Wasserspringerin Elena Wassen überrascht mit Bronze

Noch keine 15, aber Bronzegewinnerin bei der Premiere der Europaspiele in Baku: Elena Wassen, das „Küken“ der deutschen Mannschaft, sprang am Donnerstag vom Turm zur Medaille.

Elena Wassen schraubt sich zur Bronzemedaille. Foto: Getty Images (für BECOG)
Elena Wassen schraubt sich zur Bronzemedaille. Foto: Getty Images (für BECOG)

Im Moment ihres größten sportlichen Erfolges dachte die Jüngste im deutschen Team aber nicht an sich, sondern an ihre große Schwester. Wegen einer Verletzung hatte die knapp zwei Jahre ältere Christina Wassen ihre Teilnahme in Baku ad acta legen müssen: „Ich vermisse Christina. Und möchte jetzt einfach nur schlafen“, sagte Elena Wassen leise lächelnd, bevor sie den Medienvertretern entschwand. Müde aber glücklich hatte sie zuvor ihre Medaille in die Kameras gehalten.

Bronze vom Turm gegen durchweg ältere Konkurrentinnen krönte einen guten ersten Tag bei den deutschen Wasserspringern, deren Wettbewerb in Baku zugleich die U19-EM ist. Die aus Aachen stammende Wassen, die in Berlin am Sportinternat lebt, lag mit 410,40 Punkten hinter der Britin Lois Toulson (456,70) und der Russin Anna Chuinischena (429,15). Platz sechs belegte Fränze Jahn (SC DHfK Leipzig/356,70).

Bei den Jungs lief es ebenfalls rund. Von den Plätzen sechs und zwölf gingen Nico Herzog (SV Halle) und Frithjof Seidel (Berliner TSC) ins Finale vom Ein-Meter-Brett. Am Ende fehlten Seidel auf Rang vier (473,15) zehn Punkte zur Bronzemedaille, die der Brite James Heathy gewann (483,40). „Wenn ich als Zwölfter ins Finale gehe, habe ich erstmal keinen Druck. Dann mache ich einen richtig guten ersten Sprung – und schon bist Du wieder mit dabei. Es war spannend bis zum Schluss“, sagte der Berliner.

Auch Nico Herzog hatte an seinem Ergebnis nichts auszusetzen. „Mein Ziel war das Finale. Ich hatte gute Sprünge und solche, an denen ich arbeiten muss. Das Niveau ist hoch hier, wie überhaupt die ganze Veranstaltung. Alles ist größer, aufregender“, meinte der Nachwuchsathlet und stellte fest: „Man ist plötzlich nicht mehr nur Wasserspringer, sondern ein ganzes Team.“

Mehrkampf-Finale : Scheder knapp an Bronze vorbei, Hambüchen Fünfter

Gut geturnt, aber am Ende ein kleiner Fehler zu viel. So fiel das Fazit der Turner am Donnerstag aus. Sophie Scheder (TuS Chemnitz-Altendorf) verpasste den dritten Platz im Mehrkampffinale um 0,133 Punkte nur knapp. Ein unfreiwilliger Abgang beim Hindorf am Stufenbarren und ein Ausfallschritt nach dem ersten Doppelsalto am Boden brachten die entscheidenden Zehntel Unterschied zur Niederländerin Lieke Wevers, die Bronze gewann. „Im Nachhinein denkt man, du brauchst dich gar nicht so runterziehen wegen des vierten Platzes, denn es ist eigentlich ja schon was Großes. Ich kann stolz auf mich sein. Aber trotzdem muss ich das gerade noch ein bisschen verdauen.“ Trost spendete nicht nur Scheders Teamkollegin Elisabeth Seitz, die mit in der Halle war, sondern auch Trainerin Ulla Koch, die sich zufrieden mit dem Auftritt ihre Turnerin zeigte: „Sophie hat heute eine ganz tolle Leistung abgeliefert.“

