Wenn der Verein zum Lebensbegleiter wird

 

Eltern melden ihre Kinder im Turn- und Sportverein an, kaum dass sie geboren sind. Und aktive Ältere sind in der

Liste zu finden, deren Geburtsjahr in die 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts reicht. Der Sportverein wird zum Lebensbegleiter, wie sich auch am Angebot zeigt , das drei Generationen überspannt: das Oma-Opa-Kind-Turnen.

Um bei Oma und Opa zu bleiben: Hier macht im Augenblick der Vereinssport seinen größten Wachstumssprung. Keine ältere Generation zuvor konnte sich – etwa in der Altersspanne von 50 bis 90 – so viele Angebote bei Bewegung, Spiel, Sport und Geselligkeit aussuchen. Längst ist hier nicht mehr nur von Gymnastik und Wandern, vielleicht noch etwas Schwimmen und Kegeln die Rede, sondern von Reiten, Judo, Tennis, Sporttanz, Karate, Segelfliegen - aber auch von Werken, Kulturexkursionen, bürgerschaftlichem Engagement und vielem mehr.

Seine ursprüngliche Fixierung der Jugend vorbehalten zu sein, hat der Sport längst aufgegeben. Waren es in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts ganz überwiegend die Altersturner und die Altersfußballer, die ein erstes Gegengewicht gegen das Primat der Jugend bildeten, so haben inzwischen viele Sportarten, denen man dies früher nicht zugetraut hätte, mit bedeutenden Teilnehmerzahlen nachgezogen. Der Grund dafür ist nicht allein, dass Sport für viele zum Lebensbegleiter wurde und man als Segler, Tennisspieler oder Volleyballer nicht aufhört, wenn man in die Jahre kommt, sondern bis ins letzte Lebensjahrzehnt dabei bleibt – nein, es gibt daneben immer mehr Menschen, die erst im Rentenalter Schwimmen, Reiten, Judo, Karate oder Segelfliegen lernen. Auch hat der Alterssport viele eigene Formen entwickelt oder aus anderen Kulturen eingeführt. Da gibt es unterdessen eigene Seniorenakademien und Seniorenschulen, da wird Atemgymnastik trainiert und Qi-Gong, Squaredance, Indiaca angeboten.

Volleyball sei nur etwas für junge Erwachsene? Das wäre weit gefehlt. Der Verein für Freizeitvolleyball in Berlin führt mit dem „Oldie-Cup“ nur eines der Angebote auf, mit denen er sich an die Senioren wendet. Die Senioren- Mixed-Runden beteiligten Spielerinnen und Spieler der Jahrgänge ab 1943; aber auch die um mehr als ein Jahrzehnt Älteren, die mit Volleyball jung bleiben wollen, finden hier ihr Spiel.

Einen Bogen müssten die Älteren zum Beispiel um eine eigentlich jugendlich anmutende Sportart wie Karate machen? Auch das ist falsch, wie der Karateclub Offenburg durch ein altersangepasstes Angebot beweist. Im Club SEI-SHIN-KAN wird planmäßig der Sorge vorgebaut, dass sich Ältere in schwierigen Situationen nicht mehr auf sich selbstverlassen können. Die Teilnehmer der Karatekurse für Seniorinnen und Senioren lernen sich zu wehren, Ängste abzubauen, das Selbstbewusstsein zu stärken und sich an der so bewiesenen Jugendlichkeit zu freuen.