Zum Abschluss reichte der Mannschaft von Bundestrainer Vital Heynen ein schwer erkämpftes 3:1 gegen Tschechien zum Sieg, nachdem das Team am Samstag mit dem 3:2 im Krimi gegen Vize-Weltmeister Kuba den Grundstein gelegt hatte.
"Unglaublich. Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll. Es ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Ich kann nur weinen", sagte der überragende Diagonalangreifer Georg Grozer. Die Abendplanung stand bereits kurz nach Spielende. "Ich glaube, ich schieße mich ab heute. Das ist so krass, das muss ich erstmal verarbeiten." Der Belgier Heynen meinte etwas nüchterner: "Wir haben uns Schritt für Schritt nach London gearbeitet, wir haben das gut gemacht. Heute haben wir am unteren Limit gespielt, aber es hat trotzdem gereicht. Darüber bin ich sehr froh."
Die Volleyballer sind damit die dritte deutsche Mannschaft neben den beiden Hockey-Teams, die den Sprung nach London geschafft hat. Die Fußballer, Handballer, Basketballer, Wasserballer und die Volleyballerinnen waren zuvor gescheitert.
Garant für den Erfolg war neben einer zum Teil überragenden Mannschaftsleistung Georg Grozer, der gegen Kuba 35 Zähler machte und gegen die Tschechen mit 28 Punkten ebenfalls zum Topscorer avancierte. Er krönte mit dem Olympia-Ticket eine perfekte Saison.
In der Berliner Max-Schmeling-Halle leisteten die Tschechen, die schon vor Beginn des Spiels keine Chance mehr auf den Turniersieg hatten, erbittert Gegenwehr und brachten die Deutschen aus dem Konzept. Heynens Team war der Druck des Siegen-müssens deutlich anzumerken. Zudem machte der Gegner sein bislang bestes Turnierspiel.
Obwohl sich die Auswahl um Grozer den ersten Durchgang sichern konnte, fehlte es im zweiten Satz an Selbstvertrauen. Trotz lautstarker Unterstützung der 4.110 Zuschauer reichte es aufgrund der vielen Fehler, des schwachen Aufschlags und des zum Teil ideenlosen Angriffs nicht zum 2:0. Im dritten Durchgang hatte der Gastgeber dann wieder die Nase knapp vorn. Auch der Entscheidungssatz blieb lange offen, doch dann ließ Deutschland endlich seine Klasse aufblitzen und fuhr den Erfolg nach Hause.
Mit dem Sieg in Berlin haben die deutschen Volleyballer unter der Leitung des neuen Bundestrainers Heynen knapp neun Monate nach dem unrühmlichen Vorrunden-Aus bei der EM in Österreich und Tschechien aus ihrem Leistungstief herausgefunden. Der 42 Jahre alte Belgier hat es in kürzester Zeit geschafft, aus einer verunsicherten Truppe wieder ein schlagkräftiges Team zu formen.
Sein Debüt auf der Trainerbank gab Heynen erst vor gut zwei Monaten, seither zeigt die Leistungskurve von Kapitän Björn Andrae und Co. nach oben. Beim europäischen Qualifikationsturnier in Bulgarien war die Auswahl erst im Finale an Italien gescheiert und auch beim Auftakt der World League in Frankfurt stellten die Deutschen ihre ansteigende Form unter Beweis.
Zeit zum Feiern bleibt der Mannschaft wenig, bereits am Dienstag sitzen Grozer und Co. im Flugzeug nach Argentinien. In Buenos Aires findet das zweite World-League-Turnier statt. Deutschland reist mit viel Selbstbewusstsein im Gepäck als Tabellenführer an und tritt dort gegen zwei mögliche London-Gegner an: Argentinien ist bereits qualifiziert, Bulgarien so gut wie sicher dabei.
(Quelle: SID)
