beschluss der Mitgliederversammlung weiteren Rückenwind erfährt.

Neben den Trainern gewinnt das gesamte Leistungssportpersonal an Bedeutung. Internationale Konkurrenzfähigkeit bedingt heutzutage mehr denn je den Einsatz von umfangreichen Personalressourcen und spezifisch ausgebildetem Personal, da sich in den vergangenen Jahren das Aufgabenportfolio des Leistungssportpersonals vergrößert und zunehmend ausdifferenziert hat. Die neue Leistungssportpersonal-Konzeption des DOSB beschreibt die notwendigen Funktionsstellen und Aufgaben des Leistungssportpersonals präzise und ermöglicht den Spitzenverbänden so eine zeitgemäße Strukturierung des Leistungssportpersonals und eine detaillierte Aufgabenzuordnung – auch und gerade im Trainerbereich.

Das Konzept Verbesserung der arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen für Trainer/innen basiert auf den Arbeitsergebnissen der AG Mustervertrag. Die AG hat in einem knapp einjährigen, intensiven Prozess Umsetzungsmöglichkeiten für die in der Leistungssportreform geforderte Optimierung der Trainersituation diskutiert und zusammengetragen.

Das Papier deckt dabei zahlreiche Facetten des Trainerberufs ab. Mit dem Modell einer „Flexiblen Vergütung“ und dem Vorschlag zur „Umsetzung der langfristigen Einsatzplanung“ gibt es aber auch zwei Herzstücke, die zur Auflösung von seit Jahren angeführten Problemlagen im Trainerbereich führen können; vor allem der unzureichenden Vergütung und der zu hohen Arbeitszeiten.

Die intensive Lektüre dieses Konzeptes lohnt sich und wird gleichzeitig zu intensiver Diskussion führen – einer Diskussion, die in dieser Breite zum jetzigen Zeitpunkt notwendig ist.

Die Arbeitsgruppe ist sich einig, dass es Veränderungsbereitschaft auf Seiten aller Beteiligter braucht, um die „PS“, die das Konzept enthält, auf die Straße zu bringen. Die Anstellungsträger müssen ihre bisher gelebte Anstellungspraxis kritisch hinterfragen und können viele Ansatzpunkte zur geforderten Attraktivitätssteigerung des Trainerberufs in der Konzeption finden. Da-runter auch zahlreiche Ansatzpunkte, die keine erhöhten Finanzmittel oder veränderte Förderbedingungen der Zuwendungsgeber erforderlich machen, sondern ein verändertes Verantwortungsbewusstsein für die Angestellten.

Für Trainerinnen und Trainer gilt es im gleichen Atemzug, das eigene Handeln und die eigene Rolle kritisch zu reflektieren und gegebenenfalls etablierte Verhaltensweisen zu ändern, um selbst auch zu einer sich positiv verändernden Berufssituation beizutragen sowie sich in die Diskussion und den Veränderungsprozess in der eigenen Organisation einzubringen und sie mitzugestalten.

Vor diesem Hintergrund hat der Sport auf der Mitgliederversammlung am 1. Dezember 2018 in Düsseldorf mit dem Beschluss der drei Konzeptpapiere den Hebel für Veränderungen selbst in der Hand und kann die Weichen stellen. Mit einem breiten Konsens im Rücken ließen sich in der weiteren Arbeit für das Berufsfeld Trainer/in sicherlich konstruktive Lösungen mit den Zuwendungsgebern erzielen. Es ist deshalb mehr als wünschenswert, diesen Hebel auf der Mitgliederversammlung nun auch gemeinsam anzusetzen.

(Autor: Christian Witusch ist Referent Trainer/innen, Qualifizierung, Wissenstransfer beim DOSB)

In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder.


  • Der DOSB setzt sich für eine deutliche Schärfung des Trainerberufs im Leistungssport ein. Foto: LSB NRW
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