Unabhängige Kommission berufen

DOSB-Präsidium beschließt Forschungsprojekt

Das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) hat in seiner 17. Sitzung am Dienstag in Frankfurt die schon im Januar grundsätzlich beschlossene Unabhängige Kommission zur Überprüfung von Trainern/innen und Offiziellen mit Dopingvergangenheit eingesetzt. Als Vorsitzender wurde Herr Prof. Dr. Udo Steiner, Bundesverfassungsrichter a.D., als weitere Mitglieder wurden Heide Ecker-Rosendahl und Steffen Reiche, MdB, berufen. Bis zu zwei weitere Mitglieder sollen später hinzukommen, Geschäftsführer ist DOSB-Justitiar Dr. Holger Niese.

 

„Diese Kommission soll uns nach dem Vorbild der Gauck-Kommission im Hinblick auf die Bewertung von Trainern und Trainerinnen und anderen Offiziellen beraten, die in ihrer eigenen sportlichen Vergangenheit als Athleten ein Dopingvergehen begangen haben. Dies hatte auch die Projektgruppe Sonderprüfung Doping des BMI in ihrem Abschlussbericht vom Dezember 2007 vorgeschlagen“, erklärte DOSB-Präsident Thomas Bach: „Es handelt sich nicht um eine allgemeine Untersuchungskommission. Sie soll uns vielmehr einen unabhängigen Rat geben, wenn es beispielsweise um die Nominierung von Trainern für Olympische Spiele geht.“

 

Nach den Dopinggeständnissen des vergangenen Jahres, verschiedenen Ermittlungsverfahren, Enthüllungen und Verdächtigungen und nach den intensiven Debatten über Dopingpraktiken in Ost und West hat das Präsidium darüber hinaus beschlossen, ein interdisziplinäres Forschungsprojekt zur historisch-soziologischen Aufarbeitung des Themenkomplexes „Doping in Deutschland“ auf den Weg zu bringen.

 

„Dass es in der DDR ein flächendeckendes, staatlich organisiertes Doping gegeben hat, ist eine gesicherte Erkenntnis. Die Strukturen der Dopingpraktiken in Westdeutschland sind systemisch bislang nicht untersucht. Dies wollen wir mit diesem Projekt angehen. Es soll Aufschlüsse bringen über die Vorbedingungen des Dopings und weitere Ansätze zur Bekämpfung des Dopings“, erklärte Bach.

 

Der Kampf gegen Doping wird auch ein Thema in Berlin, wenn der DOSB am 25. und 26. Juli 2008 in der Hauptstadtrepräsentanz der Deutschen Telekom AG den 1. Deutschen Olympischen Sport-Kongress veranstaltet. “Der Kongress wird sicher schon im Zeichen der Olympischen Spiele stehen. An beiden Tagen werden hochrangige Persönlichkeiten zum Thema ‘Sport – Vorbild und Spiegelbild der Gesellschaft’ diskutieren”, sagte Michael Vesper.

 

Für Peking rechnet Vesper mit einer Mannschaftsstärke von 450 Athleten. “Die gesamte Mannschaft wird 750 Personen umfassen”, kündigte Vesper, der das Team als Chef de Mission anführen wird, an: “Unsere Mannschaft wird sehr gute Wettkampfstätten vorfinden. Das Olympische Dorf in Peking bietet einen besseren Standard als das in Athen.” 

 

Das DOSB-Präsidium begrüßte in erster Lesung die nach einem Spitzengespräch von DOSB-Präsident Thomas Bach und Generaldirektor Dr. Michael Vesper mit dem Präsidenten des Deutschen Städtetages, dem Münchener Oberbürgermeister Christian Ude, durch eine Arbeitsgruppe erarbeitete gemeinsamen Leitlinien und Handlungsempfehlungen zur Förderung des Sports auf der kommunalen Ebene. Das Grundlagenpapier mit dem Titel „Starker Sport – Starke Städte und Gemeinden“, mitgetragen auch vom Deutschen Städte- und Gemeindebund, wird jetzt im Gespräch mit den kommunalen Spitzenverbänden weiter entwickelt.

 

Darüner hinaus befasste sich das Präsidium mit der Verzehrstudie des Bundesverbraucherministeriums, der Stiftung “Neue Verantwortung – Junge Köpfe für Deutschland” und dem deutschen Sportdenkmal in Berlin.