Völkerverbindende Kräfte des Sports zum Tragen bringen

 

Reaktionen des organisierten Sports auf die Terroranschläge

 

Mit Trauer und Bestürzung hat auch der organisierte Sport auf die terroristischen Anschläge

in den USA reagiert. So wurde am zurückliegenden Wochenende überall im Lande der Aufforderung des Präsidenten des Deutschen Sportbundes (DSB), Manfred von Richthofen, gefolgt und bei Wettkämpfen und Punktspielen durch eine Gedenkminute die Solidarität und Verbundenheit mit dem amerikanischen Volk bekundet. In einer Erklärung des DSB hatte von Richthofen unter anderem gesagt: "Die wichtige Aufgabe des Sports, völkerverbindend zu wirken und grenzüberschreitend tätig zu sein, ist unter den Vorzeichen des Terrorismus nicht erfüllbar." Angesichts der Sicherheit bei Großveranstaltungen warnte von Richthofen, der ständigen Kontakt zum Bundesinnenministerium hält, allerdings vor hysterischen Reaktionen.

Der DSB-Präsident versicherte den Angehörigen der Opfer ebenso das Mitgefühl für den deutschen Sportdachverband und seinen Mitgliedsorganisationen wie dies der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees (NOK), Walther Tröger, für die Olympische Bewegung in Deutschland tat. Tröger sieht derzeit keinen Anlass, die Austragung der Olympischen Winterspiele in Salt Lake City im kommenden Jahr in Frage zu stellen.

Vor dem Hintergrund der schrecklichen Ereignisse in den USA hatten einige Landessportverbände – zum Beispiel Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein – in der letzten Woche empfohlen, alle Sportveranstaltungen bis einschließlich Sonntag abzusagen. Der Präsident des Landessportbundes Hessen, Dr. Rolf Müller, hatte dagegen zu bedenken gegeben, dass bei vielen Absagen die Terroristen ein weiteres ihrer Ziele erreicht hätten. Er forderte dazu auf, über die Ausrichtung von Musikveranstaltungen und Feste zur Begleitung sportlicher Ereignisse in nächster Zeit "sehr sensibel nachzudenken".

Der Freiburger Kreis, die Arbeitsgemeinschaft größerer deutsche Sportvereine, hatte bei seinem Herbstseminar am 14. September in Lüneburg appelliert, in angemessener Art und Weise der Opfer des Terroranschlages zu gedenken und in einer Resolution formuliert: "Es ist für uns unvorstellbar, an diesem Wochenende in den Stadien und Sporthallen jubelnde Zuschauer zu erleben."

Von den nationalen Spitzenverbänden hatte beispielsweise der Deutsche Tischtennis-Bund (DTTB) entschieden, das Meisterschaftsprogramm der Bundesligen nicht abzusagen und in einem Brief an die Präsidentin des amerikanischen Tischtennis-Verbandes, Sheri Soderberg Pitman, geschrieben: "Unsere Sportfreunde sollen wissen, dass die deutsche Tischtennis-Familie in diesen schweren Tagen und Stunden mit all jenen Menschen fühlt, die ihre Verwandten, Freunde und Bekannte verloren haben."

Für den Deutschen Behinderten-Sport-Verband bezeichnete dessen Vorsitzender Theodor Zühlsdorf den Terror von New York und Washington als eines der fürchterlichsten Ereignisse der "zivilisierten" Welt und fragte zugleich, was denn diese Zivilisation ausmache und welchem menschlichen Verhalten man das Attribut "zivilisiert" zuordnen könne. Seine Antwort: "Wir im Sport können einen kleinen Beitrag leisten, damit Kälte und Menschenverachtung nicht zu den Attributen der Zivilisation werden."

Die Mitglieder des "Koordinationsbeirates Türkei" der Deutschen Sportjugend haben am Wochenende bei ihrer Sitzung festgestellt, dass die jüngsten Anschläge das Klima in der Welt, aber auch in unserem Lande, verändern und Auswirkungen auf das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Kulturen in Deutschland haben werden. Mit Sorge werden von dem Koordinationsbeirat mögliche Vergeltungsaktionen und vorschnelle Schuldzuweisungen gesehen. Es gelte nun, bei allem Entsetzen über diesen barbarischen Akt des Terrors, emotionale Überreaktionen zu zügeln. Insbesondere die Betreuer in den Vereinen sollten in dieser schwierigen Situation vorausschauend und mäßigend auf mögliche konfliktträchtige, Gewalt hervorrufende Entwicklungen im Sportbetrieb hinwirken und vielmehr die im Sport liegenden sozial-integrativen und völkerverbindenden Kräfte zum Tragen bringen.