Über die Olympischen Jugendspiele in die Weltspitze

Keiner hüpfte erfolgreicher von den Kleinen zu den Großen als er: Skispringer Andreas Wellinger.

Andreas Wellinger holte sich in Sotschi auch die Goldmedaille bei den "großen" Spielen. Foto: picture-alliance
Andreas Wellinger holte sich in Sotschi auch die Goldmedaille bei den "großen" Spielen. Foto: picture-alliance

Bei den Olympischen Jugendspielen in Innsbruck 2012 gewann der damals 16-Jährige Gold mit dem deutschen Mixed-Team, nur zwei Jahre später flog Wellinger bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi mit den deutschen Adlern zum Mannschafts-Olympiasieg und schaffte damit einen nahtlosen Übergang.

Die Erfahrung von Innsbruck hat dabei geholfen, ist Wellinger im Rückblick sicher: „Natürlich wusste ich nicht genau, wie das alles ablaufen würde in Sotschi, aber ich wusste, dass ich es ‚in klein‘ schon erlebt hatte. Es war in vielerlei Hinsicht ähnlich.“ Von der Idee der Jugendspiele ist der Traunsteiner überzeugt: „Als Jugendlicher schon einmal im Ansatz zu erleben, was das größte Ziel für jeden Leistungssportler ist, nämlich bei Olympischen Spielen dabei zu sein, war fantastisch.“

Diese Erfahrungen wollen auch die 84 Athletinnen und Athleten der Deutschen Jugend-Olympiamannschaft machen, die bei den 2. Olympischen Jugendspielen vom 16. bis 28. August in der chinesischen Millionen-Metropole Nanjing dabei sind. Dabei werden sie nicht nur in den etablierten Wettbewerbsformen an den Start gehen, sondern auch in ungewöhnlichen Wettkampfformaten wie im Drei-gegen-Drei-Basketball um Medaillen kämpfen.

Wellinger etwa gewann in Innsbruck im Mix-Team-Wettbewerb, bei dem ein Skispringer, eine Skispringerin und ein Nordischer Kombinierer gemeinsam antreten. Der 18-Jährige mag diese Wettkampfform und kann auf ein ähnliches Konstrukt bei den Winterspielen 2018 in Pyeongchang/Südkorea hoffen. Erst vor einigen Monaten hat der Ski-Weltverband FIS beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) beantragt, in dreieinhalb Jahren ebenfalls einen Mixed-Wettbewerb mit zwei Skispringern und zwei Skispringerinnen ins Programm aufzunehmen.

Weitere deutsche Athleten, die wie Wellinger schon zwei Jahre nach ihrer Teilnahme an den Olympischen Jugendspielen den Sprung zu den Olympischen Spielen geschafft haben, sind Christian vom Lehn (Schwimmen), Jana Berezko-Marggrander (Rhythmische Sportgymnastik), Franziska Preuß (Biathlon), Katharina Althaus (Skispringen) und Johannes Höpfl (Snowboard). Auch sie haben von der Teilnahme an den Jugendspielen profitiert. „Für mich war das eine riesige Erfahrung. Ich habe eine Menge gelernt und Selbstvertrauen gesammelt“, sagt Althaus. Ein besonderer Fall ist Eishockey-Spielerin Maritta Becker. Sie betreute die deutsche Eishockey-Mannschaft in Innsbruck als Trainerin und kehrte dann in Sotschi für ihre dritte Olympia-Teilnahme wieder als Spielerin aufs Eis zurück.

Für eine Reihe deutscher Teilnehmer der 1. Olympischen Jugendspiele von Singapur 2010 kamen die Spiele von London noch zu früh, doch die nächsten Sommerspiele in Rio de Janeiro 2016 haben sie fest im Blick. So etwa der Kanute Tom Liebscher. Aus Singapur brachte der Dresdener eine Silbermedaille mit, seitdem geht es stetig weiter nach oben. Bei den diesjährigen Europameisterschaften in Brandenburg gewann der 20-Jährige zweimal Gold: im Zweier-Kajak und über 500 Meter im Einer. Auch Weitspringerin Lena Malkus, Goldmedaillengewinnerin von Singapur, stellt ihr großes Potenzial immer wieder unter Beweis. Bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Moskau war sie im letzten Jahr schon dabei. Singapur-Siegerin Shanice Craft startet in dieser Woche mit dem Diskus bei der Leichtathletik-EM in Zürich. WM-Gold im Taekwondo hat inzwischen Tahir Gülec gewonnen (2013). Die Liste ließe sich fortschreiben.

Auch zahlreiche Singapur- und Innsbruck-Starter aus anderen Nationen haben es bereits zu den Olympischen Spielen in London und Sotschi geschafft. Allein in der britischen Hauptstadt waren über 190 Athletinnen und Athleten am Start, die zuvor in Singapur erstmals olympische Luft geschnuppert hatten. Darunter etwa der Südafrikaner Chad le Clos, der über 200 Meter Schmetterling im Aquatics Centre sein Idol Michael Phelps besiegte und Gold holte, die Britin Jade Johnson, die Olympiasiegerin im Taekwondo (Klasse bis 57 Kg) wurde und Wasserspringer Tom Daley, Bronzegewinner von London.

Neben den sportlichen Wettkämpfen steht bei den Olympischen Jugendspielen für die Teilnehmer die olympische Erziehung im Mittelpunkt. Die Verpflichtung, über den gesamten Zeitraum der Spiele im Olympischen Dorf zu wohnen, soll den nationenübergreifenden Austausch fördern und allen Sportlern die Möglichkeit geben, an den diversen Angeboten im Rahmen des „Culture and Education Programmes“ (CEP) teilzunehmen. In Workshops und Diskussionsrunden zu verschiedenen Themen sollen den jungen Sportlern die olympischen Werte vermittelt werden.

Skispringer Andreas Wellinger war 2012 mit großem Interesse dabei. Ihm habe ein „Medien-Training“ am meisten geholfen, erinnert er sich: „Dort waren die Athleten mit Journalisten aus aller Welt zusammen und wir lernten, wie man auf gewisse Fragen antwortet und sich in einem Interview verhalten kann“, erzählt er.

Trotz seiner starken Leistungen stand für Wellinger bei den Jugendspielen nicht allein der sportliche Aspekt im Vordergrund. Besonders das Miteinander der Athleten ist ihm in bester Erinnerung geblieben: „Natürlich fährt jeder dorthin, um sein Bestes zu geben und Medaillen zu gewinnen. Aber wir hatten auch sehr viel Spaß abseits der Wettkämpfe.“ Und so empfiehlt er den Athleten, die nach Nanjing reisen: „Nehmt so viele gemeinsame Aktivitäten wie möglich mit und geht mit Spaß an die Sache heran!“ Mit so viel Lockerheit hüpft es sich dann auch von den kleinen zu den großen Spielen ganz unbeschwert.

(Quelle: DOSB)


  • Andreas Wellinger holte sich in Sotschi auch die Goldmedaille bei den "großen" Spielen. Foto: picture-alliance
    Andreas Wellinger holte sich in Sotschi auch die Goldmedaille bei den "großen" Spielen. Foto: picture-alliance