Ungewöhnliche Rekorde - Vor 40 Jahren in Innsbruck: Olympische Winterspiele der Superlative

Ein Beitrag von Fritz Mevert

Ein Beitrag von Fritz Mevert

Die IX. Olympischen Winterspiele, die vom 29. Januar bis zum 9. Februar 1964 in der Tiroler Landeshauptstadt und deren Umgebung ausgetragen wurde, brachten Superla-tive in mehrfacher Hinsicht. Noch nie wurden so viele Zuschauer - fast eine Million - unmittelbare Zeugen der Wettkämpfe auf Schnee und Eis, noch nie gab es ein Sport-programm in dieser Größenordnung, aber auch noch nie mussten die Organisatoren früherer Winterspiele gegen so widrige Wetterverhältnisse ankämpfen. Über zwei Milli-onen Arbeitsstunden der Soldaten des österreichischen Bundesheeres waren nötig, um Pisten, Loipen und Schanzen für die Wettkämpfe entsprechend zu präparieren. Aus dem gesamten österreichischen Alpenraum musste man den Schnee zusammenkarren, da es in Innsbruck nicht rechtzeitig geschneit hatte. Einen weiteren Rekord schließlich aber stellten auch die Teilnehmer mit ihren Leistungen auf, die in fast allen Disziplinen besser als bei früheren Winterspielen waren.

 

Innsbruck hatte bei der 55. IOC-Session im Mai 1959 in München diese Spiele mit gro-ßer Mehrheit zugesprochen bekommen und in den folgenden fünf Jahren keine Kosten und Mühen gescheut, eine hervorragende Veranstaltung vorzubereiten und der Win-tersportelite beste Wettkampfstätten zu bieten. Die zentrale Lage und die guten Ver-kehrsverbindungen boten zudem für einen Massenbesuch sehr günstige Voraussetzungen. Insgesamt 1.186 Sportler (darunter nur 200 Frauen) aus 36 Ländern gingen an den Start. Die nordischen Wettbewerbe fanden - mit Ausnahme des Ski-springens von der Großschanze - in Seefeld statt, die alpinen Disziplinen am Patscher-kofel und in der Axamer Lizum, Bobfahren und Rennrodeln auf der Naturbahn in Igls, Eiskunstlauf und Eishockey im neuen Olympiastadion mit der vorgelagerten 400-m-Kunsteisbahn für das Eisschnelllaufen. Fast 60.000 Menschen jubelten, als am 29. Ja-nuar Österreichs Bundespräsident Dr. Schärf auf der Berg Isel-Schanze über den Dä-chern der Stadt die Spiele feierlich eröffnete. Sie hatten bis zur letzten Stunde allerdings vergeblich auf den ersehnten Schnee gewartet. Über 20.000 Kubikmeter Schnee waren daher zu den Pisten in der Lizum, auf den Patscherkofel und nach Seefeld transportiert worden.

 

Wie schon vier Jahre vorher in Squaw Valley gab es in Innsbruck bei den Herren keine überragenden Läufer in den alpinen Wettbewerben. Anders bei den Damen, wo die französischen Schwestern Goitschel zwei Doppelsiege erkämpften: am 1. Februar hatte im Slalom Christine die Nase vorn vor Marielle, und zwei Tage später war es dann im Riesenslalom genau umgekehrt. Erst im abschließenden Abfahrtslauf gab es einen drei-fachen Erfolg der Österreicherinnen mit Christl Haas an der Spitze.

 

In den nordischen Wettbewerben beherrschten die Schweden und Finnen die drei Langläufe und die Staffel der Herren, während bei den Damen alle drei Goldmedaillen an die UdSSR fielen. In der Nordischen Kombination führte der Schwarzwälder Jörgl Thoma zwar nach dem Sprunglauf, doch ging er dann mit verwachsten Skiern auf die 15-km-Strecke, belegte hier nur den zehnten Platz und konnte so seine Goldmedaille von Squaw Valley nicht verteidigen. Das Spezialspringen über die Kleine Schanze in Seefeld gewann der Finne Kankkonen vor dem Norweger Engan; am Schlusstag war dann auf der Großschanze am Berg Isel die Reihenfolge genau umgekehrt.

 

Entnommen aus: DSB-Presse 5/2004 vom 27.01.2004