Wie haben sich die Mitgliedsorganisationen des DOSB entwickelt?

Ein Rückblick auf die Bestandserhebungen von 1991, 2001 und 2011 soll zeigen, wie sich die Mitgliederzahlen in den vergangenen Jahren entwickelt haben und Veränderungen aufspüren.

Der DOSB konnte in den vergangenen 20 Jahren einen stetigen Mitgliederzuwachs verzeichnen. Foto: picture-alliance
Der DOSB konnte in den vergangenen 20 Jahren einen stetigen Mitgliederzuwachs verzeichnen. Foto: picture-alliance

In diesen Wochen und Monaten veröffentlichen immer mehr Mitgliedsorganisationen des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) die Ergebnisse ihrer Mitgliederzählungen („Mitgliedschaften“) für das zurückliegende Kalenderjahr 2011. Die einen freuen sich begeistert über weitere Zuwächse, während andere (vielleicht sogar erstmals) Verluste beklagen und mit der Ursachenforschung beginnen, um möglicherweise mit geeigneten Maßnahmen zukünftig gegenzusteuern. Wie dem auch sei: Manchmal lohnt auch ein (kritischer) Rückblick auf die Mitgliederentwicklung die letzten beiden Jahrzehnten, um Veränderungen nachträglich aufzuspüren und unter zeithistorischen, demografischen bzw. noch anderen (auch: verbandsinternen) Aspekten zu erklären.

Legt man dazu die aktuelle Bestandserhebung des DOSB 2011 (in der Fassung vom 15. November 2011) zugrunde und nimmt jene aus den Jahren 2001 und 1991 hinzu, dann ergeben sich etliche interessante Vergleichsmöglichkeiten der vorliegenden Daten für einen 10-Jahres- bzw. 20-Jahres-Zyklus. Einige Beobachtungen sollen hier vorgestellt werden:

Anzahl der Mitgliedschaften haben sich fast immer erhöht

Fest steht, dass der DOSB bzw. seine Vorläuferorganisation, der Deutsche Sportbund, die Anzahl seiner Mitgliedschaften fast immer erhöhen konnte: Nach einem leichten Rückgang von 1990 auf 1991 (vermutlich im Zuge von „Bereinigungen“ bei der Zählung durch die Wiedervereinigung) waren es im Jahre 1991 genau 23.181.197 Mitgliedschaften. Danach wuchs die Zahl bis zum Jahre 2001 auf 26.838.739 und liegt aktuell bei 27.675.461 für das letzte Jahr. Von diesem Wachstum konnten aber nicht alle Mitgliedsorganisationen des DOSB in gleicher Weise profitieren – das bedeutet auch: Es gibt sogar einige Spitzenverbände, deren Mitgliedschaften von 1991 bis heute rückläufig sind, aber auch andere, deren Negativwachstum erst im jüngsten 10-Jahres-Zyklus eingesetzt hat: Der Deutsche Basketball Bund beispielsweise konnte zwischen 1991 und 2001 Zuwächse (von 138.332 auf 193.788) verzeichnen, ist aber inzwischen mit 132.635 auf ein Niveau gesunken, das unter dem von 1991 liegt; ähnliches gilt u. a. für Judo, den Radsport sowie die Schwimmer und die Segler.

Zu den Verbänden, die kontinuierliche Verluste seit 1991 verbuchen mussten, gehören beispielsweise der Deutsche Skiverband mit damals 691.112, zehn Jahre später mit 684.590 und derzeit noch mit 574.683 Mitgliedschaften und der Deutsche Tennis Bund (DTB), wo die Rückläufe noch eklatanter ausfallen: Im Becker-Graf-Hochzeitalter 1991 waren im DTB 2.249.528 Personen erfasst, danach nur noch 1.987.049, und heute sind es genau noch 1.531.580. Die Mitgliederentwicklung im Tischtennis ist ebenfalls negativ: 769.024 auf heute 606.075. Bei den nicht nichtolympischen Spitzenverbänden heißt der große Verlierer der Deutsche Kegler- und Bowlingbund: Der Mitgliederstamm hat sich in den letzten 20 Jahren mehr als halbiert von ehemals 301.729 auf heute noch 115.158; Squash, Schach und der Deutsche Wasserski- und Wakeboardverband verzeichnen ebenfalls Verluste wie die kleine Gemeinschaft der Skibobfahrer, die heute noch 469 „Eingetragene“ ausmachen und 1991 beigenau 1.207 lagen.

Relation der Geschlechter hat sicher verändert

Zwischendurch: Was die Entwicklung der Mitgliedschaften in den Landessportbünden über die letzten beiden Jahrzehnte angeht, könnte man fast erwarten, dass diese mit der positiven Entwicklung der DOSB-Gesamtzahlen korrespondiert und hier nur Zuwächse zu verzeichnen sind. Schaut man sich die Zahlen im Einzelnen genauer an, dann trifft das mit ganz wenigen Ausnahmen auch zu: Nur in Bremen gibt es seit 1991 einen stetigen, aber offensichtlich verlangsamtenen Rückgang (von 183.941 im Jahre 1991 über 165.886 im Jahre 2011 auf heute 165.458), während das Saarland ab 2001 weniger Mitglieder von 447.446 auf 395.937 verzeichnet. Interessant ist in diesem Zusammenhag jedoch, dass beide Bünde die Anzahl der Mitgliedsvereine von 1991 auf 2011 zwar geringfügig erhöhen konnten, aber in den letzen zehn Jahren sich auch hier kleinste zahlenmäßige Verluste abzeichnen. Dies trifft auch minimal für Hessen von 7.796 auf 7.782 heute und Nordrhein-Westfalen von 20.274 auf 19.592 zu, wenn man die letzten zehn Jahre zugrunde legt.