Für Fabian Hambüchen (TSG Niedergirmes) waren die Zeichen schon vor Beginn des Wettkampfes ungünstig. Beim Einturnen am ungeliebten Pauschenpferd verletzte sich der Wetzlarer am Finger, was ihn laut seiner Aussage nicht behinderte, aber mit dem Wissen im Hinterkopf, dass nur ein perfekter Mehrkampf eine Medaille bedeutet hätte, noch mehr unter Druck setzte. Nach ansprechenden Übungen am Boden, Pauschenpferd und an den Ringen machte dann aber ein Patzer bei der Landung am Sprung alle Medaillenträume zunichte. Am Ende wurde es Platz fünf. „Es war klar, dass ich, wenn ich heute unter die ersten Drei kommen möchte, probieren muss, alles rauszuholen. Das habe ich dann am Sprung auch gemacht“, erklärte Hambüchen, der nach gelungener Reckprüfung zum Abschluss mit Zuversicht auf seine drei Einzelfinals am Samstag blickte: „Da sollte mich der Finger nicht behindern.“

Starker Ovtcharov spielt um Medaille, Tischtennis-Damen ausgeschieden

Favorit Dima Ovtcharov (Gazprom Orenburg) ist mit zwei 4:0-Siegen durchs Achtel- und Viertelfinale im Tischtennis gerauscht und spielt nun am Freitag um die Medaillen und das Olympiaticket für den Turniersieger. Nach einer starken Leistung gegen Kroatiens Spitzenspieler Andrej Gacina bekommt es der 26 Jahre alte Weltranglistensechste nun mit dem überraschend starken Briten Paul Drinkhall zu tun, der Portugals Mitfavorit Marcos Freitas 4:1 ausgeschaltet hat. Im zweiten Spiel der Vorschlussrunde trifft Weißrusslands Großmeister Wladimir Samsonow auf den Ukrainer Kou Lei. „Gegen Gacina war es mit Abstand mein bestes Spiel bisher. Ich bin sehr zufrieden, auch mit dem dritten Satz, als er viele sehr gute Bälle getroffen hat. Ich habe mich viel besser bewegt als vorher; die Docs hier machen wirklich einen super Job“, sagte Ovtcharov, der von einem schmerzenden Rücken geplagt wird.

Für die beiden weiblichen Starterinnen, Han Ying (Tarnobrzek/Polen) und Petrissa Solja (ttc Berlin eastside) endete das Turnier dagegen im Viertelfinale. Die topgesetzte Wahl-Düsseldorferin Han Ying unterlag im Duell der Abwehr-Cracks der Niederländerin Li Jie in sieben Sätzen (3:4). „Mein Problem war auch der Druck, den ich mir hier als Topgesetzte gemacht habe. Ich wollte unheimlich gerne gewinnen, war ja noch nie bei Olympischen Spielen und wollte unbedingt das Direkt-Ticket für Rio holen. Dass ich es nicht geschafft habe, zieht mich jetzt natürlich schon runter“, sagte Han Ying.

Petrissa Solja musste sich der niederländischen Ex-Europameisterin Li Jiao in sechs Sätzen geschlagen geben (2:4). Einen 0:2-Satzrückstand konnte die 21 Jahre alte Deutsche Einzel-Meisterin egalisieren, musste dann aber das Spiel doch wieder aus der Hand geben. Anschließend sagte Solja: „Ich habe bisher noch nie gegen sie gewonnen. Ich wusste, dass es schwer wird, aber nicht unmöglich. Ich nehme aus Baku eine Goldmedaille aus dem Mannschaftswettbewerb mit nach Hause, über die ich mich sehr freue, aber ich wollte hier auch im Einzel gerne eine Medaille gewinnen und mich direkt für Rio qualifizieren.“

Volleyballer auf dem Weg ins Viertelfinale

Das Tor zum Viertelfinale haben die deutschen Volleyball-Männer weit aufgestoßen. Sie landeten den zweiten Sieg im dritten Spiel. Gegen Bulgarien siegte der WM-Dritte 3:0 (25-20, 25-18, 25-22) und schob sich mit nunmehr sechs Punkten an Bulgarien vorbei auf Platz zwei der Sechsergruppe. Die vier Erstplatzierten der Gruppe erreichen das Viertelfinale. Punktbeste Spieler waren Jochen Schöps (17) und Christian Fromm (14). Am Samstag folgt das vierte Gruppenspiel, Gegner ist dann Italien (19.00 Uhr MESZ). Zufrieden zeigte sich Bundestrainer Vital Heynen: „Es war besser, als ich es erwartet habe. Es war bisher unser bestes Spiel, vielleicht etwas zu viele Aufschlagfehler im zweiten Satz und Probleme in der Block-Abwehr im dritten Satz. Aber ansonsten ein klarer, souveräner Sieg.“

