Volkstrauer und Brückenbauer

Der Sport ist Brückenbauer und kann damit in Zeiten immer neuer Kriege und bewaffneter Konflikte gegenseitiges Vertrauen schaffen.

Der Sport verfügt über Brücken, beschädigt möglicherweise, vielleicht sanierungs- und reformbedürftig, aber doch in der Lage, einen tragfähigen Weg über Gräben hinweg zu erhalten. Foto: picture-alliance
Der Sport verfügt über Brücken, beschädigt möglicherweise, vielleicht sanierungs- und reformbedürftig, aber doch in der Lage, einen tragfähigen Weg über Gräben hinweg zu erhalten. Foto: picture-alliance

Vor wenigen Tagen ist einem Verein in Hartmannshain, einem kleinen 200 Seelen-Ortsteil von Grebenhain im hessischen Vogelsberg, der Deutsche Preis für Denkmalschutz verliehen worden. Eine historische Brücke, Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts errichtet aus Basaltgestein, war von der Politik zum Abriss freigeben worden. Doch die Hartmannshainer hatten sich erfolgreich zur Wehr gesetzt mit Resolutionen, Petitionen und Spenden den Erhalt ihrer Brücke erreicht, sie saniert und eine neue Nutzung durch Fußgänger und Radfahrer ermöglicht.

Was hat eine alte Brücke, mit Sport zu tun? In wenigen Tagen ist wieder Volkstrauertag. Er ist dem Gedenken der Opfer von Krieg, Terror und Vertreibung, an die leidvolle Zeit der beiden Weltkriege und deren Folgen bis in die heutige Zeit gewidmet. Der ehemalige Bundespräsident Prof. Dr. Horst Köhler hat anlässlich dieses Tages vor einigen Jahren dazu aufgefordert, voraus-zublicken, das Hier und Jetzt zu prüfen und zu fragen: „Was können wir tun, um Frieden zu schaffen, wo Krieg, Gewalt und Not herrschen?“

Brücken zu erhalten, um gegenseitiges Vertrauen zu schaffen, wäre ein Anfang, um den Teufelskreis immer neuer Kriege und bewaffneter Konflikte zu durchbrechen. Der Sport ist eine solche Brücke und verfügt über derartige Brücken, beschädigt möglicherweise, vielleicht sanierungs- und reformbedürftig, doch nach wie vor in der Lage, einen tragfähigen Weg über Gräben hinweg zu erhalten.

Sportorganisationen leisten europäische und internationale Friedensarbeit mit bilateralen und internationalen Maßnahmen, internationalem Wettkampfkalender, Entwicklungsprojekten oder Flüchtlingsinitiativen. Weltweit gibt es zahllose Maßnahmen, den Sport als Möglichkeit zur Begegnung zu nutzen, zur Verständigung von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kulturen beizutragen, ja sogar zur Trauerarbeit zu nutzen. Die Verleihung eines Beobachterstatus an das IOC bei den Vereinten Nationen ist Ausdruck des Potentials, das der Sport als Beitrag zur Völkerverständigung besitzt und was ihm seitens der Politik zugetraut wird.

Die Friedensarbeit des Sports wird heute mehr denn je gebraucht. Sie kann dazu beitragen, dass aus dem aktuellen Leid in der Ukraine, in Israel und dem Gazastreifen ein neuer Friede zwischen Völkern und Kulturen erwächst. Seine friedensstiftenden Funktionen bei Olympia und anderswo in Frage zu stellen hieße, eine der wenigen noch tragfähigen Brücken unserer Zeit einzureißen.

„Wir wurden als kleines gallisches Dorf bezeichnet, das hat schon was“, freute sich Gerd Köhler vom Verein Historische Brücke Hartmannshain über den Deutschen Denkmalschutzpreis. Eine Ermutigung für den Sport, seinen ganz eigenen Weg als Brückenbauer weiter zu beschreiten und sich seiner Werte dabei nicht nur denkmalpflegerisch und am Volkstrauertag bewusst zu sein?

(Autor: Stefan Volknant, Referent Verbandskommunikation)


  • Der Sport verfügt über Brücken, beschädigt möglicherweise, vielleicht sanierungs- und reformbedürftig, aber doch in der Lage, einen tragfähigen Weg über Gräben hinweg zu erhalten. Foto: picture-alliance
    Alte Autobahnbrücke von herbstlichem Laubwald umgeben. Foto: picture-alliance