Über die Versportlichung des Sportabzeichens

Das Sportabzeichen hat sich selbst versportlicht, das zeigen zahlreiche Wettbewerbe, dennoch bleibt es eine individuelle sportliche Herausforderung, so Autor Detlef Kuhlmann.

Die Sportabzeichen-Tour in Langeoog beim Inselduell. Foto: DOSB/Elke Reichert
Die Sportabzeichen-Tour in Langeoog beim Inselduell. Foto: DOSB/Elke Reichert

Die Sportabzeichen-Tour kennen alle. Seit 2004 gibt es sie. Seitdem macht sie deutschlandweit halt, um jungen und älteren Menschen die Herausforderung Sportabzeichen näher zu bringen und sie zur Abnahme der in Bronze, Silber und Gold zu erbringenden sportlichen Leistungen einzuladen. Seit der großen Reform des Deutschen Sportabzeichens im Jahre 2013 anlässlich des 100. Geburtstages setzen sich die Prüfungen aus den sogenannten motorischen Grundeigenschaften Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Koordination vielseitig mit Wahlmöglichkeiten zusammen. Auch das Schwimmen zählt zu den Klassikern des Sportabzeichens seit der Einführung des Breitensport-Ordens im Jahr 1913.

Die Sportabzeichen-Tour des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), deren 14. Ausgabe soeben in Brandenburg endete, ist eine öffentlichkeitswirksame Veranstaltungsreihe, die dort stattfindet, wo die Menschen sind. Sie bereichert die traditionellen Abnahmestationen in den Sportvereinen, den Sportabzeichentreffs, den Schulen und Betrieben und anderswo. Doch damit nicht genug: Es spricht einiges dafür, dass sich das Sportabzeichen hierzulande längst selbst versportlicht hat: Der Erwerb des Deutschen Sportabzeichen für jede(n) einzelne(n) wird auch zu einem Wettbewerb für viele. Beispiele gefällig?

Da gibt es beispielsweise den Wettbewerb für Stadt- und Kreissportbünde unter dem Motto „Du schaffst es! Dein Sportabzeichen!“ des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen. Da erhalten beispielsweise in Bayern die Schulen mit den meisten Abnahmen je nach Schulgröße bestimmte Siegerprämien. Da gibt es beispielsweise seit drei Jahren die Uni-Challenges, bei denen in einem Fernwettkampf gleichzeitig an einem Nachmittag Studierende und Bedienstete an mehreren Standorten antreten, um innerhalb von drei Stunden die meisten Prüfungen abzulegen. Da werden durch die BKK24, einer im niedersächsischen Obernkirchen (Landkreis Schaumburg) ansässigen Krankenkasse, Preisgelder in Höhe von 35.000 Euro bei einem bundesweiten Wettbewerb für Betriebe je nach Größe der Belegschaft ausgeschüttet. Da hat sich mit 4322 zu 4174 abgelegten Sportabzeichenprüfungen Langeoog denkbar knapp erneut gegen Norderney in der zweiten Auflage des Inselduells Ende August durchgesetzt. Die Reihe der Aktivitäten ließe sich fortführen. Alles trägt zur Versportlichung des Sportabzeichens bei – aber:

Versportlichung hin oder her: Das Sportabzeichen bleibt trotzdem das, was es ist und immer schon war: eine individuelle sportliche Herausforderung, bei der der Vergleich mit sich selbst die Grundlage ist und die Güte der eigenen Leistung gegebenenfalls mit der Auszeichnung Bronze, Silber und Gold veredelt wird. Daran dürfte sich in Zukunft auch nichts ändern – erst einmal bis zum 31. Dezember 2017. Denn solange können alle, die möchten, noch die Bedingungen für das laufende Kalenderjahr erfüllen.

(Autor: Prof. Detlef Kuhlmann)

In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier als DOSB-Blog veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder.


  • Die Sportabzeichen-Tour in Langeoog beim Inselduell. Foto: DOSB/Elke Reichert
    Die Sportabzeichen-Tour in Langeoog beim Inselduell. Foto: DOSB/Elke Reichert