"Sport nach Krebs" - ein Erfolgsprogramm in vielen Vereinen
In der Märkischen Turngemeinde Horst 1881 in Essen betreut seit Anfang des Jahres ein entsprechend qualifizierter Übungsleiter Menschen nach Krebsoperationen. 15 Jahre dagegen besteht schon die spezielle Gruppe brustkrebsbehandelter Frauen im Turnverein der Bahnhofsvorstadt Bremen. Heute sind die Teilnehmerinnen zwischen 40 und 80 Jahre alt. Die älteste Seniorin ist von Anfang an dabei.
Immer mehr Sportvereine setzen auf Gesundheit und gesellschaftlich-soziales Engagement. Der Sportverein Bayer Wuppertal hat am 13. April sein neues Zentrum für Breiten- und Gesundheitssport eingeweiht, das auf 1.000 qm aus einer alten Lagerhalle entstanden ist. Seitdem steigt er verstärkt in den Präventions- und Rehabilitationssport ein. Zu 23 neuen Angeboten gehört auch Sport in der Krebsnachsorge. "Bei uns endet der Sport nicht mit dem Ende der medizinischen Verordnung, sondern hat die Integration in die Vereinsstrukturen zum Ziel", erläutert Claudia Bader die Vereinsphilosophie. Sie und Daniela Ronig leiten als Diplomsportlehrerinnen die Bereiche Prävention bzw. Rehabilitation.
Sport nach Krebs
100 Sportvereine im Württembergischen Landessportbund (WLSB) bieten in 120 Gruppen "Sport nach Krebs" an. Seit 19 Jahren bildet der WLSB in Kooperation mit der Rehabilitationsklinik Überruh Übungsleiterinnen aus und fort, von denen zur Zeit 150 im Einsatz sind. Der Landessportbund Nordrhein-Westfalen ist Vorreiter in dieser so wichtigen sportlich-sozialen Aufgabe. 1979 hat er begonnen, richtig dosierte und angemessene Bewegung im Kampf gegen Krebs und für mehr Lebensfreude trotz Behinderung einzusetzen. Nach 25 Jahren gibt es 268 Sportgruppen in der Krebsnachsorge.
In der onkologischen Rehabilitationsklinik Bergisch-Land haben nach einer ersten gemeinsamen Tagung die Krebsgesellschaft NRW und der Landessportbund jetzt auch vereinbart, regionale Kompetenznetzwerke flächendeckend einzurichten. "Gemeinsam in Bewegung" heißt das treffende Motto im tatsächlichen und übertragenen Sinne. Die Zielvorstellung ist, dass Krebspatienten in Wohnortnähe Sportvereine und Selbsthilfevereinigungen finden, die als starke Gemeinschaften auch Hilfen in psychosozialer Hinsicht geben können.
Jährlich werden mindestens 30.000 Frauen mit der Diagnose konfrontiert, an Brustkrebs erkrankt zu sein. Nach aktueller Feststellung des Statistischen Bundesamtes sind 17.173 Patientinnen im Jahr 2003 daran gestorben. In Verbindung mit dem vor der Verabschiedung stehenden Präventionsgesetz hat die Deutsche Krebshilfe noch einmal eindringlich auf insgesamt 400.000 vom Krebs betroffene Menschen pro anno hingewiesen.
Wichtig sind deshalb neben der Vorbeugung durch Sport und Bewegung die Beständigkeit in der kompetenten Betreuung und die zahlenmäßige Ausweitung der Aktivitäten im Sport nach Krebs. Im Mülheimer Turnverein 1850 in Köln sind Gymnastik und Wassergymnastik für diese Zielgruppe im ausgewiesenen Angebot. Krebsnachsorgegruppen haben der Männerturnverein 1860 Erfurt, der Turn- und Sportverein Farke-Rekum, Bremen, und der Fußballclub Rot-Weiß Lessenich 1951 in Bonn eingerichtet. Gleiche Angebote finden sich in den fachlichen Jahresprogrammen des Männerturnvereins 1846 Ludwigsburg, des Turnvereins Lemgo v. 1863, der mit dem Brustzentrum Lemgo kooperiert, und des Olympischen Sportclubs Berlin von 1890 in Zusammenarbeit mit dem Auguste-Viktoria-Krankenhaus.
Diese menschenfreundlichen Aktivitäten werden in der Regel in den Vereinsprogrammen mit den notwendigen Informationen ausgedruckt und kurz beschrieben. Sie erfordern einen besonderen personellen Aufwand und Abstimmungen mit Ärzten, Psychologen, Ernährungsberatern. Alle leisten einen hohen Einsatz. Dennoch gibt es mit Rücksicht auf die Teilnehmer so gut wie keine Bilder und Berichte. Deshalb soll als allgemein gültiges Beispiel ein Artikel in der Vereinszeitschrift des Turnvereins Aktenstadt 1873, Geislingen/Steige, über die Abteilung "Sport nach Krebs" herangezogen werden. Er beginnt damit, dass die Frauen der Nachsorge-Gruppen "vor Lebenslust sprühen und voller Lebensfreude sind. Sie haben ihr Leben gemeinsam in die Hand genommen und gelernt, die eng gesteckten Grenzen nach einer Operation auszudehnen und in den Alltag zurückzukehren".
Link im Netz:
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Menschen, die an Krebs erkrankt waren, müssen sportlich nicht abseits stehen. (www.brustkrebs-web.de)
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