Vor 40 Jahren startete die dsj die Umweltpolitik des Sports

Im April 1971 proklamierte die Deutsche Sportjugend den Modernen Dreikampf für sauberes Wasser, saubere Luft und saubere Umwelt.

1971 nutzen die Kinder auf dem Altstadtfest in Hannover Altreifen zur sportlichen Betätigung. Foto: picture-alliance
1971 nutzen die Kinder auf dem Altstadtfest in Hannover Altreifen zur sportlichen Betätigung. Foto: picture-alliance

Umweltschutz im und durch den Sport, aber auch zur Ermöglichung der sportlichen Betätigung von Millionen von Menschen ist heute im deutschen wie im internationalen Sport ein wichtiger, ja unverzichtbarer Aufgabenbereich geworden. Die Vielfalt der Umwelt- und Klimaschutzaktivitäten von der Vereinsbasis bis zu den Landes- und Bundesorganisationen geht regelmäßig aus dem DOSB-Informationsdienst "Sport schützt Umwelt" hervor, der 1985 vom DSB ins Leben gerufen wurde und in diesem Jahr bereits mit der 100sten Ausgabe erscheinen wird.

Unter der Überschrift "Der Sport ist die größte Umweltschutzbewegung" bezeichnete im Juni 2008 Fürst Albert II von Monaco, selbst IOC-Mitglied und ehemaliger Leistungssportler, in einem Gastbeitrag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung den Umweltschutz nach Sport und Kultur als "dritte olympische Säule" in der Arbeit des Internationalen Olympischen Komitees und verwies auf den vom IOC von 1999 an entwickelten Leitfaden Agenda 21, "der die besonderen Herausforderungen eines Sportlers und seine Handlungsmöglichkeiten hervorhebt, um über die nachhaltige und umweltgerechte Entwicklung des Sports zu wachen".

Bei Großveranstaltungen des Sports gehören Umweltkonzepte unter Berücksichtigung von ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit heute zum festen Bestandteil aller Planungen. Das war nicht immer so in der Sportentwicklung der Nachkriegszeit.

Als die Bilanz des Europäischen Naturschutzjahres 1970 erschreckend deutlich machte, wie die Luftverschmutzung durch ungefilterte Industrieabgase, das Gewässersterben durch mangelhaft gereinigte Abwässer und die Versenkung von Giftstoffen vor den Meeresküsten, die Schrott- und Schutthaufen rund um Städte und Dörfer und die wachsende Industrialisierung der Landwirtschaft die Umwelt immer mehr zerstörte, war es die Deutsche Sportjugend als damals schon größte deutsche Jugendorganisation, die den Kampf gegen diese Entwicklung aufnahm.

Als erste Organisation des Sports machte sie darauf aufmerksam, dass eine weitere Umweltverschmutzung auch das Todesurteil für den Sport in seinen

Im April 1971 - fast ein Jahrzehnt vor der Gründung der Grünen-Partei - startete die DSJ mit einem gezielten Aktionsprogramm und proklamierte mit einer bundesweiten Plakataktion den "Modernen Dreikampf: 1. Kampf um sauberes Wasser - 2. Kampf um saubere Luft - 3. Kampf um saubere Umwelt - Umweltverschmutzung: Todesurteil für den Sport. Die Deutsche Sport-jugend." Damit wurde der Grundstein für die Befassung mit dem Umweltschutz in der Aufgabenstellung auch der Sportpolitik gelegt.

Begleitet von Grundsatzdebatten, Seminarschwerpunkten, Resolutionen und spektakulären Aktionen, aber auch selbstkritischen Debatten, von den Medien in die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gebracht, schwankte man jedoch bei den damals Verantwortlichen in den Präsidien des Sports "zwischen Amüsement und Befremden", wie die langjährige DSJ-Vorsitzende Erika Dienstl später einmal feststellte und vertrat vielfach die Auffassung, "dass dies keine Problematik sei, mit der sich der Sport auseinandersetzen müsse".

1982 griff der DSB das Thema auf

Doch unter seinem politisch erfahrenen Präsidenten Willi Weyer griff einige Jahre später das DSB-Präsidium das wachsende Problem auf und wies es zunächst dem Wissenschaftlichen Beirat zur Beratung zu. 1982 wurde dann eine Präsidialkommission "Sport und Umwelt" berufen und mit deren Leitung DSB-Vizepräsidentin Erika Dienstl beauftragt. Bereits zwei Jahre später - 1984 - stand die Umweltproblematik auf der Tagesordnung des DSB-Bundestages in Bad Homburg.

In Anwesenheit von IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch wurden nach ausführ-licher Beratung "Umweltpolitische Grundsätze" verabschiedet, in denen auch Appelle zum unverzüglichen Handeln auf allen Ebenen enthalten waren. Diese Grundsätze wurden in den folgenden Jahren ergänzt.

Eine enge Zusammenarbeit bei den anstehenden Problemen entwickelte sich von den 90er Jahren an vor allem mit den deutschen Umwelt- und Naturschutzverbänden sowie mit dem Bundesumweltministerium, mit dem gemeinsam bereits 1992 ein Handbuch für den Bereich Sport und Umwelt herausgegeben wurde.

Ab 1995 IOC-Kommission Sport und Umwelt

Nachdem IOC-Präsident Samaranch bereits im Februar 1994 einen Kooperationsvertrag mit der UN-Organisation für das Umweltprogramm der Vereinten Nationen abgeschlossen hatte, gab es beim Olympischen Kongress 1994 in Paris erstmals einen Arbeitskreis, der sich mit Fragen von Sport und Umwelt beschäftigte. 1995 wurde vom IOC dann eine neue ständige Kommission gebildet, zu deren Mitgliedern auch Erika Dienstl für das NOK für Deutschland und Prof. Frieder Roskam (Köln) für den Internationalen Arbeitskreis Sportstättenbau (IAKS) berufen wurden.

Die Konstituierung dieser Kommission, deren deutsche Mitglieder heute Roland Baar und der Präsident des Internationalen Rennrodelverbandes, Josef Fendt, sind, fand am 11. März 1996 in Lausanne statt. Seit 1995 in Lausanne haben sich in der Folgezeit mehrere IOC-Weltkongresse mit dem Thema Sport und Umwelt auseinandergesetzt, um auch mit der Einbeziehung der internationalen Fachverbände und der NOKs aus allen Erdteilen sowie insbesondere der Veranstalter der Olympischen Spiele zu diesem Themenkreis deutlich zu machen, welche Bedeutung man im IOC seiner noch recht jungen "dritten Säule" beimisst.

"Es ist sicher nicht vermessen, festzustellen, dass der damalige ‚Versuchsballon‛ der Deutschen Sportjugend mit der Plakataktion 1971 der erste Schritt in die richtige Richtung war", sagte Erika Dienstl, die als DSB-Vizepräsidentin und langjährige "Umweltministerin des deutschen Sports" dessen umweltpolitische Arbeit ganz wesentlich aufgebaut und mitgestaltet hat. "Es bleibt das Verdienst der Deutschen Sportjugend, damals den Anstoß zu heute selbstverständlichen Aktivitäten gegeben zu haben."


(Autor: Friedrich Mevert)


  • 1971 nutzen die Kinder auf dem Altstadtfest in Hannover Altreifen zur sportlichen Betätigung. Foto: picture-alliance
    1971 nutzen die Kinder auf dem Altstadtfest in Hannover Altreifen zur sportlichen Betätigung. Foto: picture-alliance