Wenn der Sport wüsste, was der Sport weiß

Das DOSB-Wissensnetz deutet an, dass Wissen auch im Sport permanent anwächst, sich Erkenntniswege ändern, Wissensvermittlung aber eine herausfordernde Aufgabe für den Sport bleibt.

Bildungsverantwortliche der Sportorganisationen setzen auf ganz unterschiedliche technische Lösungen. Foto: LSB NRW
Bildungsverantwortliche der Sportorganisationen setzen auf ganz unterschiedliche technische Lösungen. Foto: LSB NRW

Der ehemalige Siemens-Chef Heinrich von Pierer hat mit seinem oft zitierten Satz „wenn Siemens wüsste, was Siemens weiß“ zum Ausdruck bringen wollen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seines Unternehmens einen riesigen Wissensschatz hüten, dieser jedoch im Verborgenen bleibt, da kein Wissenstransfer und keine systematische Vernetzung der Wissensträger stattfinden. Aus diesem Grund würden Ideen immer wieder aufs Neue entwickelt und bereits bestehende Entwicklungen nicht für weitere Innovationen genutzt. Das war vor gut 20 Jahren und wird häufig als Geburtsstunde des Wissensmanagements bezeichnet.

Seitdem haben sich viele Wissenschaftler*innen und Organisationen damit beschäftigt, wie Wissensmanagement und -austausch ausgestaltet werden und gelingen kann. Vieles wurde und wird erprobt, erforscht und entwickelt.

Dabei wird Wissensmanagement aus ganz unterschiedlichen Traditionen, Perspektiven und Grundhaltungen angegangen. Es ist deutlich geworden, dass es beim Wissensmanagement nicht allein um die Erstellung von technischen Plattformen und Portalen gehen kann. Denn die beste Plattform nutzt nichts, wenn sie niemand nutzt. Zu oft haben wir genau dies erlebt.

Es geht vielmehr um die didaktische Herausforderung, wie Informationen und Wissen geteilt, angeeignet und zu Handlungswissen transformiert werden können. Welche motivationalen Bedingungen sind notwendig, damit Menschen ihr Wissen teilen und welche Kompetenzen benötigen sie dafür? Wie kann neues Wissen entstehen, welche Rolle spielen Kreativität und was muss passieren, damit daraus Innovationen entstehen? Wie können wir „träges“ Wissen verhindern und erreichen, dass Wissen in Organisationen genutzt wird?

Für die Annäherung an diese Fragen kann es hilfreich sein, eine psychologisch-pädagogische Perspektive einzunehmen, die das Wahrnehmen, Denken und Wollen des Menschen in den Vordergrund stellt und die Wissensmanagement als Lernprozess versteht. Es bietet sich dadurch die Möglichkeit, die Motive des Individuums für Wissensteilung mit einzuschließen, Ängste und Bedenken der Wissensträger zu berücksichtigen und diese in die technisch-didaktische Entwicklung (bspw. einer Plattform) und die Begleitung der beteiligten Personen (im Sinne eines Community Managements) einfließen zu lassen. Die Organisation ist gefordert, entsprechende Rahmenbedingungen für das individuelle und das organisationale Lernen zu schaffen, wie z.B. eine gemeinsame Vision, flexible und motivierende Lerntechnologien sowie didaktische Konzepte.

In den Bildungsbereichen der Sportorganisationen hat sich diese Perspektive als hilfreich erwiesen. Erfahrungen mit unterschiedlichen Wissens- und Lerncommunities werden gesammelt und intensiv diskutiert. Die Bildungsverantwortlichen setzen dabei auf ganz unterschiedliche technische Lösungen, denn am Ende ist es nicht die Technik, sondern die Didaktik des Wissensmanagements, die für eine Kultur des Teilens und eine funktionierende Community of Knowledge entscheidend ist.

So dass der Sport in Zukunft ein bisschen besser weiß, was der Sport weiß.

(Autorin: Wiebke Fabinski, Stellvertretende Ressortleiterin beim DOSB im Bereich Bildung und Engagement)

In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder.

 


  • Bildungsverantwortliche der Sportorganisationen setzen auf ganz unterschiedliche technische Lösungen. Foto: LSB NRW
    Zwei Männer sitzen mit einem Laptop auf einer Bank am Rande eines Sportplatzes. Foto: LSB NRW