Volksverwirrung und Volksbewegung

 

Grell, laut, penetrant und deshalb nicht selten nervtötend – so präsentiert sich der Markt der unbegrenzten Fitness-Möglichkeiten. Aus jeder simplen

Bewegungsvariante wird ein neuer Boom. Dazu verkünden die Trend-Interpreten ihre schnell wechselnden Weisheiten in einer Endlosschleife der Massenberieselung. Gleichzeitig schreit es von den Titelseiten der Branchen-Blätter nur so herunter in Sachen körperlicher Plansollerfüllung. Und schließlich bleibt das Begleitprogramm der Produkt-Werbung nichts an Basis- wie Experten-Information schuldig. Da werden - was Freizeitutensilien betrifft - Unverzichtsbarkeits-Ansprüche auf geradezu abenteuerliche Weise mit neuen Bewegungsphilosophien verknüpft.

Wer beim Blick auf die Szene von marktgesteuerter Volksverwirrung spricht, liegt sicher nicht ganz falsch. Doch es gibt Anzeichen dafür, dass die gesundheitsbewussten und fitnessorientierten Menschen sich hier immer weniger verunsichern lassen wollen. Sie haben nämlich längst unkompliziertere und direktere Wege zum körperlichen Wohlbefinden entdeckt und daraus einen tatsächlichen Boom werden lassen. Laufen, Wandern und Radfahren erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Von der Massenbegeisterung über die Gruppen-Euphorie bis zur stillen Freude der Individualisten spannt sich der Bogen der aktiven Teilnahme an traditionellen Volksbewegungen, die weiter entwicklungsfähig scheinen.

Denn es steht immerhin das sportliche Naturerlebnis gegen die Sterilität von Fließband-Übungen in Fitness-Fabriken und Wellness-Zentren. Der organisierte Sport mit seinen zuständigen Verbänden und Vereinen schafft Jahr für Jahr bessere Voraussetzungen, um das „Zurück zur Natur“ problemfrei zu gestalten. Weit über 3.000 regelmäßige Lauftreffs, ganzjährig veranstaltete Volksläufe und Wandertage oder Fahrrad-Festivals lassen keinen Zweifel: Hier haben ebenso moderne wie attraktive Angebote eine solide Basis. Denn laute und leere Versprechungen vom schnellen Fitness-Erfolg sind nicht das Thema. Eher schon, dass Tradition und Fortschritt manchmal doch recht nah beieinander liegen.