Viele Sportverbände in unserem Lande gelten als Männerdomäne, wenige wie z.B. der Deutsche Turner-Bund (DTB) haben dagegen mehr weibliche Mitgliedschaften. Das war beim DTB schon vor zwanzig Jahren so. Beim Gros der Verbände hat sich allerdings die Relation zwischen den Geschlechtern deutlich verändert – bleibt nur noch die Frage, ob es auch schon Verbände gibt, bei denen aus einer ehemals Männerdomäne nun eine zahlenmäßige „Vorherrschaft“ (kein herrlicher Begriff!) zugunsten der Frauen zu verzeichnen ist? Beim Abgleich der Gesamtzahlen zwischen Männern und Frauen (ohne Berücksichtigung von Altersgruppen) trifft das beispielsweise zu für den Deutschen Behindertenverband, der im Jahre 1991 (sogar doppelt soviel!) mehr Männer als Frauen hatte und wo heute (im Verhältnis 259.809 zu 315.078) mehr Frauen Mitglied sind; das gleiche gilt übrigens für den Deutschen Leichtathletik-Verband, für den Deutschen Verband für Modernen Fünfkampf, den Deutschen Schwimm-Verband und den Deutschen Volleyball-Verband. Unter Gender-Aspekten darf noch hinzugefügt werden, dass es sogar Verbände gibt, deren Anteil an Frauen heute mindestens doppelt so hoch ist wie der der männlichen Mitglieder: Sportakrobatik, Tanzen, Eislaufen, Reiten und der Deutsche Tuner-Bund.

Verbände mit Mitgliedern vom Kinder- bis zum Seniorenalter

Betrachtet man die Bestandserhebungen nach Altersgruppen von unter sechs bis über 60 Jahre, dann sind bis auf wenige Ausnahmen aktuell bei fast allen DOSB-Mitgliedsorganisationen die entsprechenden Tabellenfelder belegt – das soll heißen: Die Verbände verfügen über männliche und weibliche Mitglieder vom Kindergarten- bis zum Seniorenalter. Das war vor zwanzig Jahren noch etwas anders, sieht man einmal davon ab, dass nicht einmal alle (voran der Deutsche Fußball-Bund als „Branchenführer“) in der Lage waren, ihre Mitgliedschaften nach den vorgegebenen Altersgruppen differenziert überhaupt zu erfassen. Beim Vergleich über die Jahrzehnte gibt es auch hier durchaus interessante Entwicklungen, gerade wenn man die jüngste Mitgliedergruppe „bis 6 Jahre“ und die älteste („über 60 Jahre“) gegenüberstellt:

Bei den Kindern liegt in der Rangliste der Turner-Bund vor dem Fußball-Bund, dem Schwimm-Verband sowie dem Leichtathletik-Verband und den Handballern auf Platz fünf. Während Turnen und Fußball auch bei den Ältesten noch ganz vorn auf Platz eins bzw. zwei bleiben, rangieren die Schützen hier auf Platz drei vor Tennis und Golf. Bei den nichtolympischen Verbänden führen beim Einstieg in den Vereinssport im Kindesalter die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) vor dem Deutschen Alpenverein und dem Deutschen Tanzsportverband auf Platz drei; im höheren Alter sind es dann der Deutsche Behindertensportverband auf Platz eins vor dem Alpenverein und dem Verband Deutscher Sportfischer.

Entwicklung bei den Verbänden mit besonderen Aufgaben

Kurz noch zu der Mitgliederentwicklung in der Gruppe der Verbände mit besonderen Aufgaben: Hier sticht sofort das deutliche Wachstum von Makkabi Deutschland ins Auge von damals 453 Personen (im Jahre 1991) auf heute 4.180. Während die Gesamtzahl der Mitgliedschaften in dieser Verbandsgruppe mit rund 1.4 Mio. nahezu konstant geblieben ist (teilweise bedingt durch die Neugliederung der Zugehörigkeit im Laufe der Zeit), verzeichnen auch hier einige Verbände größere Mitgliedereinbußen – egal, ob das den Verband Deutscher Eisenbahner-Sportvereine (von 176.542 im Jahre 1991 auf 118.596 heute) und den Deutschen Verband für Freikörperkultur (von 61.562 auf 38.737) oder mit dem Deutschen Sportlehrerverband (von 17.867 auf 11.000) sowie mit der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention bzw. seinen Vorgänger, den Deutschen Sportärztebund von 10.318 auf 8.772 zwei sportbezogenen Berufsverbände betrifft, deren Mitgliedschaften nicht per se auf das aktive Sporttreiben ausgerichtet, aber durchaus anzunehmen oder zumindest wünschenswert sind.

(Quelle: DOSB-Presse, Ausgabe 23)


  • Der DOSB konnte in den vergangenen 20 Jahren einen stetigen Mitgliederzuwachs verzeichnen. Foto: picture-alliance
    Der DOSB konnte in den vergangenen 20 Jahren einen stetigen Mitgliederzuwachs verzeichnen. Foto: picture-alliance