Vergessen die Sportvereine den Sport?

Die 3. Bundeskonferenz Sportentwicklung des DOSB diskutiert in Seeheim-Jugenheim über die richtige Balance im Vereinssport.

DOSB-Vizepräsidet Water Schneeloch hält in Seeheim-Jugenheim das Impulsreferat vor 120 Teilnehmern aus den DOSB-Mitgliedsorganisationen. Foto: DOSB.
DOSB-Vizepräsidet Water Schneeloch hält in Seeheim-Jugenheim das Impulsreferat vor 120 Teilnehmern aus den DOSB-Mitgliedsorganisationen. Foto: DOSB.

Die mehr als 91.500 Sportvereine sind die größte zivilgesellschaftliche Kraft in unserem Land, aber sie sehen sich vielfältigen Herausforderungen gegenüber. Mit diesem Hinweis hat DOSB-Präsident Thomas Bach am Freitag die zweitägige 3. Bundeskonferenz Sportentwicklung des Deutschen Olympischen Sportbundes in Seeheim-Jugenheim eröffnet.

„Vergessen die Sportvereine den Sport? Nachdenken über die richtige Balance zwischen klassischen Sportarten, alternativer Bewegungskultur und gesellschaftlichen Herausforderungen“ – unter diesem Tagungsmotto beschäftigen sich rund 120 Vertreterinnen und Vertreter von Vereinen, Landessportbünden, Fachverbänden, aus Schule und Kommunen und des DOSB mit Fragen zur Zukunft des Sportvereins.

„Was ist der richtige Weg?“, fragte Bach in seiner Begrüßung. Müssten sich Vereine am Markenkern orientieren oder sich beispielsweise noch mehr für gesellschaftliche Themen wie Integration oder Umweltschutz über das normale Vereinsangebot hinaus engagieren? Sollte ihr Angebot nur für Mitglieder oder auch für Kursteilnehmer gelten? Haben nur die Großvereine als eine Art Volldienstleister Zukunft oder gerade die kleineren Vereine? „Was gilt? Was ist nötig? Was ist zukunftsfähig?“ fragte der DOSB-Präsident. Er schlug den Teilnehmern vor, sich auch des Themas anzunehmen, wie Sportorganisationen Entwicklungen in den  Vereinen begleiten sollten, die auf den ersten Blick nicht mehr viel mit dem klassischen Klub zu tun hätten, weil sie ihr Angebot beispielsweise nicht mehr ans Wettkampfsystem bänden oder sich nur noch bestimmten Mitglieder wie etwa Ärzten oder Physiotherapeuten öffneten.

„Den Sportverein gibt es nicht“, sagte auch Walter Schneeloch, DOSB-Vizepräsident Breitensport/Sportentwicklung, der grundsätzlich ins Thema einführte. Es gehe bei all den Fragen nicht um ein „Entweder – Oder“. Schließlich habe sich die Strategie der Vielfalt und Diversifikation als Erfolgsmodell bewährt, wenn man die stabile Mitgliedersituation und auch die gesellschaftspolitische Stellung des Vereins sehe. „Vielmehr geht es um neue Strategien, bei denen die Grundlagen des Sports im Verein, nämlich der qualifizierte Trainings- und Wettkampfbetrieb, die Freude an der eigenen sportlichen Entwicklung unabhängig vom Leistungsniveau, wieder etwas stärker in den Blick genommen werden“, sagte Schneeloch.

Die Versammlung begann die Diskussionen nach der neuen Konferenz-Form „Open Space“: Dabei entwickeln die Teilnehmer selbst die für sie interessanten Themen und finden sich eigenständig in Gesprächsgruppen zusammen. Die Ergebnisse werden in kurzen Protokollen zusammengefasst und so allen Teilnehmern zugänglich.

Das größte Interesse in Seeheim-Jugenheim fanden Gesprächskreise, die sich mit dem Verhältnis zwischen den Vereinen und ihren Dachorganisationen oder mit der Frage beschäftigten, ob die gesellschaftlichen Erwartungen beispielsweise zu Themen wie sexueller Missbrauch, Maßnahmen gegen Rechtsextreme oder zur Integration den Verein als Institution nicht überforderten. Auf große Nachfrage stieß auch die Frage, was denn die Sportform der Zukunft sei: Kurs? Mitgliedschaft? Oder womöglich eine Online-Sportbörse, an der man sich per App beteiligen könne?

DOSB-Präsident Bach stellte der Versammlung zu Beginn auch kurz den ersten Band der Schriftenreihe Sportentwicklung des DOSB vor: „Sport im Verein – ein Handbuch“. Das Buch informiert wissenschaftlich fundiert über neuere Entwicklungen im Vereinssport und richtet sich an Vereine und Verbände ebenso wie an Aus- und Weiterbildungseinrichtungen im Sport oder an Interessierte aus Politik, Kultur und Wissenschaft. Das Handbuch (196 Seiten, 25,00 Euro) kann beim DOSB bestellt werden.

Die Tagung endet am Samstag Mittag. Wie bei den beiden vorangegangenen 2006 in Erfurt und 2008 in Berlin werden auch die Ergebnisse dieser Bundeskonferenz Sportentwicklung des DOSB anschließend zusammengefasst und online zugänglich gemacht.

(Quelle: DOSB)


  • DOSB-Vizepräsidet Water Schneeloch hält in Seeheim-Jugenheim das Impulsreferat vor 120 Teilnehmern aus den DOSB-Mitgliedsorganisationen. Foto: DOSB.
    DOSB-Vizepräsidet Water Schneeloch hält in Seeheim-Jugenheim das Impulsreferat vor 120 Teilnehmern aus den DOSB-Mitgliedsorganisationen. Foto: DOSB.
  • DOSB-Präsident Bach stellt der Versammlung den ersten Band der Schriftenreihe Sportentwicklung des DOSB vor: „Sport im Verein – ein Handbuch“. Foto: DOSB
    DOSB-Präsident Bach stellt der Versammlung den ersten Band der Schriftenreihe Sportentwicklung des DOSB vor: „Sport im Verein – ein Handbuch“. Foto: DOSB