Vorbeugen durch Sport: Investition in die Zukunft

 

Eine klare Beteiligung des Bundesministeriums für Gesundheit und soziale Sicherung an den Kosten des beabsichtigten Präventionsgesetzes hat der Magdeburger Sportwissenschaftler

Prof. Dr. Klaus Pfeifer gefordert. „Der Bund muss hier vorangehen“, sagte Pfeifer im Sportgespräch des Deutschlandsfunks zum Thema „Sport und Prävention“. Die Kosten sollten nicht allein von den Krankenkassen getragen werden. Der Gesundheitsbeauftragte des Deutschen Sportbundes, der Frankfurter Sportmediziner Prof. Dr. Winfried Banzer, hält darüber hinaus als Signalwirkung eine Einbindung der für Prävention zuständigen Länderregierungen für unabdingbar. „Sie sollten zu gleichen Teilen einsteigen, das ist ganz wichtig“, meinte Banzer in der Gesprächsrunde.

Selbstkritisch räumte Götz-Peter Lohmann (SPD), Mitglied der beiden Bundestagsausschüsse Sport und Gesundheit, für die Politik ein, dass sie sich nicht immer an den richtigen Stellen für den Sport einsetzen würde. „Es macht sich sehr gut, sich bei der Fußball-WM oder bei Olympischen Spielen auf das Podium zu stellen“, sagte der Bundestagsabgeordnete mit Blick auf die Diskussion um das beabsichtigte Präventionsgesetz. „Bei den vielen kleinen Gelegenheiten kommt der Sport dann nicht so gut.“ Auch im Bundesgesundheitsministerium gäbe es leider viele Leute, die dem Sport nicht die gebührende Rolle in der Prävention einräumen wollten.

Banzer betonte nochmals, dass die für eine vernünftige Prävention einzusetzenden Mittel im Verhältnis zu den Gesamtausgaben im Gesundheitswesen nur einen kleinen Teil ausmachen würden. Er verwies auf das in den letzten Jahren aufgebaute Programm der Kursangebote mit dem Qualitätssiegel SPORT PRO GESUNDHEIT. Um mit einem flächendeckenden Modell fünf Millionen Bürger zu erreichen, seien rund 100 Millionen Euro notwendig. Das sei machbar. Derzeit gibt es rund 7000 Angebote, die von 600 000 Menschen genutzt würden.

Allerdings ist die Prävention schwerer vermittelbar, weil sie keinen direkten Gewinn abwirft. „Es ist klar, die Finanzknute herrscht überall, aber diese Investition in die Zukunft muss jetzt beginnen“, meinte Banzer. Für Pfeifer kommen ansonsten noch viel größere Kosten auf die sozialen Sicherungsträger zu. „Der Bewegungsmangel ist eines, wenn nicht das größte Problem des Gesundheitswesen“, meinte Pfeifer, der auch Sprecher der Kommission Gesundheit in der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) ist.

Lohmann betonte, dass zumindest die Sportpolitiker diese Problematik und die Chancen durch den Gesundheitssport genauso sehen würden. „Der Sport spielt in der Tat nicht die dominierende Rolle, die wir uns gerne wünschen würden. Das hat zum Teil die Politik versiebt“, meinte Lohmann, dessen Fraktion übergreifend mit den anderen Parteien im Bundestag einen Antrag zur Stärkung der Stellung des Sports in der Prävention eingebracht hat. Gerade wurde das Papier im Sportausschuss behandelt. Schon bald soll es zu einer Debatte im Parlament kommen.

Wann allerdings das von allen gewünschte Präventionsgesetz vom Gesundheitsministerium auf den Weg gebracht wird, bleibt vorerst unklar. Derzeit wird immer noch an den Eckpunkten gearbeitet. Der zunächst genannte Termin 1. Januar 2004 ist längst abgesagt worden. Jetzt wird Mitte nächsten Jahres genannt. „Aber über kurz oder lang muss ein Gesetz kommen“, meinte Banzer. Dem stimmte auch der Parlamentarier Lohmann zu. „Wenn es nicht kommt, wird sich die Politik vorwerfen lassen müssen, nicht alles getan zu haben, um die Kosten in den Griff zu bekommen.“