Unsere Ideen, unsere Spiele

Das DOA-Olympiaseminar im Zeichen einer deutschen Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele.

Die Teilnehmenden an der Stele Pierre de Coubertins. Foto: DOA
Die Teilnehmenden an der Stele Pierre de Coubertins. Foto: DOA

Wissbegierige Studierende, passionierte Multiplikator*innen, ausgewiesene Expert*innen und Diskussionen vom Hörsaal bis zum Socializing auf der „weißen Treppe“ – das war die traditionelle Bildungsveranstaltung der Deutschen Olympischen Akademie (DOA), die vom 11. bis 17. September zum 7. Mal an der Internationalen Olympischen Akademie (IOA) in Olympia stattfand.

Am Montag, dem 11. September, trafen sich die 90 Teilnehmenden am Panathenäischen Stadion in Athen – dem Austragungsort der ersten Olympischen Spiele der Neuzeit im Jahre 1896. Das „Kallimarmaro“ (schöner Marmor) war die erste von vier antiken Kult- und Wettkampfstätten, die im Laufe der Woche besichtigt wurden. Durch die Stadien und Heiligtümer in Athen, Epidauros, Olympia und Delphi führten DOA-Vorstandsmitglied Prof. Dr. Manfred Lämmer und Dr. Ansgar Molzberger von der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS).

Tiefgründige Debatten an der Internationalen Olympischen Akademie

An der IOA erwartete die Gruppe ein intensiver Austausch über aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen der Olympischen Bewegung. Den Kern bildeten vier Themenblöcke: All Games – All Nations, Werte und Zukunft der Olympischen Spiele, Governance und Finanzierung sowie ökologische Nachhaltigkeit. Sie wurden von Prof. Dr. Holger Preuß, Schatzmeister der DOA, geleitet und moderiert.

In „Parlamentarischen Debatten“ und „Gruppenstreitgesprächen“ wurde das Für und Wider in vielschichtigen Themen von den Studierenden der Universitäten und Hochschulen Bayreuth, Bielefeld, Bochum, Hildesheim, Leipzig, Mainz, Regensburg, DSHS Köln, PH Ludwigsburg und HAM München erörtert. Ob Regierung oder Opposition, ob ukrainische Athletin oder russischer Funktionär – die Studierenden schlüpften in konträre Rollen und vertraten sie mit inhaltlicher Schärfe und Leidenschaft.

In Kleingruppen, unter der Leitung von Dozierenden wurden die gewonnenen Erkenntnisse vertieft. Hier brachten sich auch die Multiplikator*innen mit ein: Anna-Maria Pollany und Niklas Pinsker von der Initiative „DEINE IDEEN. DEINE SPIELE.“ des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), sowie Julia Groth und Jonas Nüssle, die in einem Gewinnspiel die Teilnahme gewonnen hatten. Karsten Kläge aus dem DOSB-Ressort „Sportstätten, Umwelt und Nachhaltigkeit“, Katrin Wallmann von den European Olympic Academies, Luisa Maria Hövel von Proprojekt und Dr. Herbert Dierker, ehemaliger Direktor der DOSB-Führungsakademie, erweiterten diesen Kreis.

Olympische und Paralympische Spiele in Deutschland?

Im Verlauf des einwöchigen Seminars sollten aus Meinungen fundierte Urteile werden, inwiefern sich Deutschland um zukünftige Spiele bewerben könne. Mögliche Ansätze und Erkenntnisse, die in finalen Statements am Ende des Seminars formuliert wurden, lieferten die täglichen Vorträge.

Prof. Dr. Manfred Lämmer gab in seinem Eröffnungsvortrag einen Überblick über den konfliktreichen Weg Deutschlands in der Olympischen Bewegung. Er betonte, dass aufgrund der Erfahrungen bei früheren, erfolglosen Bewerbungen um Olympische Spiele bei einem erneuten Versuch die Zustimmung der betroffenen Bevölkerung die Kernaufgabe und die große Herausforderung darstelle. Die DOSB-Mitgliederversammlung am 2. Dezember dieses Jahres müsse die Entscheidung darüber treffen, ob und für welche Spiele man sich bewerben wolle.

Stephan Brause, Leiter der Stabsstelle beim DOSB und Koordinator der Aktion „DEINE IDEEN. DEINE SPIELE.“, der digital zugeschaltet war, zeigte sich optimistisch: heutzutage gäbe es ganz andere Möglichkeiten als bei den gescheiterten Bewerbungen, die Menschen zu erreichen und für ein „Ja“ bei einer Bürgerbefragung zu gewinnen. Er setze ferner auf ein Konzept dezentraler Spiele, wofür das IOC durch die Änderung der Bewerbungsvorgaben den Weg freigemacht habe.

Russlandfrage, Macht der Medien und Nachhaltigkeit

Die Sichtweisen der ersten beiden Referenten wurden im Verlauf der Woche durch weitere Vorträge ergänzt, erweitert, unterstützt – weckten aber auch Widerspruch. Sport- und Kulturwissenschaftler Dr. Sven Güldenpfennig warb – mit Blick auf den russisch-ukrainischen Krieg – für eine klare Trennung von Sportpolitik und Allgemeinpolitik. Beim Leistungssport handle es sich um einen „künstlich geschaffenen Konflikt“, der auf das Spielfeld begrenzt bleiben müsse. Er weise keine materielle Grundlage auf – dies unterscheide ihn von der Allgemeinpolitik. Sein Fazit: „Wenn ich anfange, die Allgemeinpolitik in den Sport zu integrieren, bedeutet dies den Tod des internationalen Sports.“

Weitere Vorträge hielten:

  • Prof. Dr. Dionyssis Gangas (IOA) über das Verhältnis von Olympischer Bewegung und internationaler Politik
  • Sportjournalist Holger Kühner (SWR) über die Formate der Olympischen Spiele und ihre mediale Wertevermittlung
  • Dr. Gerald Fritz (DOA) über die Deutsche Olympische Akademie und ihre Ziele
  • Prof. Dr. Holger Preuß (DOA) über Einnahmen und Kosten der Olympischen Spiele
  • Georgina Grenon (Paris 2024) über die ökologische Nachhaltigkeit der kommenden Olympischen und Paralympischen Spiele in Paris

Unsere Ideen, unsere Spiele – Statements zu Olympischen Spielen in Deutschland

Der Freitag stand im Zeichen der offiziellen Abschlussveranstaltung. Hier präsentierten alle Kleingruppen ihre Arbeitsergebnisse und erhielten ihre Teilnahmeurkunden.

„Das Olympiaseminar war geprägt von einer sehr diskussionsfreudigen Gruppe“, resümierte Dr. Gerald Fritz, Direktor der DOA. „Der Austausch zwischen Studierenden, Experten und Multiplikator*innen bewegte sich auf hohem Niveau und zeigte großes gemeinsames Interesse. Wir sind sehr zufrieden mit dem Verlauf der Veranstaltung, deren Ergebnisse vor allem dem neuen Format mit starkem Diskussionscharakter zu verdanken sind.“

Einen Eindruck der Veranstaltung bietet der Instagram-Kanal @olympiaseminar, auf dem die Studierenden die Woche mit zahlreichen Beiträgen medial begleitet haben.

(Quelle: DOA)


  • Die Teilnehmenden an der Stele Pierre de Coubertins. Foto: DOA
    Teilnehmende des Olympiaseminar neben einer Büste und mit Bäumen im Hintergrund Foto: DOA