Bogenschützen wieder mit schlechtem Tag

Einen erneut schlechten Tag erlebten die deutschen Bogenschützen in Baku. Sowohl die Männer als auch die aussichtsreich gestarteten Frauen schieden im Viertelfinale des Mannschaftswettbewerbs vorzeitig aus. Die Damen unterlagen in der Besetzung Elena Richter, Lisa Unruh und Karina Winter (alle Berlin BSC BB Berlin) gegen Weißrussland 2:6, die Männer mit Florian Kahllund (Sportschützenclub Fockbek), Simon Nesemann (GS Boxdorf) und Christian Weiss (SSV Ehingen) zogen gegen Frankreich den Kürzeren und verloren 3:5. Das Turnier der Bogenschützen findet in dem Stadion statt, das den Namen des aserbaidschanischen Fußball-Schieds- und Linienrichters Tofiq Bahramov trägt, der 1966 im WM-Finale das legendäre Wembley-Tor gegen Deutschland anerkannte. Den deutschen Athleten bleibt nun noch die Hoffnung auf die Einzelkonkurrenz, bei der die Entscheidung am Sonntag (Frauen) und Montag (Männer) fällt.

Zwei knappe Niederlagen für Gülec-Geschwister im Taekwondo

Goldene Punkte der Gegner brachten die Gülec-Geschwister Tahir (bis 80 kg) und Rabia (bis 67 kg/beide TKD Özer Nürnberg) ums Weiterkommen im Taekwondo-Wettkampf. Beide verloren ihre Auftaktkämpfe: Rabia gegen die Slowenin Franka Anic in der Golden-Point-Runde 3:4, Tahir gegen den Italiener Roberto Botta in der Golden-Point-Runde 2:3. Es war die vierte Niederlage von Ex-Weltmeister Gülec gegen Botta in diesem Jahr.

Ringer am Schlusstag medaillenlos

Ohne Medaille blieben auch die deutschen Freistil-Ringer an ihrem letzten Wettkampftag. In ihrer Bilanz stehen eine Silber- und drei Bronzemedaillen. Am Donnerstag schied Michael Kaufmehl (KSV Ispringen/bis 86 kg) in der Vorrunde aus, für Tim Müller (SC Hosbach/bis 70 kg) war im Achtelfinale Schluss, Nick Matuhin (1. Luckenwalder SC/bis 125 kg) verlor ebenfalls sein Achtelfinale und blieb anschließend auch in der Trostrunde erfolglos. „Das ist auf jeden Fall ein zufriedenstellendes Gesamtergebnis. Wir haben nicht mit vier Medaillen gerechnet. Aber wir müssen die Einzelleistungen auch differenziert einordnen. Das große Ziel ist die WM im September in Las Vegas, dort geht es dann um die Startplätze für Rio. Die Top-Fünf qualifizieren sich.“

Wasserballerinnen können auf Platz sieben hoffen

Nach ihrem 9:4-Erfolg gegen Frankreich können die deutschen Wasserball-Juniorinnen nun mit einem Sieg im letzten Spiel am Samstag gegen die Slowakei Turnier-Siebte werden.

(Quelle: DOSB)


  • Elena Wassen schraubt sich zur Bronzemedaille. Foto: Getty Images (für BECOG)
    Elena Wassen schraubt sich zur Bronzemedaille. Foto: Getty Images (für BECOG)
  • Wassen ist mit fast 15 Jahren das "Küken" der deutschen Mannschaft und freut sich deshalb umso mehr über ihren dritten Platz. Foto: DOSB
    Wassen ist mit fast 15 Jahren das "Küken" der deutschen Mannschaft und freut sich deshalb umso mehr über ihren dritten Platz. Foto: DOSB
  • Fabian Hambüchen war durch eine Verletzung am Finger leicht gehandicapt, hat aber noch Medaillenchancen in den Einzelstarts. Foto: DOSB
    Fabian Hambüchen war durch eine Verletzung am Finger leicht gehandicapt, hat aber noch Medaillenchancen in den Einzelstarts. Foto: DOSB
  • Sophie Scheder hadert noch ein bisschen mit dem undankbaren vierten Platz. Ihre Trainerin Ulla Koch ist aber sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Foto: DOSB
    Sophie Scheder hadert noch ein bisschen mit dem undankbaren vierten Platz. Ihre Trainerin Ulla Koch ist aber sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Foto: DOSB