Weitere Kostensteigerung im Gesundheitswesen erwartet

 

Der Kosten-Anstieg im deutschen Gesundheitswesen ist nach Ansicht vieler Experten noch lange nicht am Ende angelangt. Nach der Einschätzung von

Ulf Fink, Präsident des Deutschen Kneipp-Bundes und der Internationalen Föderation der Kneipp-Bewegung, wird die geplante Anhebung der Beitragssätze der Krankenkassen auf rund 14 Prozent nicht die letzte sein, wenn sich die Bedingungen nicht grundlegend ändern. "Die Probleme des Jahres 2002 werden ein mildes Säuseln gegenüber den Problemen der Zukunft sein", meinte Fink beim ersten Fach-Kongress "Prävention in Deutschland und Europa", vom saarländischen Sozialministerium, der Internationalen Föderation der Kneipp-Bewegung (IKK) und dem Deutschen Sportbund (DSB) veranstaltet. Fink hält Beitragssätze von 20 und 25 Prozent für durchaus realistisch.

"Das deutsche Gesundheitswesen verdient diesen Namen nicht, es ist vielmehr ein Krankheits-Heilungswesen. Das darf nicht so bleiben", forderte Fink. Zukünftig müsse bedeutend mehr Prävention betrieben werden, ansonsten wäre die Kostenlawine nicht aufzuhalten. Das Berliner Büro des Kneipp-Bundes wird nun eine Initiative für ein eigenes Präventiv-Gesetz vorantreiben. Für den DSB betonte sein Gesundheits-Beauftragter Prof. Dr. Winfried Banzer in Saarbrücken abermals die Bedeutung der Prävention. Nach den Erkenntnissen des Frankfurter Sportmediziners treiben immerhin 45 Prozent aller Menschen nicht regelmäßig Sport. Selbst bei den sportiven Bundesbürgern kommen nur zehn Prozent auf eine Zahl von Sportstunden, die von der Sportmedizin aus gesundheitlichen Gründen als ausreichend betrachtet würde. Es gäbe noch eine Menge Nachholbedarf, meinte Banzer.

Wie viel mit Präventiv-Programmen erreicht werden kann, zeigt das Beispiel Finnland, das Tiina Laatikainen von der finnischen Gesundheits-Behörde in Saarbrücken erläuterte. Anfang der 70-er Jahre lag der skandinavische Staat in der Statistik über Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit weitem Abstand vor den USA an erster Stelle. Beson-ders dramatisch war die Situation in der Provinz Nord-Karelia. Aufgeschreckt durch diese Daten, wurde ein weitreichendes Programm mit zahlreichen Aufklärungs-Kampagnen und der Bekämpfung der Nikotin-Sucht aufgelegt. Mit gesetzlichen Regelungen rückten die Finnen dem Rauchen als Risikofaktor Nummer eins zu Leibe. 30 Jahre nach Beginn dieser zunächst auf eine Provinz beschränkten Aktion sank die Zahl der Herz-Kreislauf-Todesfälle drastisch um 76 Prozent. Mittlerweile hat Finnland diese Vorsorge auf fast das gesamte Land ausgedehnt, wie Laatikainen in Saarbrücken erklärte.