Verein(t) gegen Einsamkeit

Einsamkeit ist zwar äußerlich nicht sichtbar, kann aber gravierende gesundheitliche Folgen nach sich ziehen; Viola Kaets über die Folgen von Einsamkeit und wie der Sport hilft.

Gemeinsam Sport treiben im Verein macht Spaß und ist gut für Wohlbefinden und Gesundheit. Foto: DOSB
Gemeinsam Sport treiben im Verein macht Spaß und ist gut für Wohlbefinden und Gesundheit. Foto: DOSB

Die Wochen und Monate der bundesweiten Lockdowns und weitreichenden Kontaktbeschränkungen sind uns allen noch gut im Gedächtnis. Wir erinnern uns, wie wir und unsere Bekannten die Zeit erlebt haben und sich unsere Gemütslage im Verlaufe der Isolation verändert hat. Für viele Menschen war diese Zeit sehr belastend. Die COVID-19-Pandemie hat das Auftreten von Einsamkeitsgefühlen in allen Altersgruppen verschärft, jedoch fühlten sich schon zuvor Millionen Menschen in Deutschland zumindest zeitweise einsam.

Als ein subjektives Gefühl ist Einsamkeit zwar äußerlich nicht sichtbar, kann aber gravierende gesundheitliche Folgen nach sich ziehen, wenn es zu einem dauerhaften Zustand wird: Studien belegen erhöhte Risiken für koronare Herzerkrankungen, Schlaganfälle, Angststörungen, Diabetes und eine insgesamt geringere Lebenserwartung. Neben den gesundheitlichen Konsequenzen wirkt sich Einsamkeit auf das Zusammenleben und den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft aus.

Das Thema Einsamkeit rückt auch in Deutschland zunehmend in das öffentliche Bewusstsein und ist Gegenstand politischer Anstrengungen auf Bundes- und Landesebene. Als ein Element in der Strategie gegen Einsamkeit möchten das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) mit dem Projekt „Verein(t) gegen Einsamkeit“ (2022 - 2024) Sportvereine und Menschen mit Einsamkeitserleben zusammenzubringen. Denn in den rund 87.000 Sportvereinen wird Gemeinschaft und soziales Miteinander Tag für Tag gelebt. Menschen aller Generation und in verschiedenen Lebenslagen finden dort bereits ihre soziale Heimat.

Wenn wir uns im organisierten Sport den Menschen mit Einsamkeitserleben zuwenden, wird damit kein neues Arbeitsfeld erschlossen. Vielmehr bietet die Blickrichtung einen Anlass, ohnehin angestoßene Prozesse im organisierten Sport zu intensivieren und ganzheitlich zu betrachten: Sieht man sich die Chancen für gesellschaftliche Teilhabe genauer an, so rücken benachteiligte Personen(-gruppen) in den Fokus, die in ihrem Alltag häufig Barrieren und erschwerte Zugangswege vorfinden und im organisierten Sport oftmals noch unterrepräsentiert sind, darunter Menschen mit Behinderungen, Vorerkrankungen, Migrationserfahrung, in Armut oder sozialer Isolation lebende Menschen. Zwar können epidemiologische Studien Risiko- als auch Schutzfaktoren aufzeigen, dennoch bleibt Einsamkeit ein Gefühl, das über alle Altersgruppen und unterschiedlichste Lebensrealitäten hinweg auftreten kann. Aus diesem Grund kann es so etwas wie eine „zielgruppenadäquate“ Ansprache für Menschen mit Einsamkeitserleben nicht geben. Vielmehr eröffnet sich die Perspektive, Vielfalt, Teilhabe und Inklusion gemeinsam zu denken und zur Gewinnung von (bislang) schwer erreichbaren Personen die eigenen Strukturen hinsichtlich möglicher von außen wahrgenommener Hürden zu beleuchten.

In den drei Jahren Corona-Pandemie ist uns schmerzlich bewusst geworden, wie wichtig „echte“ Begegnungen und persönliche Verbindungen für unser Wohlbefinden und unsere mentale Gesundheit sind. Mit dem Projekt „Verein(t) gegen Einsamkeit” möchten wir möglichst vielen Menschen mit dem Bedürfnis nach sozialen Beziehungen und einem Gemeinschaftsgefühl Zugang zum Sportverein ermöglichen. Hierbei können auch Sportvereinschecks, wie sie bis Ende August 2023 über das Programm ReStart angeboten werden, erste Anreize bieten: Mit einem finanziellen Zuschuss von 40,00 Euro zu einer Vereinsmitgliedschaft können interessierte Menschen die Vorzüge des gemeinsamen Bewegens, die gegenseitige Motivation, das Wir-Gefühl und den Zusammenhalt in einer Gruppe für sich entdecken. Die zur eigenen Mobilität, den individuellen Bedürfnissen, Vorerfahrungen und Ambitionen passenden Bewegungsangebote sowie Sportevents finden sie zukünftig schnell und intuitiv über die digitale BewegungsLandkarte (BeLa).

(Autorin: Viola Kaets, Projektmanagerin „Verein(t) gegen Einsamkeit“)

In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder.


  • Gemeinsam Sport treiben im Verein macht Spaß und ist gut für Wohlbefinden und Gesundheit. Foto: DOSB
    Frauen stehen nebeneinander und haben teilweise den Arm umeinander gelegt. Foto: DOSB