Philipp Boy hat seinen großen Traum wahrgemacht und bei den Turn-Europameisterschaften in Berlin Gold im Mehrkampf gewonnen. Der Cottbuser trat damit die Nachfolge des verletzten Titelverteidgers Fabian Hambüchen auf Europas Thron an.
Der neue Turn-Held war am Ziel seiner Träume angelangt. "Dieser Sieg hier in Berlin war so wichtig. Das habe ich schon letztes Jahr bei der WM in Rotterdam gesagt, als ich Zweiter wurde. Hier wollte ich unbedingt glänzen", sagte Boy, der Berlin als seine "Lieblingsstadt" bezeichnet.
Deutsche Frauen feiern Erfolge
Auch die deutschen Frauen hatten Grund zum Jubeln. Die viermalige deutsche Meisterin Elisabeth Seitz (Mannheim) holte nach vier Geräten Silber. Die 17-Jährige sorgte für den größten EM-Erfolg der deutschen Frauen im Mehrkampf seit der Wiedervereinigung.
"Ich bin einfach nur überwältigt. Ich habe mich sehr gut vorbereitet und viel trainiert. Meine Übungen waren sicher. Dass es dennoch so gut klappte, hätte ich nicht gedacht", sagte Seitz. Die Mannheimerin überragte am Sprung, am Boden und an ihrem Lieblingsgerät, dem Stufenbarren. Dort gelang ihr der Def-Salto, den neben ihr nur zwei Turnerinnen in der Weltspitze turnen. Abzüge gab es indes am Stufenbalken, dennoch strahlte Seitz vor Glück. "Zurzeit kommt mir das alles noch vor wie ein Traum. Vielleicht sollte mich morgen noch einmal jemand daran erinnern, dass ich Silber gewonnen habe."
Die 35 Jahre alte Turn-"Oma" Oksana Chusovitina aus Köln erlebte ihren x-ten Frühling und holte Silber am Sprung. "Ich habe in den vergangenen zwei Jahren oft gezweifelt, ob es noch reicht. Doch jetzt weiß ich, dass es bis Olympia geht", sagte Chusovitina. 2012 will sie in London ihre sechsten Spiele erleben. Zu guter Letzt holte die Tübingerin Kim Bui am Stufenbarren noch Bronze.
Zum Abschluss Gold am Barren
Am Abschlusstag der EM sorgte der 23-Jährige Marcel Nguyen mit Gold am Barren für die große Überraschung und stahl Philipp Boy die Schau. Der Cottbuser Boy musste sich zwei Tage nach seinem phänomenalen Triumph im Mehrkampf am Reck mit Platz zwei begnügen. Nguyen wurde am Königsgerät Dritter.
"Zu Hause Europameister zu werden, dass ist ein Hammer-Gefühl. Und dazu noch Bronze am Reck, was will ich mehr", sagte Nguyen. Auch Boy war einigermaßen zufrieden mit Silber. "Das war ein perfektes Ende für mich. Ich habe ein wenig von den Fehlern der anderen profitiert", sagte der Lausitzer, der sich am Reck mit 15,575 Punkten nur dem Niederländer Epke Zonderland (15,575) geschlagen geben musste.
Auch ohne Gold am Reck konnten die Gastgeber mit der EM-Bilanz mehr als zufrieden sein. In Abwesenheit des verletzten Superstars Fabian Hambüchen und von Europameister Matthias Fahrig holten die Männer vier Medaillen. Auch die Frauen übertrafen mit drei Medaillen die Erwartungen und sorgten für das beste EM-Ergebnis seit 1985. "Wir sind mehr als zufrieden", sagte DTB-Präsident Rainer Brechtken.
(Quelle: SID)